
Bielefeld. Mit einem hoch interessanten Vergleich meldet die Handball-Verbandsliga das Ende der langen Pause. Der TuS Brake empfängt den TuS 97 Bielefeld-Jöllenbeck. „Freitagabend, 20 Uhr, ein Derby gegen den Nachbarn nach vier Wochen ohne Spiel – mehr Vorfreude geht doch nicht“, sagt TuS-97-Trainer Pierre Limberg. Beide Teams haben die Zeit auf unterschiedliche Weise genutzt: Die Jöllenbecker an der individuellen Athletik und dem Abwehrverband gewerkelt, die Braker den Trainer verabschiedet.
Zygfryd Jedrzej ging nach gut drei Jahren als TuS-Coach offiziell im gegenseitigen Einvernehmen. Die Beziehung schien aufgebraucht, der Spaß war abhanden gekommen. Daraus haben die Braker nun die Konsequenz gezogen. Und das, ohne eine verbindliche Nachfolge-Regelung präsentieren zu können. Bis es soweit ist, soll ein Trio die Mannschaft führen. Das gestaltet sich aber komplizierter als erhofft.
»Weniger Spielzüge, die aber mit Entschlossenheit«
Der Ex-Spieler und Jannis Johannmeier, das ist die Idee, soll gemeinsam mit dem sportlichen Leiter Lucas Tiemann und Ex-Torhüter Karsten Stellbrink vorerst die Verantwortung übernehmen. „Aber jetzt ist ,Kabel’ Stellbrink krank und Lucas im Urlaub“, sagt Johannmeier lachend. Aus dem Trio ist inzwischen also ein Solo geworden. Aber der Solist hat Lust und Courage.
„Es geht jetzt mit der Mannschaft um Kommunikation, um Vertrauen, um positive Emotionen – und damit um ein gutes Selbstverständnis“, sagt Johannmeier. Konkret heißt es unter seiner Führung auf dem Feld: „Weniger Spielzüge, die dafür aber mit Entschlossenheit. Wir wissen, was wir nicht können. Das lassen wir. Und wir wissen, was wir können. Das zeigen wir.“ So ist der Plan.
Was die Braker so können, haben sie dem TuS 97 in der vergangenen Oberliga-Saison zweimal gezeigt. Auch unter Trainer Jedrzej. In Brake streckten sich die Jöllenbecker mit Mühe zu einem 27:24. Beim Derby in Jöllenbeck gewann Brake als Außenseiter gar mit 25:24. Da steckte Johannmeier noch im Braker Trikot und trug vier Tore zum gelungenen Kurzausflug bei. Am Ende stiegen beide Teams ab. Die Braker erwartbar, die Jöllenbecker völlig überraschend. Darum geht es jetzt eine Etage tiefer ans Eingemachte.
Gefahr durch Trainerwechsel
Jöllenbecks Trainer Pierre Limberg hat die Personalveränderung beim Nachbarn zur Kenntnis genommen, mochte sie aber nicht kommentieren, weil er zu wenig darüber wisse. Was er weiß: „Das erste Spiel nach einem Trainer-wechsel ist immer gefährlich. Da wird die Mannschaft noch einmal anders in die Pflicht genommen.“ Auch wenn er keinen Zweifel an der Motivation seines Teams habe, erwarte er eines aus Brake, das aus der neuen Situation sehr viel Kraft ziehe.
Auf Brake im Speziellen und das Unternehmen Wiederaufstieg im Allgemeinen hat der Trainer sein Team in vier zweigeteilten Wochen vorbereitet. Persönliche Leibesertüchtigung der einzelnen Spieler, dazu das Einspielen des neuen Innenblocks mit Tim Weischer und Luca Borutta. „Außerdem haben wir uns noch an eine zweite Deckungsform gemacht. Die verrate ich aber nicht“, sagt Limberg. Generell gelte für den den Abend: „Wir fangen bei Null an und wissen nicht genau, wo wir stehen. Wir können uns nur gut vorbereiten. Und das haben wir getan.“ Limberg geht davon aus, dass sein Team das Derby gewinnt – „wenn wir umsetzen, was wir uns vornehmen.“ Jannis Johannmeier hat seine eigene Rechnung: „Ich sehe Jöllenbeck nicht als Favorit. Wenn ich mir die einzelnen Spieler anschaue, ist unser Kader mindestens gleichwertig. Mindestens.“ Es dürfte also hoch interessant werden.