Ein Erfahrungsschatz für den Nachwuchs beim DSC Arminia Bielefeld

Bielefeld. Am Anfang des Gesprächs hat Heiko Flottmann lächelnd gewarnt, er könne manchmal etwas weiter ausholen. Das kann schon mal passieren, wenn Menschen über ihren Beruf sprechen, der gleichzeitig auch ihre große Leidenschaft ist. Und wenn die Kommunikation mit anderen Teil der Arbeitsplatzbeschreibung ist. Heiko Flottmann hat tatsächlich viel zu erzählen. Schaut man in seine Vita, wird sofort klar, was &bdquo;Akademinia“-Leiter Finn Holsing mit &bdquo;Erfahrungsschatz“ meint, von dem der DSC profitieren möchte. Flottmann ist seit Anfang Juli bei Arminia sportlicher Leiter für die Bereiche U 16 bis U 19. Er war viele Jahre Trainer für Nachwuchsmannschaften und bei den Senioren. Als Cheftrainer oder Assistent, neben anderen von Claus-Dieter Wollitz und Frank Pagelsdorf. Er hat als Nachwuchskoordinator und Scout gearbeitet. "Ich arbeite unheimlich gern mit jungen Leuten zusammen" Die Spieler-Entwicklung von der U 17 über die U 23 hin zu den Profis &bdquo;war immer mein Thema. Damit kenne ich mich aus. Ich arbeite unheimlich gern mit jungen Leuten zusammen.“ Die meiste Zeit hat er in seiner Geburtsstadt Osnabrück beim dortigen VfL verbracht. Er sammelte überdies Erfahrungen in Lotte, Meppen und Herzlake. Zuletzt war Heiko Flottmann sportlicher Leiter von Werder Bremens U 16 bis U 17: &bdquo;Ich habe mich in den vergangenen sechs Jahren in der Werder-Familie unheimlich wohl gefühlt.“ Die Bremer mochten ihn offenbar auch. &bdquo;Mit Heiko verlieren wir nicht nur einen Fachmann, sondern auch einen besonderen Menschen“, sagte Björn Schierenbeck, Leiter des Werder Leistungszentrums. Die neue Aufgabe war reizvoll Wahrscheinlich würde Flottmann heute noch immer von Osnabrück über die A1 Richtung Weserstadion fahren, wenn Finn Holsing nicht im richtigen Moment angerufen hätte. Im Februar ist der Vater zweier Söhne – einer spielt noch beim SV Rödinghausen – 65 geworden. Zwei, drei Jahre wollte er noch in Bremen weitermachen, so der Plan. Dann kam das Angebot aus Bielefeld. Und für Flottmann klang es interessant: &bdquo;Ich sah die Chance, meine Erfahrungen und Erkenntnisse noch einmal in eine neue Aufgabe zu stecken.“ Er sagte nach einem Gespräch mit Holsing zu, war bereit, &bdquo;zur Weiterentwicklung von Arminias Nachwuchsleistungszentrum beizutragen und anzupacken“. Außerdem habe es ihn gereizt, &bdquo;mal im Westen zu arbeiten, wo die Konkurrenz mit den vielen Vereinen doch anders ist als in einem Flächenland wie Niedersachsen“. Flottmanns erste Wochen waren geprägt davon, die Infrastruktur und die handelnden Personen rund um die drei Teams sowie die Spieler der U 16, U 17 und U 19 kennenzulernen. Möglichst bei jedem Training dabei Er versucht bei jedem Training und jedem Spiel der Mannschaften dabei zu sein. In seinem Studium der Elektrotechnik hat Flottmann gelernt, strukturiert und planvoll vorzugehen. Flottmann beobachtet aufmerksam, führt viele Gespräche mit Spielern, Trainern und auch Eltern. Die Bestandsaufnahme ist sehr weit gediehen. &bdquo;Jetzt geht es unter anderem darum, zusammen mit dem Staff zu schauen, wie wir als Team und individuell besser werden können.“ Flottmann benennt drei Säulen in seinem Aufgabengebiet: Trainermentoring, Talententwicklung und Kaderplanung. Er spreche ausführlich mit den Trainern, gebe Anregungen und hinterfrage auch das eine oder andere. &bdquo;Ich habe den Fußball nicht erfunden, aber ich versuche in der Diskussion mit den handelnden Personen meine Erfahrungen einfließen zu lassen. Die jungen Trainer müssen ja nicht die Fehler machen, die ich schon gemacht habe.“ Der Neue sucht gezielt den Austausch, bietet Hilfe und regt zum Nachdenken und zur Selbstreflexion an: &bdquo;Ich schreite auch mal ein, wenn ich denke: so geht es gar nicht.“ "Auch das Ergebnis am Wochenende ist wichtig" Die individuelle Entwicklung der jungen Spieler ist Flottmann wichtig. Ein Ziel des Trainerdaseins sei allerdings auch, Spiele zu gewinnen. &bdquo;Ich bin nicht der Typ, der alles der Ausbildung unterordnet. Auch das Ergebnis am Wochenende ist wichtig. Jedes Kind will gewinnen und Erfolge haben.“ Spaß soll der Sport machen, aber leistungsorientiert soll er ebenfalls sein. Klares Ziel ist es deshalb, mit der U 19 in die Bundesliga zurückzukehren. Das Auftakt-Remis gegen die TSG Sprockhövel nimmt er unaufgeregt hin. Jetzt blickt er gespannt dem Derby beim VfL Theesen am Sonntag entgegen. Grundsätzlich sei es eine Kunst, &bdquo;generell im Sport und im Nachwuchsbereich sich richtig einzuordnen“. Das beträfe die Spieler selbst und auch die Möglichkeiten des Vereins. Ein junger Spieler sollte nicht gleich an die erste Liga denken, sondern das Ziel haben, &bdquo;aus seinem Talent und seinen Möglichkeiten das Beste zu machen“. "Nach der U 19 sind auch Musiala oder Moukoko noch nicht fertig" Flottmann ist ein Verfechter der U-23- oder U 21-Mannschaft. &bdquo;Solch eine Mannschaft ist wichtig für den Übergang in den Seniorenbereich. Sie kann auch ein Zuhause für die eigenen Spieler sein, für die, die nach der U 19 nicht wissen, wie es weitergeht.“ Und natürlich für die Talente, die möglicherweise zu Höherem berufen sein könnten. &bdquo;Das muss gar nicht so ein großer finanzieller Aufwand sein. Wichtig ist, wie gearbeitet wird“, so der Ex-Bremer. Da er selbst auch Vereinsfunktionär gewesen sei, habe er &bdquo;großen Respekt vor den Entscheidern bei Profiklubs, die viele Facetten zu beachten haben“. Grundsätzlich glaubt Flottmann, dass die Spieler, die aus der Jugend kommen, &bdquo;eine besondere Behandlung brauchen. Die müssen anders angepackt werden. Nach der U 19 ist man nicht fertig, auch ein Jamal Musiala oder Youssoufa Moukoko nicht.“ "Ich spüre die Strahlkraft des Vereins" Von Fußballern dieses Kalibers kann Arminia nur träumen. Flottmann sieht in den eigenen Reihen gleichwohl einige interessante Spieler. Und er nimmt es als Herausforderung und Aufgabe, die Talente der Region vom DSC zu überzeugen. &bdquo;Überall spüre ich die Strahlkraft des Vereins. Ich versuche den Jungs immer beizubringen, dass es doch das Schönste ist, wenn vor dem Spiel der eigene Name im Stadion aufgerufen wird und man dabei ist.“ Flottmann ist sich bewusst, dass der Sprung zu den Profis schwer ist und es zuletzt bei Arminia viele junge Spieler vergeblich versucht haben. Er möchte aber wieder dahin kommen, dass Spieler erfolgreich für den Profibereich ausgebildet werden. &bdquo;Das ist ein Qualitätsmerkmal für einen Verein“, findet er. Wie man Spieler erfolgreich hält Flottmann weiß um die Konkurrenz aus der näheren und weiteren Umgebung und kennt die Möglichkeiten der Paderborner. Über &bdquo;kontinuierliche Arbeit, vernünftige Kommunikation und ein starkes Konzept von unten bis zur U 19“ könne man Spieler jedoch erfolgreich halten. Natürlich werde es immer welche geben, &bdquo;die die Kirschen in Nachbars Garten attraktiver finden. Das sollte jedoch nicht zu oft passieren.“ Arminias neuer Nachwuchs-Experte hat gerade erst angefangen. Die Kaderplanung ist eine Aufgabe, die er angehen wird. Mit Hilfe von Analysen und natürlich in vielen Gesprächen mit Trainern, Spielern und Eltern. Heiko Flottmann hat etwas zu sagen. Die Schatzkiste seiner Erfahrungen ist wirklich groß.

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