
Bielefeld. Viel mehr Demokratie geht nicht. Die Bielefelder Handball-Vereine von der Landes- bis zur Oberliga inklusive der Jugend durften selbst entscheiden, ob sie ihre Saison planmäßig am Wochenende wieder aufnehmen – oder im Januar noch aussetzen. Ergebnis: Nur ein Bielefelder Team hat jetzt drei spielfreie Wochenenden.
In einem Schreiben des Handball-Verbandes Westfalen (HVW) heißt es: „Aufgrund der aktuellen Gegebenheiten in Bezug auf die erhöhten Inzidenzwerte und des zu erwartenden weiteren Anstiegs aufgrund der Omikron-Variante sowie der Vorgaben der Regelungen, Sport unter ,2G plus’ durchzuführen, haben wir eine Video-Konferenzen mit den beteiligten Vereinen durchgeführt.“
Votum: 8:3 gegen das Weiterspielen
Dabei kam für Bielefeld heraus: Nur die Zweitvertretung des TuS 97 Bielefeld-Jöllenbeck in der Männer-Landesliga darf, muss – wie man es nimmt – pausieren. Das Votum der Mannschaften aus der Staffel 1 fiel zudem mit 8:3 gegen das Weiterspielen recht eindeutig aus. Wenn die Spieler von Trainer Stephan Neitzel am Wochenende also die Füße hochlegen können, müssen die Nachbarn HSG Eintracht Gadderbaum Brackwede und TSG Altenhagen-Heepen II in der Staffel 2 ran. Oder dürfen. Hier stimmten die Vereinsvertreter mit 7:5 für Handball.
Die Oberligisten mit zwei Jöllenbecker Mannschaften (Frauen und Männer) sowie dem TuS Brake stimmten mit jeweils 10:4 für das Weiterspielen. Auch in den beiden für Bielefeld relevanten Landesliga-Staffeln der Frauen wird gespielt: Die TSG, die Reserve des TuS 97, der TuS Brake und die HSG EGB spielen in der Staffel 1 weiter (Votum 9:3), das Handball-Team Senne in der Staffel 2 (5:4).
„Wir trainieren jetzt erstmal ins Nichts hinein"
Überrascht wurde Stephan Neitzel nicht nur vom Tempo bis zur Entscheidung, der Zeit eines Handballspiels, sondern besonders vom Ergebnis. „Damit habe ich überhaupt nicht gerechnet. Wir waren uns beim TuS 97 von der ersten bis zur dritten Mannschaft einig, weiterspielen zu wollen, haben natürlich auch so gestimmt. Aber dass sich acht Vereine dagegen aussprechen, verwundert mich“, sagte Neitzel. Er persönlich hält es zumindest für „naiv, zu glauben, dass sich die Situation in drei Wochen nachhaltig verbessert. Meiner Meinung hätten wir unter den aktuellen Bedingungen zumindest die Hinrunde komplett machen sollen.“ So, sagt Neitzel, gehe es jetzt für sein Team wieder so weiter wie zu den Corona-Zeiten des Lockdowns für Hallensport: „Wir trainieren jetzt erstmal ins Nichts hinein. Ich habe nämlich meine Zweifel, dass es im Februar wieder normal weitergeht.“
109 zu 105 für eine Fortsetzung
Auch im Jugendspielbetrieb sind Videokonferenzen abgehalten worden, die auch die Ergebnisse der jüngsten Ministerpräsidenten-Konferenz berücksichtigten. In der mA- und mB-Jugend entschieden die Vereine bereits während der Konferenz einstimmig, dass für den Jugendspielbetrieb eine Pause nicht eingelegt werden soll. Dahin ging die Tendenz bei den anderen Klassen auch, die Abstimmung hielt am Mittwochabend noch an.
Die Führungsspitze des HVW erklärte: „Die überwältigende Teilnahme von über 95 Prozent aller Mannschaften zeigte, dass die Vereine das Angebot zur Mitwirkung an der Spielplangestaltung gerne wahrnehmen. Von den 214 abgegebenen Voten waren 109 für eine Fortsetzung der Saison und 105 für eine Unterbrechung. Eindeutiger war hier das Votum für die Dauer einer eventuellen Unterbrechung. Immerhin 69 Prozent waren für die kurze Pause bis Ende Januar.“