Bielefeld

Einmal große Fußball-Bühne und zurück

Ugur Pamuk, Trainer des Bezirksligisten SC Hicret, hat eine Profi-Karriere hinter sich. Am Sonntag trifft er auf den TuS Jöllenbeck.

Hicrets Trainer Ugur Pamuk (r.), hier im Gespräch mit Schiedsrichter Volker Reck. Der ehemalige aserbaidschanische Nationalspieler ist nicht immer mit den Entscheidungen der Referees einverstanden. | © Foto: Andreas Zobe/NW

13.11.2021 | 13.11.2021, 20:00

Bielefeld. Länderspiel, Europa League Quali, 1. Lig, Premyer Liqa – und jetzt Bezirksliga. Klingt nach dem Fall eines Fußballprofis, ist aber eigentlich keiner. Ugur Pamuk, 32, hat einfach seine aktive Karriere auf dem Platz mit der als Cheftrainer des SC Hicret an der Seitenlinie getauscht. Meistens zumindest.

„Es kribbelt immer noch in den Füßen. Und wenn ich meine, dass ich meiner Mannschaft helfen kann, dann spiele ich auch“, sagt er. Wollte er aber eigentlich gar nicht mehr. Doch Pamuk kann nicht aus seiner Haut. „Dafür bin ich einfach zu sehr Fußballer.“

Seine sportliche Karriere begann mit fünf Jahren beim TuS 08 Senne I. Ziemlich schnell stellte sein Umfeld fest, dass in Pamuk das Potenzial eines richtig guten Kickers steckt. Er wechselte zum VfL Theesen, von dort zum DSC Arminia. Über die U-19-Bundesliga, in der er mit dem DSC Arminia spielte, landete er 2008 beim TuS Dornberg in der Westfalenliga – seine erste Station im Seniorenbereich. Bis 2012 schnürte Pamuk im Bielefelder Westen seine Schuhe, agierte mit dem TuS bis zur damaligen NRW-Liga. „Und dann hatten wir irgendwo im Ruhrgebiet ein Auswärtsspiel, dort war Bernhard Raab, der war damals Trainer von Sumqayit und hat mich beobachtet“, erzählt Pamuk. Aufmerksam auf Pamuk wurde Raab, der heute Co-Trainer beim Zweitligisten 1. FC Heidenheim ist, durch einen Kontakt zum Bielefelder, Ex-Arminen und ehemaligen Nationaltorhüter Uli Stein. „Scheinbar hat es ihm gefallen, was er gesehen hat, denn dann wollte er mich unbedingt haben“, so Pamuk.

"Berti ist wirklich ein überragender Mensch"

Damit nicht genug, Uli Stein war Torwarttrainer bei der Nationalmannschaft Aserbaidschans unter Ex-Nationaltrainer Berti Vogts, dem Europameistermacher von 1996. „Aserbaidschans Nationalteam hatte damals eine Art Trainingslager in Gladbach und haben mich eingeladen“, berichtet Pamuk. Er fuhr natürlich hin und mischte eine Woche mit. „Berti ist wirklich ein überragender Mensch, der absolute Hammer. Auch als Trainer ist er super“, schwärmt Pamuk von „Bundes-Berti“. Noch bevor Pamuk einen Profi-Vertrag in Aserbaidschan in der Tasche hatte, hatte Vogts ihn beim 1. FC Köln ins Gespräch gebracht. „Die wollten mich auch haben. Aber ich gebe zu, die Entscheidung für Sumqayit war eine Entscheidung des Geldes“, so Pamuk. Die Aserbaidschaner boten dem damals 20-Jährigen einfach eine ganze Stange mehr Geld. „Und dann habe ich das Abenteuer gewagt und bin ganz alleine, ohne meine Familie, nach Baku gegangen. Heute hätte ich mich für den 1. FC Köln entschieden.“

Wechsel zum FC Bayern Aserbaidschans

In Baku angekommen wurde Pamuk vom Flughafen abgeholt und ins Hotel gefahren. „Meine Wohnung war zu dem Zeitpunkt noch nicht fertig. Doch das war nicht Pamuks einziges Problem. „Die Sprache war anfangs auch schwierig, aber nach sechs Monaten war es kein Thema mehr.“

Von Sumqayit wechselte Pamuk 2014 zu Xäzär Länkäran, ebenfalls Aserbaidschan. „Das ist ein Verein wie Bayern in Deutschland oder Liverpool in England“, erklärt Pamuk. Insgesamt habe er dort eine „geile Zeit“ erlebt. In der Saisonvorbereitung machte er durch zahlreiche Testspiel-Tore von sich reden, doch eine Woche vor dem Ligastart zog er sich einen Kreuzbandriss zu und fiel sechs Monate aus. Als er wieder fit war, folgte ein Autounfall, bei dem Pamuk fast sein Leben verlor. „Und dann war mir meine Familie einfach wichtiger. Meine Frau und mein Sohn.“ Mittlerweile hat er zwei Jungs. Der Große kickt auch schon. Ganz wie der Papa – aktuell beim TuS 08 Senne I. „Das sieht schon richtig gut aus, was er am Ball macht“, schwärmt Pamuk Senior über den Junior.