Bielefeld

Moderne Technik im Fußball: Zwei Bereiche hat Bielefeld im Griff

Der FLVW bietet Seminare für Vereine und Kommunen. Der Einsatz von Kameras für das Training ist umstritten

Kameras auf Fußballplätzen und in Stadien können unterschiedlich eingesetzt werden. Foto: Noah Wedel | © Noah Wedel

Peter Burkamp
16.06.2021 | 16.06.2021, 23:00

Bielefeld. Ein neues Flutlicht für den Sportplatz? Vom Rasenmäher mit Verbrennungsmotor auf einen elektrischen Roboter umsteigen? Oder zur Verbesserung des Trainings und der Taktikschulung eine Kamera samt Software anschaffen? Der Fußball- und Leichtathletik-Verband Westfalen (FLVW) möchte bei der Beantwortung dieser Fragen Hilfestellung leisten und bietet mit seinen Partnern den Vereinen und zu den erstgenannten Themen auch Kommunen Online-Seminare an.

Wie sieht der Bedarf in Bielefeld aus? Beim Thema „Rasenplatzpflege der Zukunft mittels Mährobotik“, wie im FLVW-Anschreiben formuliert, ist die Stadt Bielefeld offenbar sehr gut aufgestellt. „Wir haben schon seit Längerem Mähroboter im Einsatz“, sagt Thomas Finke vom Umweltbetrieb. Sie seien fest auf den Sportanlagen installiert und erzielten gute Ergebnisse. Finke spricht von positiven Auswirkungen, die Geräte liefen problemlos: „Der Rasen wird dichter. Die Instandsetzungsarbeiten in den Strafräumen sind weniger geworden.“ Viele Vereine in Bielefeld spielen ohnehin auf Kunstrasen. Die Pflege der Rasenflächen der städtischen Sportanlagen durch den Umweltbetrieb ist demnach auf modernem Stand.

Flutlichtanlagen werden reihum modernisiert

Ähnlich sieht es bei den Flutlichtanlagen aus. Da es in Bielefeld so gut wie keinen Sportplatz in reinem Vereinsbesitz gibt, ist auch hier die Stadt zuständig. „Wir benutzen grundsätzlich moderne Technologie. Wenn die Anlage komplett erneuert wird, gibt es auch LED-Lampen“, sagt Frank Otterbach, Abteilungsleiter beim Immobilienservicebetrieb (ISB) der Stadt. Die Flutlichtanlagen würden reihum modernisiert. Pro Jahr schafft der ISB im Schnitt eine Anlage. „Wir kennen die Fördermittel und nutzen sie auch“, betont Otterbach. Das Seminar des FLVW dürfte für die Fachleute der Stadt kaum etwas Neues zu bieten haben.

Bleibt der Einsatz einer auf künstlicher Intelligenz basierten Kamera inklusive Analysesoftware für den Spiel- und Trainingsbetrieb. Etwa 1.200 Euro plus Lizenzgebühren würden auf die Klubs zukommen. Der FLVW versuche für seine Mitgliedsvereine ein günstiges Angebot einzuholen, erklärt Damian Hildenbrand, Junior Sponsoring- und Projektmanager beim FLVW.

"Ich versuche, sehr viel mit dem Ball zu machen"

Während des Seminars am Dienstag, 22. Juni, 18 Uhr (Anmeldung beim FLVW bis 21. Juni) werden die Funktion der Kamera und Erfahrungsberichte vorgestellt. Jens Horstmann steht der Technologie grundsätzlich offen gegenüber und hält sie für sinnvoll. Der Trainer des Landesligisten TuS Dornberg hat auch schon mal Aufnahmen einer festinstallierten Kamera am Sportplatz genutzt. „Mit der Sicht auf die Totale kann solch eine Technik hilfreich sein, wenn man ein neues System einübt und es beispielsweise um Abstände zwischen den Spielern geht.“ Für Horstmann müssten sich allerdings Aufwand und Ertrag die Waage halten. „Wenn ich einen Spieler während der Saison durchschnittlich zwei Mal die Woche im Training habe, muss ich schauen, ob ich dann noch viel Zeit für Theorie aufbringen kann und will“, sagt Horstmann.

Adis Hasic, Trainer des A-Ligisten VfL Ummeln, hält den Einsatz einer Kamera für realitätsfern in den unteren Spielklassen. „In höheren Ligen kann ich mir das vorstellen. Wenn bei uns die Jungs teilweise nach zehn Stunden Arbeit zum Training kommen, wollen Sie Spaß haben. Da versuche ich, sehr viel mit dem Ball zu machen. Zu viel Theorie im taktischen Bereich wäre da kontraproduktiv.“