Bielefeld

Für hohe Ziele in die Niederlande

Basketball: Der ehemalige Brackweder und TSVEer Neil Masnic hat mit dem Klub BAL Weert den nationalen Pokal gewonnen. Doch seine Reise in den Profisport ist noch nicht beendet.

Pokalsiegerfoto: Der Bielefelder Neil Masnic (hintere Reihe, Nr. 10) mit seinem Team BAL Weert. | © FLICKR/Tessa Van Gameten

20.05.2021 | 20.05.2021, 05:00

Bielefeld. Zehn Tage Heimatbesuch stehen für Neil Masnic derzeit an – da ist klar, dass sich der junge Basketballer nach einer kräftezehrenden Saison auch mal von seinen Eltern verwöhnen lässt. „Ich war jetzt fünf Monate nicht mehr in Bielefeld“, fängt Masnic an von seiner persönlichen Geschichte mit dem großen Ball, den zwei Körben und den Teamkollegen zu berichten. Seine derzeitigen Mitspieler sind mit Masnic für die Basketbal Academie Limburg (BAL) in der niederländischen Kleinstadt Weert aktiv.

Die liegt zwischen Eindhoven und Maastricht, hat rund 50.000 Einwohner und bietet viel Ruhe, um sich voll und ganz auf die Fortschritte der Karriere zu fokussieren. Die begann für Masnic als Neunjähriger bei der SV Brackwede und führte über die TSVE-Jugend und die NBBL in Paderborn immer höher hinaus. Trotz eines Auslandsjahres in den USA und dem Angebot eines College-Stipendiums nach dem Abitur 2018 entschied er sich mit seinen Eltern gegen den harten Weg, durchs Nadelöhr in den US-Profisport zu gelangen.

Der Bielefelder Neil Masnic präsentiert stolz die Trophäe für den niederländischen Basketball-Pokalsieger BAL Weert. - © Tessa Van Gameten
Der Bielefelder Neil Masnic präsentiert stolz die Trophäe für den niederländischen Basketball-Pokalsieger BAL Weert. | © Tessa Van Gameten

Jüngst beendete der gerade 21-jährige Masnic seine erste Saison in der Dutch Basketball League (DBL) mit seinem Team nach zwei Viertelfinalniederlagen („best of three“) in den Playoffs gegen das Topteam aus Leiden. „Trotzdem bin ich sehr zufrieden mit unserer Leistung in dieser Saison“, resümiert Masnic. Das besondere an der Basketballakademie: die Mannschaft hat ein Durchschnittsalter von nur 20,5 Jahren.

Als Spätzünder auf 2,06 Meter gewachsen

Vater Ilijas Masnic zeigt sich glücklich, gemeinsam mit Neil und Mutter Inke die richtige Entscheidung in der jungen Profikarriere seines Sohnes getroffen zu haben. „Die Liga ist auf einem qualitativ guten Niveau, und es wird sehr professionell gearbeitet“, erklärt Masnic Senior. Neil habe so in den vergangenen Monaten einen großen Schritt in seiner Leistung gemacht. In Limburg bekam Masnic Junior nämlich sukzessive mehr Spielzeit als Power Forward und gehörte ab der Zwischenrunde Elite B zumeist zur Anfangsformation. Eine Besonderheit: als „Spätzünder“ wuchs Masnic nach Erreichen der Volljährigkeit nochmal deutlich auf mittlerweile 2,06 Meter. „In der Jugend kam ich daher als Guard zum Einsatz und habe andere Fähigkeiten bekommen“, begründet er, warum er nun in Limburg viel am Ball ist, anstatt als Center unterm Korb „geparkt“ zu werden.

Mit Neil Masnic gelang es dem Team BAL Weert, sich in der Elite B der unteren sechs Teams aus der Hauptrunde in der DBL gemeinsam mit Yoast United für die Playoffs als siebtes und achtes Team zu qualifizieren. „Wir haben mit Yoast United während der Saison einen Rivalen-Kampf ausgetragen“, erinnert sich Masnic an insgesamt vier enge Begegnungen. Dabei gelang es BAL Weert, das wichtigste letzte Duell zu gewinnen: Masnic holte mit seiner Mannschaft Anfang Mai den niederländischen Basketballpokal. Besonders bei diesem Spiel wurde in einer Dachgeschosswohnung in der Bielefelder Innenstadt mitgefiebert, denn das Pokalfinale wurde live im niederländischen Staatssender NOS ausgestrahlt. „Gerne wären wir natürlich als Zuschauer live dabei gewesen, doch so mussten wir die Spannung vor dem Fernseher aushalten“, erzählt Inke Masnic.

"Er hat mich extrem weitergebracht"

Nach der Heimfahrt aus dem Finalort Zwolle gab es für die DBL-Cup-Sieger derweil einen kleinen Busempfang. „Die Atmosphäre in Weert ist sehr angenehm“, betont Neil Masnic. Bei einem Einkauf im Supermarkt werde er des Öfteren erkannt und ihm und seinen Mitspielern Mut für die kommenden Begegnungen zugesprochen.

Für die positive Entwicklung von Masnic waren zwei Faktoren maßgeblich. Einerseits die intensiven Trainingseinheiten, andererseits Trainer Radenko Varagic. „Er hat mich mit seiner akribischen Arbeitsweise und hohen Disziplin extrem weitergebracht“, meint Masnic.

Und die Trainingseinheiten? Die waren auch deshalb so effektiv, weil Masnic mit seinen Teamkollegen stets mit großer Freude bei der Arbeit war.

»Die meisten Spieler wohnenauf dem Vereinsgelände«

Masnic beschreibt: „Die meisten Spieler wohnen wie ich in Wohngemeinschaften auf dem Vereinsgelände, was sich als sehr hilfreich für die Teamchemie herausgestellt hat.“ Von dort lernt Masnic auch für sein Wirtschaftsstudium an der Universität in Maastricht, bei dem ihm die Online-Lehre sogar entgegengekommen ist. „Aber natürlich freue ich mich, wieder öfters fürs Studium nach Maastricht zu fahren“, sagt Masnic. Hilfreich sei dafür die große Vereinbarkeit von Ausbildung und Trainingseinheiten in Weert. „In Oldenburg, wo ich das Jahr davor war, wurde darauf leider nicht so viel wert gelegt.“ So wird Masnic im kommenden Spieljahr ab August in Limburg weiter an sich arbeiten, denn der Traum vom europäischen Spitzenniveau lebt in ihm: „Irgendwann in der Euroleague zu spielen, wäre fantastisch.“


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