Bielefeld

Fußball: Spiel auf Zeit statt Abbruch

Der westfälische Verband hält an der Perspektive Liga-Neustart notgedrungen fest. Der Pokal soll in jedem Fall noch ausgespielt werden.

Theesens Marvin Höner traf am 18. Oktober beim 2:3 auf Preußen Espelkamp. Dass Höner noch ein „Abschiedsspiel“ bekommt, ist sehr unwahrscheinlich. | © Foto: Andreas Zobe/NW

Uwe Kleinschmidt
29.03.2021 | 29.03.2021, 23:00

Bielefeld. Der VfL Theesen greift den Dingen voraus: „Wir haben alles eingestellt“, verrät Trainer Andreas Brandwein bezüglich der nun fünfmonatigen Phase des individuellen Trainings. Bei dem Westfalenligisten geht kaum jemand mehr davon aus, dass es einen Neustart der Fußball-Saison gibt. Ein Lauf-Test wurde abgesagt. Grundsätzliche Bestätigung erhielt Brandwein am Montag durch eine lang angekündigten Online-Pressekonferenz des Fußball-und Leichtathletik-Verbandes Westfalen (FLVW).

Dort waren sich die Gastgeber bezüglich der nahen Zukunft des Amateurfußballs weitgehend einig, dass ein offizieller Saisonabbruch die sinnvollste Variante wäre. Gundolf Walaschewski erklärte in seiner Funktion als FLVW-Präsident: „Ich persönlich halte eine Annullierung für das Beste, eine sportliche Lösung ist kaum mehr möglich“. Weil aber auch er an die Satzung des Westdeutschen Fußball-Verbandes gebunden ist, darf der westfälische Verband nicht abbrechen. Walaschewski: „Wir müssen eingestehen, dass wir keine wirkliche Lösung haben.“

Warten auf den 18. April

Der Grund ist juristischer Natur. „Wir müssen den weiteren Verlauf der Saison so lange offenhalten, wie eine Fortsetzung der Serie und das Erreichen von 50 Prozent ausgetragener Partien noch möglich ist.“ Das wäre eventuell der Fall, wenn die aktuelle Corona-Schutzverordnung nicht über den 18. April hinaus verlängert würde. Nur dann könne in einzelnen Ligen eine Wertung vorgenommen werden. Im Falle eines vorzeitigen Abbruchs drohen, so erklärte Vizepräsident Manfred Schnieders, Auseinandersetzungen vor Gericht, wenn Vereine einen Aufstieg einklagen wollen. Dann wiederum, so Schnieders, sei der ordnungsgemäße Start in die Saison 2021/22 gefährdet. Sie soll mit den Wochenenden 14./15 und 21./22. August starten. Es bleibt also beim Spiel auf Zeit, bis die 50-Prozent-Hürde rein rechnerisch nicht mehr genommen werden kann.

Die Bielefelder Westfalenligisten VfL Theesen und VfB Fichte müssen sich also weiter des gleichen Schemas unterwerfen wie Landesligist TuS Dornberg: Abwarten und fit halten. Fichtes Philipp Willmann sieht es so, wie derzeit wohl alle Trainer: „Natürlich würden wir uns freuen, wenn wir noch spielen könnten. Aber es gibt auch die Vernunft-Seite. Die sagt uns, dass die Inzidenzwerte steigen und wir auch eine Verantwortung tragen. So gesehen muss die Saison annulliert werden.“

»Geistig schon von der Saison entfernt«

Seine Spieler halten sich weiter individuell fit, vom bisher erlaubten paarweisen Training sind die Fichteraner aber wieder abgerückt. Einen Schritt weiter ist der VfL Theesen. Dort hält Andreas Brandwein allerdings nicht vier, sondern nur zwei Trainingswochen vor einem Neustart für ausreichend. So könnte der VfL noch einmal einsteigen. Trotzdem räumt er ein: „Ich bin geistig schon von der Saison entfernt.“ Das habe nichts damit zu tun, dass er in der neuen Serie Co-Trainer bei Preußen Espelkamp werde.

Die inhaltlich sicher sinnvolle Annullierung der Saison müsse laut Manfred Schnieders „für jede Staffel individuell betrachtet“ werden. Ist das Erreichen von der Hälfte aller ursprünglich angesetzten Partien noch möglich, dürfe eben nicht abgebrochen werden. Das kann – theoretisch – dazu führen, dass etwa eine Landesliga-Staffel noch spielt und Auf- wie Absteiger ermittel, während westfälische Nachbarn schon durch sind. „Dort könnte dann auch niemand aufsteigen, weil es bei einer Annullierung keine sportliche Qualifikation geben würde“, so Schnieders.

"Nachspiel" für Dornberg und Senne

Für zwei Bielefelder Mannschaften gibt es noch ein kleines Licht am Horizont: Kreispokalsieger TuS Dornberg und Vize TuS 08 Senne I. Der FLVW will den Westfalenpokal definitiv noch ausspielen. Der TuS hatte seine Erstrundenpartie Mitte Oktober bei RW Westönnen 3:2 gewonnen, die Senner haben als Bezirksligist ihre Partie beim Westfalenligisten Delbrücker SC am 31. Oktober nicht mehr bestreiten dürfen.