
Bielefeld. Der Wechsel ging geräuschlos über die Bühne. Zum einen, weil im Januar die Zweitliga-Saison ohnehin brachlag, zum anderen, weil die Spielerin Jocelyn Hampel aus der Westfalenliga vom SC Wiedenbrück zu Arminia Bielefeld kam. Zwar hatte die heute 23-Jährige zuvor schon mit dem FSV Gütersloh Zweitliga-Erfahrung gesammelt, aber als die große Hoffnungsträgerin im Abstiegskampf musste sie nicht gelten. Trainer Markus Wuckel hatte seine eigene Meinung – die sich nun im Neustart-Spiel und dem 5:3 bei RB Leipzig als richtig erwies.
Hampel spielte auf der Position der Doppelsechs neben Madeline McCracken durch. „Mit einem Platz in der Startelf habe ich ehrlich gesagt nicht gerechnet, auch wenn ich in den Tests gegen Andernach und Frankfurt schon durchgespielt habe“. Beim 0:0 und 2:0 stand zweimal die Null. Und so dürfte Hampel auch am Sonntag um 14 Uhr gegen Borussia Bocholt mit viel Spielzeit rechnen.
"Ich bin eher offensiv, Maddie defensiv"
„Das Verständnis mit Maddie ist schon sehr gut“, sagt Jocelyn Hampel über ihre neue Nebenfrau, „ich bin eher die offensivere Sechserin, sie eher die defensive. Das klappt sehr ordentlich.“ Hampel ist also im doppelten Sinne die vorgezogene Sechserin: Denn ihre Idee war es zunächst, erst im Sommer zu den Armininnen zu wechseln. Aber Markus Wuckel hatte anderes im Sinn.
Ein Testspiel gegen den SC Wiedenbrück am 13. September hatten die Armininnen 18:0 gewonnen – zu glänzen schien für die Wiedenbrücker Kapitänin Hampel kaum möglich. Doch Wuckel erkannte ihr Potenzial. „Vor allem von der Einstellung her“, sagt der Trainer. „Jocelyn ist auch beim 0:10-Rückstand noch in jeden Zweikampf gegangen. Das hat mir imponiert.“ Sogar so sehr, dass Wuckel nach dem Spiel zu der Gegnerin ging und ihr gratulierte. Der Kontakt war da. Ein „gutes Gespräch“, so Wuckel, und ein Einzeltraining überzeugten ihn schließlich, den Wechsel vorzeitig unter Dach und Fach zu bringen. Mit nur vier Trainingswochen ist Hampel nun voll integriert. „Sportlich und charakterlich“, sagt der Coach.
Kommissarin in Rheda-Wiedenbrück
Seit zwei Jahren arbeitet Hampel als Kommissarin auf der Polizeiwache Rheda-Wiedenbrück im Wach- und Wechseldienst. Für den Beruf habe sie sich schon früh interessiert, nach ihrem Abitur am Gymnasium Rietberg stieg sie, motiviert durch Freunde aus der Branche, in die Ausbildung ein. Ob sie inzwischen schon ein berufliches Highlight wie etwa die Festnahme von Bankräubern erlebt habe: „Darüber darf ich nichts sagen“, sagt Hampel lachend, „aber ganz so dramatisch war es noch nicht.“
Zumindest spannend dürfte der Abstiegskampf werden, den sie mit der Arminia nun aufgenommen hat. „Auch wenn ich bei den drei Niederlagen zum Auftakt nicht dabei war: Allen aus der Mannschaft war vor dem Leipzig-Spiel klar, dass wir bei Null anfangen.“ Aus der Null ist auf dem Punktekonto jetzt eine Drei geworden.
»An diesem Wochenende hat alles gepasst«
Hampel: „An diesem Wochenende hat alles gepasst. Vom Abschlusstraining über das Hotel in Leipzig bis zum Aktivieren am Morgen vor dem Spiel: Die Einstellung passte bei allen.“ Und weil dazukam, dass Leipzig als Tabellenführer den Gegner offensichtlich etwas unterschätzt hatte, wie Hampel meinte, stand es nach 56 Minuten 4:0 für das Schlusslicht Arminia.
Danach schien die Angelegenheit noch aus dem Ruder zu laufen, erst in der Nachspielzeit beim Stand von nur noch 4:3 sorgte Lisa Lösch per Foulelfmeter für die endgültige Vorentscheidung. Die Armininnen rückten vom letzten auf den vorletzten Platz vor, ließen die Zweitvertretung von Turbine Potsdam hinter sich und haben nun statt vier noch drei Punkte Rückstand auf den Nichtabstiegsplatz fünf. „Wir wissen, dass der Sieg in Leipzig nur ein kleiner Schritt war“, sagt Hampel. Aber jetzt sei eben eine Portion Zuversicht eingekehrt. Am Sonntag um 14 Uhr in der Edimedien-Arena soll der nächste Schritt folgen.
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