

Bielefeld. Diesen Töchtern kann man einfach nicht widerstehen. Welcher Vater hört das nicht gerne? Gut, man weiß nicht, wie Carsten Meier reagiert, wenn sein Nachwuchs fragwürdige neue Freunde zu Hause anschleppt, aber wenn es um ihn selbst geht, dann hat Papa ein ganz weiches Herz. Da hatten die Töchter Finja und Kristin leichtes Spiel, als sie ihren Vater überzeugten, ihr Trainer beim Frauen-Bezirksligisten TuS Brake zu werden.
Im Hause Meier gibt es eigentlich nur ein Thema: Handball
Ob die Trainer-Entscheidung am Meierschen Abendbrottisch gefallen ist und der Verpflichtete überhaupt Mitspracherecht hatte, ist nicht überliefert. Klar ist aber, dass es im Hause Meier eigentlich nur ein Thema gibt: Handball. Nesthäkchen Finja, die am Freitag ihren 19. Geburtstag feierte, spielt von Kindesbeinen an in Brake. Die 21-jährige Kristin kehrte vor zwei Jahren nach einem längeren Abstecher zum TuS 97 zurück ins heimische Dorf und Papa Carsten coachte schon so ziemlich jede Jugendmannschaft des TuS.
"Die Töchter wollten gerne, dass ich sie wieder trainiere", sagt Carsten trocken. "Er war doch sowieso schon bei jedem Spiel dabei", wirft Mitspielerin Franziska Baron im Vorbeigehen lachend ein. Eine berechtigte Frage kommt auf: Spielt der Rest der Mannschaft mit, wenn im Hause Meier kurzerhand der Trainer verpflichtet wird? "Es hätte höchstens sein können, dass einige Mädels Angst vor zu viel Leistungsorientierung gehabt haben", grübelt Kristin. Ja, er habe gehobene Ansprüche, räumt der Coach ein, weiß aber auch: "Alle akzeptieren mein Fachwissen."
Töchter und einige Mitspielerinnen wussten ohnehin, was sie erwartet. Carsten Meier bildete als Jugendcoach zahlreiche Braker Talente aus. "Finja habe ich nur in der E-Jugend nicht trainiert. Kristin war bis zur D-Jugend in Brake. "Damals sind wir Kreis- und Vize-Bezirksmeister geworden, gegen die TSG, bei der unter anderem die jetzige Bundesligaspielerin Nele Franz spielte", erinnern sich die Meiers. Apropos Bundesliga: Ndidi Agwunedu, Junioren Nationalspielerin und Mitglied des Blomberger Bundesligakaders, ist wohl das derzeit bekannteste Gesicht aus der Braker Nachwuchsschmiede.
Tabellenführer mit großen Erfolgen
Zurück zum aktuellen Braker Kader. Der TuS ist Tabellenführer, schlug sogar den Top-Favoriten Halle mit zehn Toren Unterschied. "Das hat uns selbst überrascht", gibt Kristin zu. "Alle haben uns als Mitfavorit auf dem Zettel", glaubt Carsten, und ergänzt: "Wir wollen eine gute Saison spielen und dann sehen wir, wo wir stehen."
Eine Zeit lang kann die Liaison der Familie Meier mit dem TuS übrigens noch dauern. Kristin studiert in Bielefeld, Finja macht eine Ausbildung bei Miele. "Finja ist die Heimatverbundene", vermutet ihre Schwester. Es könnte stimmen, denn die schnelle Mittelspielerin zog es beruflich hinter dem Papa her, der ebenfalls bei Miele beschäftigt ist.
Und wie sehr juckt es die Schwestern, dem Vater mal die Taktik fürs nächste Spiel, oder die passende Aufstellung zu diktieren? "Mir redet keiner was ein - auch nicht zu Hause", sagt das Familienoberhaupt grinsend. Mutter Astrid ist übrigens keineswegs außen vor: Die Physiotherapeutin wird einfach mitgeschleppt. Auch sie kann ihren Sprösslingen eben nicht widerstehen.
INFORMATION
Mini-Handball und das Frauen-Derby