
Bielefeld. Das Abenteuer Kenia ist zu Ende, seit Dienstag ist Timo Northoff – die bei der U-18-Weltmeisterschaft errungene Goldmedaille im Kugelstoßen im Gepäck – wieder zu Hause. Dass er tatsächlich Weltmeister ist, realisiert der 17-Jährige erst ganz allmählich. „Es kommt jetzt langsam bei mir an", sagt Northoff.
Zum Bewusstmachen dessen, was er da vor einer Woche geschafft hat, trug sicher auch der feierliche Empfang, den ihm gestern sein Verein, der TuS Jöllenbeck, im Naturstadion bereitete, seinen Teil bei. „Damit hatte ich nicht gerechnet", schmunzelte Northoff, der eigentlich davon ausgegangen war, mit Vater Tilman und Schwester Pia auf der Rußheide zu trainieren. Gleich nach seiner Ankunft im heimatlichen Enger-Pödinghausen war der Gymnasiast schon von seiner Familie und den Nachbarn euphorisch begrüßt worden.

Sabine Scholz, Leichtathletik-Abteilungsleiterin beim TuS Jöllenbeck, hatte „alles zusammengetrommelt, was noch nicht in den Ferien ist", um den zweiten Weltmeister des Vereins entsprechend willkommen zu heißen. Der erste war Vater Tilman, der vor zwei Jahren in Lyon den Senioren-Titel – ebenfalls im Kugelstoßen, der Leib- und Magendisziplin der Familie – gewonnen hatte. „Das Transparent von damals habe ich aufbewahrt", gestand Scholz, die offenbar eine leise Ahnung hatte, dass sich da noch etwas tun würde.
Die Abteilungsleiterin hatte zudem ein besonderes Geschenk für Timo dabei, dessen Vorlieben sie natürlich kennt: Er bekam einen ganzen Korb voll mit seinen Lieblingsnüssen. „Damit du in Zukunft nie auf deine Geheimwaffe verzichten musst!" so Scholz. Auch Hans-Gerd Goldstein, der Vorsitzende des TuS Jöllenbeck, und die stellvertretende Bezirksbürgermeisterin Heidi Lämmchen waren unter den Gratulanten. „Wir sind stolz, einen Jugend-Weltmeister in unseren Reihen zu haben, und hoffen, noch einen langen Weg gemeinsam gehen zu können", sagte Goldstein.
»Ich hatte vorher schon ein bisschen Bammel«
Timo Northoff bemüht sich, nach der aufregenden „Klassenfahrt" nach Afrika wieder zu seinem Rhythmus zurückzufinden. „Ich habe zu Hause schon wieder zweimal trainiert und möchte so schnell wie möglich wieder ganz normal weiter arbeiten", sagt der Goldmedaillengewinner, der aber natürlich noch in Erinnerungen schwelgt. So schwärmt er etwa von der phantastischen Stimmung im Stadion von Nairobi: „Unsere ganze Mannschaft und auch viele in Kenia ansässige Deutsche haben mich ganz toll unterstützt", schildert er die Rahmenbedingungen während seines Wettkampfs.
Das Klatschen von der Tribüne habe ihn motiviert, auch den letzten Stoß voll konzentriert anzugehen – was mit mit der neuen Weltjahresbestweite von 20,72 Metern belohnt wurde. Ein bisschen schade sei nur gewesen, dass er in Kenia so gar nichts von Land und Leuten zu sehen bekommen habe. „Wir durften nicht nach draußen, weil das wegen der Terrorgefahr offenbar viel zu gefährlich war", erzählt Timo Northoff, „die ganze Veranstaltung stand unter der höchsten Sicherheitsstufe."
Dennoch nimmt der 17-Jährige viel Positives von seiner ersten großen Auslandsreise, bei der er alleine unterwegs war, mit: „Ich hatte vorher schon ein bisschen Bammel, ob ich zurechtkommen würde. Dass ich alles so gut hinbekommen und auch noch Gold gewonnen habe, macht mich natürlich stolz." Für Timo Northoff steht nun noch ein letzter großer Wettkampf mit der kleinen 5-kg-Kugel an, die Deutsche Meisterschaft Anfang August in Ulm; anschließend wird er damit beginnen, sich auf die 6-kg-Kugel umzustellen.
„Das größere Gewicht hat schon enormen Einfluss auf die Technik. Man fängt zwar nicht ganz von vorne an, aber das ist schon nicht ganz ohne", sagt er. Doch gemeinsam mit seinem Vater und Trainer Tilman wird er diese neue Herausforderung schon meistern.