Reiten: Turnier im Sielpark vom 12. bis zum 15. April 2018

Höhepunkte sind das Bundeschampionat der Berufsreiter im Springen und der Großen Preis

28.03.2018 | 28.03.2018, 13:45
Pure Enttäuschung: Jan Wernke nach dem Fehler am Porsche-Hindernis im vergangenen Jahr. Foto: Egon Bieber - © Egon Bieber
Pure Enttäuschung: Jan Wernke nach dem Fehler am Porsche-Hindernis im vergangenen Jahr. Foto: Egon Bieber | © Egon Bieber

Bad Oeynhausen. Mit Vorfreude im Gesicht und Gehhilfen in den Händen humpelt Jan Wernke in den Besprechungsraum des Porsche-Zentrums Bielefeld. Dort sitzt schon Geschäftsführer Frank Menzel, der reichlich erstaunt fragt, was ihm passiert sei. „Reiter sollten kein Fußball spielen“, antwortet der 28-Jährige, der in diesem Jahr nach dem Titel „Deutschlands bester Berufs-Springreiter“ greift, knapp.

Im vergangenen Jahr hatte Wernke gleich bei seiner ersten Teilnahme das große Ziel schon vor Augen, als er sich auf „Cornetto“, dem Pferd des Drittplatzierten Michael Kölz, am letzten Hindernis, dem „Porsche-Steilsprung“, einen Fehler erlaubte. „Ich denke, ich war zu unkonzentriert“, räumt Wernke „menschliches Versagen“ ein. Bis zum Reitturnier im Sielpark hat Wernke noch Zeit, seine Bänderdehnung, zugezogen beim Hallenfußball mit Freunden in Diepholz, auszukurieren. Seine Freude ist jedenfalls groß. „Das Turnier ist etwas ganz Besonderes.“

Vorfreude auf das Reitturnier im Sielpark: Karl Pönninghaus (v. l., stellvertretender Geschäftsführer RV Bad Oeynhausen), Wilfried Schormann (1. Vorsitzender RV Bad Oeynhausen), Carolin Lux (Geschäftsführerin Bundesvereinigung der Berufsreiter), Frank Menzel (Geschäftsführer Porsche-Zentrum Bielefeld), Jan Wernke (Vizemeister Bundeschampionat 2017), Friederike Eggersmann (Internationale Reiterin RV Bad Oeynhausen), Andreas Kelch (Volksbank Bad Oeynhausen-Herford). - © Jürgen Krüger
Vorfreude auf das Reitturnier im Sielpark: Karl Pönninghaus (v. l., stellvertretender Geschäftsführer RV Bad Oeynhausen), Wilfried Schormann (1. Vorsitzender RV Bad Oeynhausen), Carolin Lux (Geschäftsführerin Bundesvereinigung der Berufsreiter), Frank Menzel (Geschäftsführer Porsche-Zentrum Bielefeld), Jan Wernke (Vizemeister Bundeschampionat 2017), Friederike Eggersmann (Internationale Reiterin RV Bad Oeynhausen), Andreas Kelch (Volksbank Bad Oeynhausen-Herford). | © Jürgen Krüger

Der Reit- und Fahrverein Bad Oeynhausen (RVO) richtet diesen traditionellen Start in die grüne Saison bereits seit 45 Jahren aus. Vom 12. April bis zum 15. April gibt sich Deutschlands Reitelite im Sielpark die Klinke in die Hand. Neben dem Großen Preis am Sonntagnachmittag gilt das nationale Berufsreiterchampionat im Springen, das zum 13. Mal in Bad Oeynhausen ausgetragen wird, als Höhepunkt. Für das Finale qualifizieren sich die drei besten Reiter aus den beiden vorherigen Qualifikationsprüfungen auf S-Niveau. Insbesondere das Finale mit Pferdewechsel zieht die Besucher in den Sielpark. Im vergangenen Jahren sollen die vier Turniertage nach Angaben von Wilfried Schormann, Vorsitzender des RVO, mehr als 15.000 Zuschauer besucht haben. Der Eintritt ist frei, wofür sicherlich auch die zahlreichen Sponsoren sorgen dürften.

Zuversichtlich: Jan Wernke, gestern bei der Pressekonferenz. - © Jürgen Krüger
Zuversichtlich: Jan Wernke, gestern bei der Pressekonferenz. | © Jürgen Krüger

56 Nennungen für das Championat der Berufsreiter seien eingegangen, wie Schormann sagt – in etwa so viele wie im vergangenen Jahr. So will der amtierende Champion Mathis Schwentker seinen Titel verteidigen und wird neben Jan Wernke auf zwei Konkurrenten treffen, die selbst schon mal die Champion-Schärpe in Bad Oeynhausen trugen: die erfolgreichen Brüder Felix und Toni Haßmann. Jede Menge Erfahrung bringt der Mannschafts-Weltmeister von 2010, Carsten-Otto Nagel, mit. Wie seine Westentasche kennt Hans-Jörn Ottens den Parcours im Sielpark, im vergangenen Jahr gewann er dort den Großen Preis. Für Frauenpower im Stangenwald sorgen unter anderem Sandra Auffahrt, 2014 Weltmeisterin in der Vielseitigkeit, und Eva Bitter, mehrmalige Deutsche Meisterin im Springreiten.

„Das Championat bekommen zu haben ist für uns und für die Stadt Bad Oeynhausen ein Glücksfall“, sagt Schormann. „Für uns aber auch“, fügt Carolin Lux an. Die Geschäftsführerin der Bundesvereinigung der Berufsreiter hofft, dass ihr Championat noch lange in Bad Oeynhausen stattfinden darf.

Laurizio – ein Dressurpferd, das lieber springt

Das heimische Publikum wird diesmal ganz besonders einer Reiterin die Daumen drücken, die seit dem 1. Januar neues Mitglied im Reit- und Fahrverein Bad Oeynhausen ist: Friederike Eggersmann. Die 21-Jährige kommt gebürtig aus Rinteln, verbrachte ihre Schulzeit auf einem Reitinternat in Neustadt-Dosse und hat inzwischen schon sechs S-Springen gewonnen. Zusammen mit ihrem Freund Lukas Wappler führt sie ein Reitsportzentrum in Eisbergen, startet jedoch – sogar international – für den RV Bad Oeynhausen. Im Futtermittelbetrieb ihrer Eltern macht sie momentan eine Ausbildung zur Industriekauffrau. Mit „Laurizio“ und „Carlotta“ hat Eggersmann gleich zwei Pferde im Rennen, wobei „Laurizio eigentlich ein Dressurpferd ist, das aber lieber springen möchte“, wie die Amazone sagt und die erstaunte Runde bei der Pressekonferenz sichtlich erheitert. Sie nimmt allerdings nicht am Bundeschampionat teil, weil sie keine Pferdewirtschaftsmeisterin ist. Ihre Konkurrenz findet sich in den anderen anspruchsvollen S-Springen, wie auch dem Großen Preis, ein S**-Springen mit Stechen, das besagter Hans-Jörn Ottens im vergangenen Jahr auf „Cash“ gewonnen hat. Für die M-und-S-Springen liegen derzeit mehr als 350 Nennungen vor.

Zurzeit wird der Turnierplatz im Sielpark noch für das große Reitturnier hergerichtet, Mitte April soll aber das Gelände mit dem berühmten „grünen Sand“ perfekt sein. Dieses bei Pferd und Reitern beliebte Bodenmaterial stellt übrigens Peter Wernke her, der Vater von Jan Wernke. „Lächelnde Gesichter, Freundlichkeit, selbst gebackene Torten – dieser Verein wirbt für Bad Oeynhausen“, lobt Frank Menzel, der zum Schluss noch einen kleinen Sponsorenwitz in Richtung Andreas Kelch, Marketingleiter der Volksbank Bad Oeynhausen-Herford, schiebt. „Sie machen den Weg frei, und wir fahren.“