
Altenbeken. Gegen Viertel nach sieben wurde es am Samstag laut in Altenbeken: "Oberliga, Oberliga." Die rund sechzig mitgereisten Fans auf der Tribüne der Sporthalle waren bereits völlig aus dem Häuschen, als die Verbandsliga-Handballer der TSG Harsewinkel auf dem Parkett noch immer Vollgas gaben, um ihren Aufstiegstraum zu verwirklichen. Als die Schiedsrichter mit dem Schlusspfiff endlich einen Haken hinter den 30:21-Sieg bei der HSG Altenbeken/Buke und den größten Erfolg in der Handballgeschichte der TSG machten, gab es kein Halten mehr.
"Stimmt das, LiT hat verloren?", erkundigte sich Manuel Mühlbrandt bei den Journalisten. Als die bestätigten, das der Verfolger mit 31:33 in Spradow gepatzt hatte, stammelte der TSG-Trainer ungläubig: "Dann sind wir ja jetzt auch schon Meister, unfassbar." Jubelnd verschwand "Mühle" zwischen seinen ausgelassen durch die Halle tanzenden Spielern. Als die spitz kriegten, dass sie nicht nur aufgestiegen, sondern auch Meister geworden waren, ließen sie ihren Coach hoch leben, verpassten ihm eine Wasserdusche, tauften ihn mit Bier zum "Meistertrainer" und ließen auch sonst kein Ritual aus - doch "Mühle" genoss alles.
"Gib mir ein A", forderte der auf die Tribüne gekletterte Sven Bröskamp seine auf dem Hallenboden sitzenden Mitspieler auf. "Gib mir ein, U, ... gib mir ein Aufsteiger." Das damit gestartete "Humba-Humba"-Tänzchen ließ die staunenden Altenbekener ahnen, warum Harsewinkel eine Karnevals-Hochburg ist.
Für die Kostümierung hatte Timo Schäfer gesorgt. Der ehemalige A-Jugendtrainer der TSG, der viele dieser Handballer ausgebildet hat, die am Samstag in die vierthöchste Liga aufgestiegen sind, kramte die obligatorischen Aufsteiger-T-Shirts aus der Tasche. "Sally up ist eine Anspielung auf unsere Vorbereitung, denn bei diesem Kommando standen Liegestütze an", erklärte Mühlbrandt die mit "schönen Erinnerungen" (Rene Hilla) verbundene und mit Gelächter quittierte Aufschrift.

Außerdem hatte Schäfer orangene Perücken dabei und große orangene Sonnenbrillen. Die dürften vor allem am Sonntag gerne getragen worden sein, denn als der doppelstöckige Partybus abfuhr und es in Altenbeken wieder ruhig wurde, war das TSG-Team schon in prächtiger Stimmung. "Aber ein paar Stationen legen wir noch ein, ehe wir Harsewinkel unsicher machen", versprach Schäfer.
Das letzte Spiel in der alten Spielklasse - inbrünstig hatte der TSG-Chor ja auch "Nie mehr Verbandsliga, nie mehr" gesungen - bestritten die Harsewinkeler übrigens in bestechender Form. Altenbekens Trainer Detlef Rauchschwalbe stellte fest: "Die beste Truppe der Liga ist Meister geworden. Ich bin gespannt, wie weit sie es in der Oberliga bringt."
TSG Harsewinkel: Dähne, Kaup - Honerkamp (1), S. Bröskamp (4), Öttking (2/2), Aperdannier, Schneider (4), Kalter (3/2), F. Bröskamp (11), M. Pelkmann (2), Hilla, P. Pelkmann (2), Schüpping, Brown (1).
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„Ich freue mich auf die Oberliga"
Manuel Mühlbrandt (Trainer): „Ich habe nicht einen Moment am Sieg gezweifelt. Die Jungs waren total fokussiert und haben bei nur fünf Gegentoren in der 1. Halbzeit noch einmal demonstriert, was uns so stark gemacht und zur Meisterschaft geführt hat: Disziplinierte Abwehrarbeit. Nach dem schwierigen Januar mit drei Niederlagen hat die Mannschaft mit dem Sieg in Emsdetten eine tolle Entwicklung genommen. Nach dem Last-Second-Erfolg gegen Bergkamen habe ich an unsere Chance geglaubt."
Sven Bröskamp (Kapitän): „Ich bin umso stolzer auf diesen Erfolg, als das letzte Jahr ja nicht so gut gelaufen ist. Warum es dieses Mal anders war? Wir hatten ein paar Verrückte dabei, die nicht mehr nebenher in der A-Jugend spielen mussten. Das nächste Jahr wird schwierig, aber weil uns eh keiner was zutraut, können wir ja nur überraschen."
Johnny Dähne (Torwart): „So weit ich gegen das Sonnenlicht in der Halle etwas sehen konnte, ist es bei uns ja noch einmal richtig gut gelaufen und wir sind zurecht und überzeugend in die Oberliga aufgestiegen. Da haben wir es demnächst aber mit ganz anderen Kalibern zu tun. Mein alter Verein, die TSG Altenhagen/Heepen, versucht dort mit einem Etat von einer halben Million Euro aufzusteigen. Wir werden uns wieder an Niederlagen gewöhnen müssen. Aber ich freue mich trotzdem auf die Oberliga, auch für unsere Anhänger, denn dass werden geile Spiele."
Karl-Heinz Schröder (TSG-Vorsitzender): „Glückwunsch an den Trainer, Glückwunsch an die Mannschaft für diesen ungeplanten Erfolg. So hoch hat noch keine Harsewinkeler Mannschaft Handball gespielt. Das ist jetzt eine Herausforderung für den ganzen Verein."