Lübbecke

Wiedersehen der Kreismeister

Fußball-Geschichte: 50 Jahre nach dem Aufstieg in die Bezirksklasse kamen die verbliebenen Spieler des Gehlenbecker Meisterteams noch einmal zusammen

Wiedersehen: Günter Grote (l.) und Jörg Grothe (3.v.l.) konnten im Namen des TuS Gehlenbeck immerhin sechs Spieler der Meistermannschaft von vor 50 Jahren im Rahmen des Sportfestes begrüßen. Dies sind (v.r.) Karl-Heinz Panter, Willi Grote, Gerd Seeger und Wilfried Gerdom sowie (unten v.l.) Jürgen Hagenbuch und Holger Vogt, die das damalige Meisterbild in Händen halten. Foto: Andreas Gerth | © Andreas Gerth

Andreas Gerth
20.06.2018 | 20.06.2018, 18:30

Was sollte nur werden aus dieser Mannschaft? Im ersten Spiel in Fabbenstedt mit 4:9 unter die Räder gekommen, ein paar Spieltage danach in Blasheim mit 3:6 unterlegen – es schien nicht gut bestellt um die Fußballer des TuS Gehlenbeck in der Saison 1967/1968. Heute, 50 Jahre später, können die verbliebenen Akteure von damals über den verpatzten Start herzlich lachen, denn am Ende standen sie ganz oben und stiegen als Lübbecker Kreismeister in die damalige Bezirksklasse auf. Die Erinnerungen daran und zahlreiche weitere Anekdoten rund um ein besonderes Kapitel Vereinsgeschichte kamen natürlich auf den Tisch am vergangenen Sonntag beim Wiedersehen in Gehlenbeck – 50 Jahre nach dem Gewinn des Kreismeistertitels.

„MEINE JUNGS SPIELEN“

„Die Mannschaft von damals war gerade verjüngt worden. Für diese jungen Spieler mussten ein paar etablierte weichen, das kam nicht überall gut an. Und die beiden hohen Niederlagen gegen Fabbenstedt und Blasheim waren natürlich Wasser auf die Mühlen der Kritiker“, erinnert sich Holger Vogt. Der Nettelstedter gehörte damals zu diesen „Jungspunden“, die in der Saison zuvor den Kreismeistertitel mit der Gehlenbecker A-Jugend errungen hatten. „Trotz der anfänglichen Niederlagen hat uns Trainer Fritz Seeger immer verteidigt und gesagt: Meine Jungs spielen“, kann Holger Vogt über diese Anekdote heute natürlich lachen.

BEIM SPORTFEST BEGRÜSST

Einige dieser alten Geschichten gaben auch Günter Grote, ebenfalls Urgestein des TuS Gehlenbeck, und Vereinsvorsitzender Jörg Grothe zum Besten. Dafür hatten die Organisatoren des TuS Gehlenbeck den Rahmen des Sportfestes gewählt, was bei allen Beteiligten sehr gut ankam. „Nicht vergessen darf man diejenigen Spieler, die bereits verstorben sind“, betonte Günter Grote, der mit Wilfried Gerdom, Willi Grote, Jürgen Hagenbuch, Karl-Heinz Panter, Gerd Seeger und Holger Vogt immerhin sechs Akteure der Kreismeister-Elf von 1968 zum Wiedersehen begrüßen konnte. Klaus Wiese und der damalige Mannschaftskapitän Siegfried Grote hatten kurzfristig absagen müssen. „Dass alle Spieler, denen es möglich war, der Einladung gefolgt sind, zeigt den Zusammenhalt, der damals in dieser Truppe herrschte“, stellte Vereinsvorsitzender Jörg Grothe heraus.

DIE SPIELER

Entscheidenden Anteil am Gewinn des Kreismeistertitels und damit verbundenen Aufstieg in die Bezirksklasse („damals kamen ja rund 800 Zuschauer zu den Spielen“, so Jörg Grothe) hatten zum Beispiel Hans-Werner „Hansi“ Dauks und Manfred Klute, die es zusammen auf stolze 46 Torerfolge brachten. Linksaußen Willi Gerdom steuerte weitere 20 Treffer bei. „Willi hat damals auf der linken Seite die Grasnarben wie ein Panzer aufgerissen und dafür den Spitznamen ’T34’ bekommen“, erzählte Günter Grote. „Außerdem war Gerd Seeger damals rank und schlank wie eine Tanne...“, so Grote, der damit für weitere Lacher sorgte.

DER KAPITÄN

Im Zeitungsartikel von 1968 hieß es über Siegried Grote: „27 Jahre, verheiratet, Elektriker. ’Muli’ ist seit Jahren beständiger Stopper der 1. Mannschaft“. Eine Respektsperson war Siegfried Grote obendrein. „Wenn bei uns nichts mehr ging, ist er mit nach vorn gegangen und hat für den entscheidenden Treffer gesorgt. Und er war der einzige, der auch mal Willi Gerdom zurechtweisen durfte“, weiß Holger Vogt zu berichten.

JÜNGSTER SPIELER

Holger Vogt und Willi Gerdom trennen beim Geburtsdatum nur acht Tage, doch die waren entscheidend. „Das bedeutete für mich, dass ich als jüngster Spieler einige Aufgaben für die Mannschaft zu erledigen hatte. Dazu gehörte das Tragen des Mannschaftskoffers und das Schluckeinschenken“, erinnert sich der damals 18-jährige Holger Vogt.

DER ÄLTESTE SPIELER

Das war Willi Grote, über den es damals im Zeitungsartikel hieß: „35 Jahre, verheiratet, Kaufmann. Ältester Spieler, der aber, wenn Not am Mann war, immer zur Verfügung stand.“ Auch der 85-Jährige gehörte beim Wiedersehen in Gehlenbeck zu den Ehrengästen.

TAG DER LEGENDEN

„Das Wiedersehen hat meine Erwartungen übertroffen, dafür gebührt den Organisatoren des TuS Gehlenbeck ein Dankeschön“, betont Holger Vogt. Er und seine Mitstreiter hatten von Jörg Grothe und Günter Grote Erinnerungsurkunden an den Erfolg von vor 50 Jahren erhalten. Nach dem Wiedersehen ist beim TuS Gehlenbeck übrigens vor dem Wiedersehen. In zwei Jahren, dann zum 75-jährigen Vereinsgeburtstag, ist ein „Tag der Legenden“ angedacht, dann mit vier früheren Kreismeisterteams der „Rot-Weißen“.