
Herford. Wer ihm den Spitznamen "Carlo" verpasst hat, weiß Karl-Ludwig Mayer nicht mehr genau. "Es war auf jeden Fall ein Sportjournalist", sagt Mayer und lacht. Mit aktiven und passiven Sportlern hat der 64-Jährige seit seiner Kindheit zu tun. Als Herforder Außenstellenleiter des Bildungswerkes im Landessportbund verabschiedet er sich nun in den Ruhestand. Wie es Mayers fröhlichem Wesen entspricht, ist eine locker-flockige Abschiedsfeier geplant. "Carlo Mayer ist das Gesicht des Sports im Kreis Herford", hat Landrat Jürgen Müller einmal treffend gesagt.
Dass Mayer am 1. August 1979 seine Stelle als Herforder Kreissportlehrer antrat, war kein Zufall. Der gebürtige Friese aus Varel kam mit zehn Jahren 1962 nach Herford. Der Großvater hatte eine Schildermalerei an der Werrestraße, der Vater war Malermeister. Sechs Kinder gab es im Hause Mayer an der Credenstraße. "Calli", wie Mayer damals noch gerufen wurde, trug vor der Schule Zeitungen aus, trug so zum schmalen Familieneinkommen bei, als der Vater bereits mit 48 Jahren starb. Sein sportliches Talent wurde schnell entdeckt. Der kleine Calli spielte zunächst Handball beim VfB Einigkeit und boxte beim BSV Herford. Der legendäre Herforder Jugendtrainer Otto Riedel holte ihn zum Fußball. Mayer, mittlerweile vom "Calli" zum "Carlo" mutiert, brachte es mit dem SC Herford bis in die 2. Bundesliga. Unvergessen ist bei Herforder Fußballfans sein wunderbares Tor zum 2:1 beim 2:2 gegen Arminia Bielefeld im Oktober 1976 im ausverkauften Ludwig-Jahn-Stadion.

Neben dem Sport studierte Mayer in Bielefeld Sport, Deutsch und Geografie auf Lehramt. "Ich hatte damals ein lukratives Angebot von den San Diego Soccers aus den USA, habe dies aber aus beruflichen Gründen abgelehnt. Ich wollte unbedingt als Lehrer arbeiten", sagt Mayer. Nach einem Jahr Unterricht an der Eickhof-Schule in Löhne begann der damals 27-Jährige am 1. August 1979 als Sportlehrer beim Kreis Herford. Die Stellenausschreibung war so formuliert, dass Mayer unter anderem die Koordination zwischen Schulen, Vereinen und Verwaltung übernahm. In seiner Freizeit machte sich Mayer als Trainer im Amateurbereich einen Namen. Seit dem Aufstieg mit dem FC Arminia Vlotho 1994 in die Verbandsliga ist Carlo Mayer der "König vom Amtshausberg".
Ein Jahr nach seinem Amtsantritt beim Kreis Herford gründete Carlo Mayer zusammen mit Walter Schulte die Außenstelle Herford des Bildungswerkes. "Es war damals politisch gewollt, dass der Landessportbund einen eigenen Weiterbildungsträger gründete", sagt Mayer. Der Kreissportbund Herford rief die Außenstelle am 1. Juni 1980 ins Leben, Leiter wurden Kreissportlehrer Carlo Mayer und der Herforder Stadtsportlehrer Walter Schulte.
Der gebürtige Sauerländer hatte seinen Dienst am 1. September 1979 bei der Stadt Herford angetreten, Mayer fand in ihn einen Seelenverwandten. "Wir kannten uns bis dahin nicht, hatten uns im Ludwig-Jahn-Stadion verabredet. Walter kam auf mich zu und wir haben uns gleich umarmt. Unsere Freundschaft hält bis heute", sagt Mayer. Seit 1985 verstärkt Beatrix Bruck als Pädagogische Leiterin das Team. "Bea hatte schon eine Zusage für eine Stelle bei der Lufthansa in Frankfurt. Glücklicherweise hat uns ein Lehrerkollege noch frühzeitig den Tipp gegeben, dass sie die geeignete Kandidatin für diese Position ist", sagt Mayer.
Neben Aus- und Fortbildungen bietet das Bildungswerk ein reichhaltiges Kursprogramm für Jedermann an. Eine der Aufgaben ist es, neue Sporttrends zu erkennen und ins Kursprogramm aufzunehmen. Ein Kursus erfreut sich auch 36 Jahre nach der Gründung ungebrochener Beliebtheit: Babyschwimmen. "Das lief von Anfang an gut und läuft immer noch bestens. Mehrere tausend Kinder haben bei uns das Schwimmen gelernt", sagt Mayer.
Seit Jahren steht das Bildungswerk, was sein Kursprogramm angeht, im Wettbewerb mit kommerziellen Anbietern wie den Sportstudios. Carlo Mayer sieht das pragmatisch. "Konkurrenz belebt das Geschäft. Wir müssen halt immer wieder neue Trends aufnehmen."
Die Erfolge von Schulmannschaften aus dem Kreis Herford freuen Mayer zum Ende seiner beruflichen Laufbahn ebenso wie die Berufung des Königin-Mathilde-Gymnasiums zur Sportschule NRW. Gleich fünf Schulteams sind in diesen Tagen beim Bundesfinale "Jugend trainiert für Olympia" in Berlin am Start. "Der Schulsport lag mir von Beginn an am Herzen. Für mich schließt sich nun ein Kreis", sagt Mayer.
Im Ruhestand wird Carlo Mayer dem Sport, vor allem dem Fußball, treu bleiben. Enkel Matteo gilt als talentierter Kicker und da gibt es noch ein Ziel: "Ich kenne ja alle Sportplätze im Kreis. Nur auf dem in Ahle, da war ich noch nie."