Bielefeld

Otto Uthoff ist seit 80 Jahren Mitglied des SV Gadderbaum

Uthoff hat 40 Jahre lang als Vorsitzender die Geschicke des SV Gadderbaum gelenkt

80 Jahre beim SV Gadderbaum: Otto Uthoff, den sie in seinem Verein von Kindesbeinen an „Ötte" rufen, hat in seiner Zeit als Spieler und Vorsitzender des Vereins viel erlebt. Der aktuelle SVG-Chef Jörg Steinbrück würdigte den Jubilar mit einer kleinen Festrede. | © Sarah Jonek

Hans-Joachim Kaspers
17.06.2019 | 17.06.2019, 07:15

Bielefeld. Otto Uthoff, den beim SV Gadderbaum alle nur "Ötte" rufen, war ein Knirps von neun Jahren, als ihn seine Eltern im Fußballverein anmeldeten. Da der kleine Junge von damals mittlerweile ein freundlicher älterer Herr von 89 Jahren ist, konnte er jüngst ein einigermaßen ungewöhnliches Jubiläum feiern: Uthoff wurde für seine 80-jährige Mitgliedschaft im SVG geehrt. "Für mich hat es nie einen anderen Verein gegeben", sagt er, "einmal Gadderbaum, immer Gadderbaum!"

Im Jahr 1939, also an der Schwelle zum Zweiten Weltkrieg, trat Uthoff, der seinerzeit am Bolbrinker wohnte, dem SV Gadderbaum bei. Da es dem Verein auch während der Kriegsjahre gelang, für die Jugend einen regelmäßigen Trainings- und Spielbetrieb aufrecht zu erhalten, bekam der Jungspund reichlich Gelegenheit, an den Ball zu treten. "Natürlich haben wir damals auch an Turnieren teilgenommen", erinnert sich Uthoff, "da gab es aber keine Urkunden oder Pokale, sondern Führerbüsten als Siegestrophäen!" Andere Zeiten. andere Sitten!

»Einmal sind wir einfach über den Zaun gestiegen, um zu kicken«

Nach dem Krieg wurde es mit dem sportlichen Angebot schwieriger, da die britische Rheinarmee den Daumen auf den Sportplätzen hatte. "Einmal sind wir in Brackwede einfach über den Zaun gestiegen, um zu kicken. Und sind natürlich erwischt worden", erzählt "Ötte" Uthoff. Woraufhin der damalige Vorstand in der Kommandantur antreten musste und gewaltig zusammengestaucht wurde. Doch die Not machte erfinderisch, und so entstand auf dem Gelände der Aufbauschule an der Tonkuhle in Eigenarbeit ein weiterer Platz, der werktags aber auch von der Ziegelei genutzt wurde. "Da hieß es dann immer erst die Loren an die Seite zu schieben."

1956 bekam der Verein endlich einen eigenen Sportplatz, den malerisch oben am Wald gelegenen Dreesgen. Nur sechs Jahre später übernahm Ötte Uthoff das Zepter beim SV Gadderbaum - und sollte es für 40 Jahre nicht mehr abgeben. "1962 stand der Verein kurz vor der Auflösung, da niemand bereit war, sich in den Vorstand wählen zu lassen", berichtet Uthoff. Er setzte sich daraufhin mit Karl Nippold, Helmut Lindner, Herbert Kalkbrenner sowie Karl und Wilhelm Finke zusammen und stand am Ende dieser Debatte mit 32 Jahren als jüngster Vorsitzender im Kreis da - tatkräftig unterstützt von den genannten Mitstreitern.

»Zum 90. Geburtstag wünsche ich mir den Aufstieg in die A-Liga«

In die Ära Uthoff fallen die fetten Gadderbaumer Jahre, in denen der Verein sich über die Kreisgrenzen hinaus ein Namen machte. Von 1984 bis 2002 kickte die erste Mannschaft, finanziell dank des Sponsorings des Spielautomatenbetreibers Karl-Heinz Kummer bestens ausgestattet, zehn Jahre in der Bezirks- und sieben Jahre in der Landesliga - mit der Saison 1995/96 in der Verbandsliga als Höhepunkt. Wenn der Jubilar an das Entscheidungsspiel um den Landesliga-Aufstieg gegen den TSV Amshausen im Mai 1993 zurückdenkt, das der SVG mit 3:1 nach Verlängerung gewann, bekommt er immer noch glänzende Augen: "Damals kamen 2.500 Zuschauer ins Brackweder Stadion. Mit so einem Andrang hatten wir nie und nimmer gerechnet, so dass uns irgendwann die Eintrittskarten ausgingen." Uthoff erinnert sich auch noch genau an die Schlagzeile am darauf folgenden Montag: " 'Bielefeld 13 (die damalige Postleitzahl von Gadderbaum, die Red.) kann doch aufsteigen', habt ihr damals geschrieben", sagt er und muss noch 26 Jahre später lachen.

Seit einiger Zeit hat Uthoff, der lange Jahre eine Firma in Brake betrieb und auch dort wohnte, seine Zelte wieder in Gadderbaum aufgeschlagen. Von seiner Wohnung am Ellerbrocksfeld aus erreicht er Lebensmitteldiscounter, Ärztehaus und Bäcker fußläufig - nur auf den Dreesgen schafft er es nicht mehr alleine, da er vor einem halben Jahr sein Auto abgeschafft hat. "Aber zum Glück gibt es immer einen aus der SVG-Familie, die mich am Sonntag mitnimmt", freut sich Uthoff, der immer noch engagiert an der Seitenlinie mitgeht - auch wenn die großen Erfolge schon einige Zeit her sind. Für die nächste Saison hat er einen großen Wunsch: "Zu meinem 90. Geburtstag wünsche ich mir den Aufstieg in die Kreisliga A." Also, lieber Gadderbaumer: Strengt euch an!