Bielefeld. Pia Northoffs hervorragender fünfter Rang mit 49,33 m im Diskuswurf-Auftaktwettkampf der Olympischen Jugendspiele hatte Hoffnungen geweckt, dass sie diese Platzierung in der finalen Runde halten könnte. Doch diesmal wollte die 1-kg-Scheibe im Stadion von Buenos Aires nicht wie erhofft fliegen. Die 15-jährige Jöllenbeckerin begann mit 46,21 m, konnte aber ihre drei folgenden Versuche, von denen der letzte ungültig war, nicht mehr zu einer Steigerung nutzen.
"Die Windverhältnisse waren etwas schwierig. Und Pia, die ihre Würfe meist flach ansetzt, ist es heute nicht gelungen, Vorteile aus dem Gegenwind zu ziehen", analysierte Tilman Northoff. Tags zuvor im Training und dann auch noch beim Einwerfen habe sie den Diskus gut getroffen. Erstmals konnte er seine Tochter nicht direkt betreuen, bei den Youth Olympic Games (YOG) haben nur akkreditierte Verbandstrainer Zugang zur Coaching-Zone.
»Die Begeisterung der Argentinier hat uns beeindruckt«
"Natürlich hatte ich mir für diesen entscheidenden Wettkampf mehr vorgenommen, konnte das aber leider nicht ganz umsetzen", bedauerte Pia Northoff, die insgesamt jedoch sehr zufrieden ist mit ihrem Abschneiden am Ende einer langen, für sie fantastischen Saison. Als Siebte gehört sie immerhin zur erfolgreicheren Hälfte im 14-köpfigen weiblichen Leichtathletik-Team des Deutschen Olympischen Sportbundes.
Die jüngste Werferin des Diskus-Feldes bestätigte als fünftbeste Europäerin auch ihre Position bei der U-18-EM in Györ (Ungarn). Eine Verschiebung gab es insofern, als die dort hinter ihr platzierte Griechin Sofia Kessidis sich jetzt vor sie schob, während die EM-Vierte Diletta Fortuna aus Italien hinter ihr auf den 8. Platz abrutschte.
Das Endergebnis bis Platz 8 (nach Addition der jeweiligen Bestweiten aus beiden Wettkämpfen): 1. Melany del Pilar Matheus (Kuba) 108,65 m, 2. Violetta Ignatyeva (Russland) 107,79, 3. Özlem Becerek (Türkei) 103,86, 4. Alida van Daalen (Niederlande) 100,40, 5. Quantong Liu (China) 99,66, 6. Sofia Kessidi (Griechenland) 97,52, 7. Pia Northoff (Deutschland) 95,54, 8. Diletta Fortuna (Italien) 94,37.
Gestern Nachmittag war Clemens Erdmann (TSVE) im Crossrennen über vier Kilometer gefordert - auf einem Rundkurs, der es in sich hatte: Spitze Kurven und verhärteter, teilweise sandiger Boden. "Wir waren skeptisch, ob es hier für Clemens gut laufen würde", räumte sein Vater Christof Schlüter ein. Doch der Deutsche U-18-Crossmeister löste die Aufgabe mit Bravour, teilte sich die fünf Runden gleichmäßig ein.
"Beim Start bin ich diesmal gut weggekommen" berichtete er, "dann aber in zwei, drei Kurven etwas weggerutscht." Weil auch die 1.500-m- und die Hindernisläufer in diesem Rennen antraten und erst danach separat gewertet wurden, blieb es bis nach dem Zieleinlauf spannend. Dann erfuhr Erdmann, dass er im 3.000er-Feld mit 12:29 Min. erneut Zehnter geworden war und diesen Platz auch im Gesamtergebnis verteidigt hatte.
Der Israeli Guadia und der Tansanier Damasi, die über 3.000 m direkt hinter ihm eingelaufen waren, schoben sich insgesamt noch vor ihn; aber der 3.000-m-Siebte Francesco Guerra (Italien) gab auf und Aime Bakunzi (Ruanda) lag weit hinter ihm. "Ich bin überglücklich", strahlte er. In der Endwertung zu den zehn Besten zu zählen, hatte Clemens Erdmann nach dem 3.000-m-Rennen als seinen großen Traum bezeichnet.
"Meinen ersten olympischen Auftritt sehe ich als Erfolg. Jetzt hoffe ich, dass mir beim Cross das gleiche Kunststück gelingt. Top 10 bei Olympia . . . give me one moment in time," schrieb er. Der 17-Jährige genoss diese Games, das eigens für sie gebaute Olympische Dorf und die Andersartigkeit der riesigen Stadt, noch immer ist er "euphorisch von der unglaublichen Stimmung im sportverrückten Südamerika".
Gefühlt 250.000 Zuschauer meint er gesehen zu haben bei der spektakulären Eröffnungsfeier, die für ihn unvergesslich bleiben werde. Auch seine nachgereisten Eltern haben sich von diesen Emotionen erfassen lassen. Etwa im Youth Olympic Park, der voller Menschen ist. "Uns hat die Begeisterung der Argentinier beeindruckt, vor allem der Jugendlichen, die oft um Fotos mit YOG-Teilnehmern bitten", berichtete Christof Schlüter. Ein Mädchen habe sogar die Schule geschwänzt, um Clemens laufen zu sehen.