Bielefeld

TuS 97 muss im Derby gegen die TSG Zusammenhalt demonstrieren

Handball-Oberliga: Heute steigt das große Bielefelder Derby. Ein angezählter TuS 97 muss einer personell leicht geschwächten TSG A-H Bielefeld Paroli bieten, um nicht gänzlich in den Abstiegssumpf zu rutschen

Nur gemeinsam haben sie eine Chance: Die Mannschaft des TuS 97 (Ludwigs, Nolte, Grothaus, Niehaus, Hippe und Kiel v.l.) steht Phil Holland gegenüber. Trotz anders lautender Gerüchte unter der Woche wird der Rückraumspieler der TSG A-H Bielefeld wohl im Derby zum Einsatz kommen. | © Jens Senftner

Gregor Winkler
11.03.2016 | 11.03.2016, 06:50

Bielefeld. Eine kleine Vorgeschichte: Am 18. April des vergangenen Jahres trafen sich die TSG A-H Bielefeld und der TuS 97 Bielefeld-Jöllenbeck zum Derby in der Seidensticker Halle. Es war das Rückspiel der vergangenen Saison. Kurz vorher hatte der TuS 97 den Klassenerhalt gesichert.

Die Ausgangslage hatte Folgen: Der damalige Jöllenbecker Coach Walter Schubert schickte eine B-Mannschaft aufs Feld. Spieler, die in der Saison wenig bis gar keine Spielanteile erhalten hatten, liefen in der Startformation auf. 950 Fans in der Halle rieben sich verwundert die Augen. Die TSG setzte sich in Windeseile ab. Später schwächelten die Gastgeber dann, siegten aber dennoch.

Sieben Monate später: Am 14. November trafen sich die Kontrahenten wieder. Diesmal ging es um etwas. Die TSG wollte sich in der Spitzengruppe einnisten, der TuS 97 war kurz zuvor auf den letzten Platz abgefallen. Wieder war die TSG zunächst überlegen, baute im Laufe des Spiels ab, siegte aber erneut in einer Partie, die beide Seiten als "das wohl schlechteste Derby aller Zeiten" bezeichneten.

Am heutigen Freitag (20.30 Uhr, Seidensticker Halle) steigt der nächste Akt - wie schon so oft in der jüngeren Vergangenheit unter ganz speziellen Vorzeichen.

Der TuS 97 kämpft um den viertletzten Platz, wobei die Bezeichnung "kämpfen" den Zuschauern der vergangenen zwei Heimspiele sicher schwer über die Lippen kommen würde. "Doch, der Kampf war zu erkennen. Aber es hat trotzdem nichts geklappt", musste ein ziemlich geknickter sportlicher Leiter Thorsten Lehmeier nach der jüngsten Niederlage zugeben. Routinier Nils Grothaus, der unter der Woche erneut pausieren musste, bringt es auf den Punkt: "Es wird vom Druck her nicht besser. Jetzt kommen noch fünf Spiele, durch die wir durch müssen." Lehmeier mutmaßt: "Vielleicht ist es ganz gut, dass das Derby als Auswärtsspiel gilt, denn zu Hause haben wir uns zuletzt nicht mit Ruhm bekleckert."

"Auswärts" ist für den TuS 97 bezüglich des Stadtduells ein relativer Begriff. Ein Übergewicht bei den Fans sollte so erstrebenswert sein wie der Derbysieg an sich. Die Nord-Bielefelder sind gut beraten, reichlich Schlachtenbummler in die Seidensticker Halle zu locken, denn die verunsicherte Mannschaft kann jede Unterstützung gebrauchen.

Die vermeintliche personelle Übermacht der TSG ist vor der Partie gebröckelt. Phil Holland gilt als angeschlagen, soll aber spielen können, und Torwart Pascal Welge weilt auf einer Fortbildung in Berlin. Im Fall Welge wollte der Klub für ein Spiel Sascha Grote verpflichten, hat aber wieder Abstand davon genommen. Der A-Jugendkeeper Kai Schiemann steht also vor seinem großen Tag. "So eine Situation hätte schon in der ganzen Saison passieren können. Es ist natürlich höchst unglücklich, dass es jetzt vorkommt. Aber es soll nicht den Anschein erwecken, dass wir hier personelle Geschenke an Jöllenbeck verteilen", unterstreicht Teammanager Matthias Geukes den Kampfgeist seiner Mannschaft.

Immerhin. Sollte die favorisierte TSG gewinnen, schiebt sie den TuS 97 ein weiteres Stück Richtung Abstieg und sägt sich ein bisschen selbst einen lukrativen Derby-Ast ab. Solche Gedankenspiele wehrt Geukes mit einem kurzen Satz vehement ab: "Das ist Derby!"

Beim TuS 97 wissen sie, was zu tun ist - theoretisch. "Wir müssen dahin gehen, wo es weh tut. Wir müssen endlich selber anfangen, Handball zu spielen", fordert Coach Sven-Eric Husemann. Er vermisste zuletzt das nötige robuste Verhalten seiner Schützlinge in Angriff und Abwehr. "In die Lücke gehen, statt nochmal quer zu spielen oder aus elf Metern zu werfen", will der Trainer sehen. "Kopf ausschalten und keine Angst mehr haben", so lautet das Motto der Jöllenbecker, bei denen auch der Einsatz von Hermann Hippe fraglich ist.

Bei so martialischen Parolen sollte es der TSG vielleicht etwas Angst und bange werden. "Wir dürfen uns nicht deren Druck entgegen stellen. Wir müssen von Anfang an selbst Druck machen, damit die gar nicht erst in ihren Rhythmus kommen", sagt Geukes, und Trainer Michael Boy verkündet: "Ich glaube meine Spieler haben alle verstanden, dass das ein Derby ist."

Irgendein Spaßvogel - oder war es ein Maulwurf mit dem Auftrag, die Moral zu untergraben? - hatte Anfang der Woche bereits ein Ergebnis im offiziellen Internetportal eingetragen: 23:22 für den TuS 97. Egal wie der Sieger heißen wird: Ein paar mehr Tore dürfen es gerne sein.