Salzkotten-Scharmede. An ihr erstes Fußballtraining kann sich Stephanie Bunte noch bestens erinnern. Eine gute Freundin hatte sie zu den Minikickern des SC Concordia Scharmede mitgenommen. Da war Stephanie Bunte gerade einmal vier Jahre alt. 20 Jahre später wähnt sich die Scharmederin im Fußball-Wunderland. Denn mit dem VfL Wolfsburg hat Bunte das Triple aus Meisterschaft, DFB-Pokal und Champions-League geholt.
"Irgendwie habe ich es immer noch nicht ganz begriffen. Aber so langsam wird einem bewusst, was wir in dieser Saison geschafft haben", sagt die 24-jährige Wölfin. Titel Nummer eins war die Meisterschaft. "Das war auch durchaus unser Saisonziel", erklärt Bunte. Es folgte der 3:2-Erfolg gegen Turbine Potsdam im DFB-Pokal-Finale. Und am vergangenen Donnerstag gabs die Krönung: An der Londoner Stamford Bridge gewannen die Wolfsburgerinnen vor 19.300 Zuschauern gegen Topfavorit Olympique Lyon mit 1:0. Für den französischen Meister war es die erste Niederlage seit 96 (!) Pflichtspielen.
"Es war einfach ein unbeschreibliches Erlebnis. Diese Traumkulisse, dann der Sieg. Ich kann nicht in Worte fassen, was ich in London erlebt habe", schwärmt Stephanie Bunte über das Wolfsburger Wunder, das eine grandiose Saison krönte. Als die 1,62 Meter große Fußballerin vor fünf Jahren vom damaligen FC Gütersloh zum VfL gewechselt war, lagen solche Erfolge in weiter Ferne. Wolfsburg zählte eher zu den grauen Mäusen der Frauen-Bundesliga.
"Aber nach und nach haben wir uns weiterentwickelt", erklärt Bunte. Die gelernte Offensivkraft wurde dabei als Außenverteidigerin zu einer festen Größe. In ihren ersten vier Spielzeiten für Wolfsburg bestritt Stephanie Bunte 84 von 88 möglichen Erstliga-Partien. In dieser Saison aber kam die Scharmederin nur noch in 14 Liga-Spielen zum Einsatz, wobei sie neun Mal in der Startelf stand. Auch im DFB-Pokal- und Champions-League-Finale musste Bunte auf der Ersatzbank Platz nehmen.
Die Konkurrenz ist mittlerweile nun einmal riesig. So stehen allein sieben deutsche Nationalspielerinnen im VfL-Kader. "Es ist natürlich nicht einfach, wenn du deinen Stammplatz verlierst", erklärt die 24-Jährige, die dennoch im Januar ihren Vertrag bis Sommer 2014 verlängerte. Denn Stephanie Bunte fühlt sich in Wolfsburg pudelwohl. "Ich habe hier viele Freunde gefunden, eine gute Arbeit und bin richtig heimisch geworden", bilanziert die Scharmederin, die 15 Stunden pro Woche in einem ambulanten Rehazentrum arbeitet. Hinzu kommen durchschnittlich fast zwei Trainingseinheiten pro Tag.
Und in denen will Bunte auch künftig Gas geben, um sich einen Stammplatz zu erkämpfen. "Ich werde hart an mir arbeiten", verspricht die Außenverteidigerin, die mit ihrer Schnelligkeit und Beidfüßigkeit punkten kann. Doch trotz des ausgeprägten Konkurrenzkampfes herrsche ein prima Zusammenhalt. "Der gute Teamgeist war wohl am Ende auch ausschlaggebend dafür, dass wir das Triple geholt haben", sagt Bunte, die mit ihrer Mannschaft noch ein paar Tage in London verbringen konnte. Denn auf Einladung der UEFA hatten die VfL-Frauen Karten für das Champions-League-Finale der Herren bekommen. "Und wir haben ordentlich gefeiert", schmunzelt die Scharmederin, die beim besagten Herren-Finale dann ausnahmsweise mal eine Niederlage einstecken musste. Denn Stephanie Bunte ist eingefleischter BVB-Fan. "Das war natürlich ärgerlich", kommentiert die 24-Jährige den 2:1-Erfolg der Bayern.
Die Dortmunder Schlappe war aber spätestens am Sonntagnachmittag vergessen. Da nämlich wurden die VfL-Frauen von mehr als 1.000 begeisterten Fans in Wolfsburg empfangen. Per Polonaise ging es ins Rathaus. Der Eintrag ins Goldene Buch der Stadt Wolfsburg stand an. Stephanie Bunte wähnte sich einmal mehr im Wunderland.