Jens ist kein Lehmann-Fan

SC PADERBORN: Hoffenheims Torhüter-Leihgabe Grahl will noch in die 1. Liga

01.07.2011 | 01.07.2011, 00:00
Jens Grahl, Paderborns Torhüter-Leigabe aus Hoffenheim , fühlt sich bei seinem Interims-Brötchen geber richtig gefordert.
Jens Grahl, Paderborns Torhüter-Leigabe aus Hoffenheim , fühlt sich bei seinem Interims-Brötchen geber richtig gefordert.

Herzlake. "Das wird ein ganz entscheidendes Jahr für meine weitere Karriere." Jens Grahl brennt vor Ehrgeiz. Erst kurz vor der Abreise ins Trainingslager nach Herzlake verpflichtete der SC Paderborn am vergangenen Wochenende den 22-jährigen Schlussmann in einer Nacht- und Nebelaktion. Der Keeper wurde für eine Saison vom Erstligisten TSG Hoffenheim ausgeliehen und will nun bei seinem Interims-Brötchengeber in der Zweiten Fußball-Bundesliga richtig angreifen.

Keine Frage, Grahl ist scharf auf einen Stammplatz im Team seines neuen Cheftrainers Roger Schmidt. Das sagt er klipp und klar. Schließlich will er kurz über lang sogar in der 1. Bundesliga Fuß fassen. Das Leihgeschäft zwischen Paderborn und Hoffenheim kam übrigens auf Vermittlung von Zsolt Petry zustande, der seinen Arbeitsplatz bekanntlich in den Kraichgau verlegte. Paderborns ehemaliger Torwart-Trainer sei bei seiner Entscheidung jetzt ein "wichtiger Ansprechpartner" gewesen, sagt der Keeper, Petry habe ihm den SCP schließlich wärmstens ans Herz gelegt.

Erst seit wenigen Tagen im Kreise seiner neuen Kollegen vertreten, fühlt er sich rundum "wohl und sehr gut aufgenommen". Mit den beiden direkten Arbeitskollegen Lukas Kruse und Nico Burchert versteht er sich trotz des jetzt bevorstehenden und gleichwohl gnadenlosen Konkurrenzkampfes auch "ganz gut". Ob er sich am Ende als die Nummer eins durchsetze, "liegt schließlich an mir selbst", sagt der 1,93 Meter große Schlussmann. "Meine Leistung muss halt stimmen." Einige Erfahrung bringt er jedenfalls mit. In Hoffenheim (2009 bis 2013) stand er für die Regionalliga-Mannschaft des Vereins in der abgelaufenen Spielzeit insgesamt 26 Mal zwischen den Pfosten. Zuvor sammelte Grahl wichtige Spielpraxis bei der SpVgg Greuther Fürth (2007 bis 2009), für den 29 Einsätze in der Regionalliga Süd fällig waren. Großartige Vorbilder aus der Branche hat er nicht.

Nur, weil er mit Vornamen Jens heißt, ist er aber noch lange kein Lehmann-Fan, "obwohl ich mit dem in Hoffenheim schon zweimal trainiert habe". Allenfalls das Leistungspotenzial der italienischen Ikone Gianluigi Buffon fasziniere ihn. Ansonsten hat er sich reichlich von den Kollegen abgeschaut, mit denen er schon zusammengearbeitet hat. Dazu zählen auch die beiden Ex-Paderborner Tom Starke (Hoffenheim) und Stephan Loboué. Den lernte er während seiner Fürther Zeit kennen. Aus diesem Arbeitsverhältnis entwickelte sich übrigens eine innige Freundschaft. "Erst am Dienstag habe ich mal wieder mit Stephan telefoniert", sagt Grahl.

Als Sohn eines waschechten Berliners in Stuttgart geboren, ist er trotz seines Hoffenheimer Arbeitgebers klammheimlich stets ein VfB-Anhänger geblieben, aber das dürfe im Kraichgau eigentlich niemand wissen, äußert er mit einem schelmischen Grinsen im Gesicht. Das zeigt Grahl ("Ich bin noch ledig, habe den Kopf also frei") übrigens auch, wenn er das Pokern als einziges Freizeit-Hobby nennt. "Aber nur mit Freunden und ohne Geld." Ehrensache. Schließlich zockt er zurzeit auch im sportlichen Alltag um seine regelmäßige Berücksichtigung. Beim aktuellen Torwarttrainer Frederik Gößling, der "uns wirklich ein abwechslungsreiches Programm bietet, aber noch zwei Tacken härter als Petry trainiert", fühlt er sich beim Ausbau seiner Fähigkeiten im Übrigen bestens aufgehoben.

"Wirklich positiv überrascht" war Grahl auch nach seiner ersten Begegnung mit Paderborns Energieteam-Arena. Mehr hat er von seiner neuen Interims-Heimat aus Zeitmangel bis dato allerdings noch nicht sehen können. "Ich habe aber gehört, dass die Stadt wenigstens größer als Fürth sein soll", ist der gebürtige Schwabe indes einigermaßen beruhigt. Schließlich sei Hoffenheim ja auch alles andere als der Nabel der Welt.