Herzlake. Die helle Freude, inzwischen in Fußball-Paderborn wieder in der 2. Liga gelandet zu sein, wird in diesen Tagen nur noch von den bevorstehenden Vaterfreuden getoppt. Für Matthew Taylor, SCP-Neuzugang von RW Ahlen, ist der 4. Juli 2011 ein magisches Datum. "Wenn alles glatt läuft, werde ich am kommenden Montag Vater einer Tochter", sagt der am 17. Oktober 1981 in Columbus im US-Bundesstaat Ohio geborene Stürmer.
Während Taylor in diesen Tagen mit dem Kader seines neuen Brötchengebers im Trainingslager in Herzlake schwitzt, kümmern sich die aus den USA angereisten Schwiegereltern um seine hochschwangere Ehefrau Julia. Derweil treibt der künftige Vater sein inniges Bestreben voran, als Stammspieler beim SCP Fuß zu fassen und sich den amerikanischen Traum vom Profi-Stammspieler im renommierten Fußball-Deutschland weiter zu verwirklichen. Weil dieser Sport in seiner Heimat nun mal nicht den größten Stellenwert genießt, fasste der 29-Jährige im Jahr 2008 den festen Entschluss, seine Karriere möglichst in Europa fortsetzen zu wollen.
Nach einem kurzen Flirt mit Australien vermittelte ihn sein Spielerberater schließlich zum damaligen Zweitligisten TuS Koblenz. Unter Trainer Uwe Rapolder erzielte er in 33 Saisonspielen sieben Treffer. Diese Quote ist für ein Mitglied der Abteilung Attacke sicher ausbaufähig. Das weiß auch Mister Taylor.
Nach einer anschließenden Saison beim Liga-Konkurrenten FSV Frankfurt, wo er unter Coach Hans-Jürgen Boysen nicht so gut zurecht kam, wurde Taylor nach zwei Regionalligaeinsätzen für die FSV-Reserve im August 2010 vom Drittligisten RW Ahlen nachverpflichtet. Unter Cheftrainer Arie van Lent funktionierte die Torfabrik Taylor bei 17 Treffern in 29 Begegnungen dann schon bedeutend besser. Ein Arbeitsnachweis, der schließlich auch den SC Paderborn bei der Suche nach neuen Vollstreckern auf den Plan rief.
Ausgestattet mit einem Zweijahres-Vertrag, kommt der aus der Ahlener Konkursmasse verpflichtete US-Boy nach den ersten Trainingswochen laut eigener Aussage in seiner neuen sportlichen Umgebung schon bestens zurecht. In den vier bislang absolvierten Testspielen hat Taylor schon fünf Mal ins Schwarze getroffen.
Seine Mutter Cathy sah bei ihrer Stippvisite in Paderborn den 10:0-Testspielerfolg des SCP bei TuRa Elsen live. Inklusive eines lupenreinen Hattricks, den ihr Sprössling in diesem Match fabrizierte. Nicht nur deshalb fühlt er sich in der Stadt Paderborn, "die ähnlich wie Koblenz ruhig, aber sehr schön ist", schon bestens aufgehoben. Das sagt jemand, der erst vor drei Jahren direkt aus der "Traumfabrik"Hollywood ins beschaulichere Germany kam. Für jeden ambitionierten Schauspieler käme ein solcher Umzug einer mittleren Katastrophe gleich.
In seinem Geburtsland kickte der Angreifer zuletzt beim Hollywood United Football Club. "Aber eher zum Spaß", sagt Taylor, denn dieser Verein sei sei eigentlich in keiner Liga vertreten. Seinen bislang größten sportlichen Erfolg feierte der Angreifer mit Sporting Kansas City, als er 2004 in der ersten US-Liga mit dem Team Platz zwei ergatterte und gleichzeitig Pokalsieger wurde. Drei Einsätze für Amerikas U20-Auswahl sind ihm ebenfalls noch in bester Erinnerung.
Apropos Nationaldress. "Frauenfußball ist wie Pferderennen mit Eseln" – diesen ketzerischenEinwurf eines ganz und gar unverbesserlichen Radiomoderators kann Taylor angesichts der just begonnenen Frauen-WM überhaupt nicht teilen. Besonders die Matches zwischen den deutschen und amerikanischen Ladies schaue er sich stets besonders gern an, sagt der SCP-Neuzugang. Obwohl seine Landsfrauen zurzeit die Pole Position in der Weltrangliste für sich beanspruchen, traut er dem Team während des aktuellen Turniers jedoch nicht allzu viel. "Die sind im Augenblick nicht so gut drauf. Deutschland spielt klar den besseren Fußball", urteilt Taylor. Von einem WM-Finale zwischen beiden Teams träumt er ebenso wie vom Erreichen des Klassenerhalts mit dem SC Paderborn. Trotz gewisser finanzieller Engpässe, vor allem während seiner Zeit in Koblenz und Ahlen (insolvent), sei er aus sportlichen Gründen in Deutschland noch mit keinem Verein abgestiegen, sagt Taylor. Das werde ihm sicherlich auch in Paderborn nicht passieren, ist Taylor recht optimistisch, mit dem SCP auch im zweiten Vertragsjahr noch in der 2. Bundesliga zu kicken.