Altenbeken/Buke. Im Handballkreis Lippe und weit über dessen Grenzen hinaus ist er bekannt wie ein bunter Hund und selbst in so weit entfernten Städten wie Göppingen dürfte der eine oder andere noch etwas mit seinem Namen anfangen können. Die Rede ist vom Bad Meinberger Urgestein Jörg Harke – aktuell noch Trainer der HSG Altenbeken/Buke in der Handball-Landesliga –, der sich in den 70er Jahren anschickte, die große weite Handball-Welt zu erobern.
Aus einer handballverrückten Familie stammend – neben dem Vater jagten auch die beiden Brüder und die Schwester dem kleinen runden Leder hinterher –, wurden 1978 nämlich die Verantwortlichen des damaligen Oberligisten TBV Lemgo auf den Linksaußen des Landesligisten HC Horn/Bad Meinberg aufmerksam. "Trotz des Angebots habe ich mir die Entscheidung aber nicht leicht gemacht, da ich schließlich meinen Heimatverein verlassen musste", erklärt Jörg Harke im Rückblick.
Nach einigem Grübeln und vielen Gesprächen entschied er sich dann aber doch für die Truppe aus der einstigen Hansestadt – und blieb dem TBV insgesamt 13 Jahre lang treu. In der Saison 1978/79 verpassten die Lemgoer knapp den Aufstieg in die Regionalliga, holten den aber eine Serie später nach. Unumstrittener Leistungsträger damals: Jörg Harke. Der profitierte extrem von der Tatsache, dass das ebenfalls 1978 nach Lemgo gekommene Handball-Idol Herbert Lübking die Geschicke des Teams mittlerweile nicht nur von der Bank aus als Coach leitete, sondern auch aktiv ins Spielgeschehen eingriff. "Herberts lange Gegenstoß-Pässe zu mir waren unglaublich und haben auch dazu beigetragen, dass ich immer unter den besten Torschützen zu finden war", so Harke.
1981 gelang den Blau-Weißen die Versetzung in Liga zwei, zwei Jahre später sogar der Aufstieg in die Beletage des deutschen Handballs. Großen Anteil am herausragenden Erfolg hatte einmal mehr der Meinberger Blondschopf, der sich mit rund 120 Treffern sogar die Torschützenkrone der 2. Bundesliga Nord aufsetzte. Im Herbst 1983 folgte dann aber der erste Einschnitt in der bis dato steil verlaufenen Karriere. Harke zog sich einen Bänderriss zu, der ihn rund ein halbes Jahr lang außer Gefecht setzte.
"Danach", sagt der 1956 Geborene, "hatte ich nicht mehr die Athletik wie vor der Verletzung und habe deshalb auch nicht mehr so viele Tore erzielt." Mannschaftskollege und Abwehrchef "Eddie" Franke half aber, aus Jörg Harke einen passablen Deckungsspieler zu machen, der fortan im Lemgoer Mittelblock verteidigte. "So habe ich es tatsächlich auf acht Jahre in der 1. Bundesliga gebracht", grinst der Kaufmann, um anzufügen: "Dafür habe ich aber auch viel investiert, weil es mein Traum und eine Ehre war, Bundesliga zu spielen."
In seiner letzten Serie im Lemgoer Dress mit der Nummer 4 stieß das Team um Coach Lajos Mocsai 1991 sogar bis ins Halbfinale um die Deutsche Meisterschaft vor, scheiterte da aber am TV Großwallstadt. Harke zog es dann zurück zu seinem Heimatklub, wo es eine spannende Konstellation gab. "Ich kam aus Liga eins zurück nach Bad Meinberg, Laszlo Benyei zudem aus Ungarns Eliteklasse – und Trainer war mein ehemaliger Lemgoer Mannschaftskollege Detlef Rauchschwalbe", erinnert sich der stets trainingsfleißige Harke. Bis 1993 blieb er im Kurort, bevor er zwischen 1993 und 1996 seine Karriere in Ober- und Regionalliga beim SC Bielefeld ausklingen ließ. Von 1997 bis 2003 coachte er dann den Bezirksligisten TV Großenmarpe, kehrte noch zwei Mal zum HC Horn/Bad Meinberg zurück, dirigierte die Oberligisten TSG Altenhagen/Heepen (2005 bis 2007) und TuS 97 Bielefeld/Jöllenbeck (2008/09) sowie die TG Lage (2010 bis 2012, Bezirksliga) an der Seitenlinie und zeichnet seit Anfang des vergangenen Jahres für die HSG Altenbeken/Buke verantwortlich.
Sportliche Höhepunkte sind ihm gleich drei im Gedächtnis geblieben: "In Kiel zu spielen, war wegen der Stimmung dort immer ein Erlebnis. Außerdem habe ich in der Saison 1985/86 76 Tore in der 1. Liga markiert, beim deutlichen Sieg gegen Göppingen sogar zwölf Mal getroffen. Und als ich dann in Altenhagen/Heepen Trainer war, sind wir nach ganz schwacher Vorbereitung und mit sehr kleinem Kader dann Tabellenzweiter in der Oberliga geworden."
Nach all den Jahren, die er in Sachen Handball unterwegs war, überlegt Jörg Harke nun aber, nach dieser Spielzeit einen Schlussstrich zu ziehen. "Langsam beschäftigt man sich mit diesem Gedanken", gibt Harke zu – und würde damit sicherlich auch seiner Ehefrau Marion, die sich auf mehr Zeit mit dem Gatten freut, einen Gefallen tun.