Paderborn. Wenn Mahir Saglik ab sofort Zeit und Lust hat, beispielsweise nach London zu reisen, dann kann er das tun. Ganz spontan. Bisher war das nicht so, denn der 1983 in Paderborn geborene Profifußballer des SC Paderborn war ein türkischer Staatsangehöriger mit einem türkischen Pass. Reisen beispielsweise auf die Insel waren nur in Verbindung mit viel Bürokratie möglich. Nun aber ist der Toptorjäger der Domstädter seit einigen Tagen deutscher Staatsbürger mit einem deutschen Pass.
"Für mich spielt das eigentlich keine große Rolle", gibt er zu. Dennoch wurmte es den dribbelstarken Fußballer schon sehr, dass bei jeder geplanten Reise "zuvor so ein enormer Hickhack entstand. Ich bin in Paderborn geboren, fühle mich hier absolut heimisch und sehe auch keinerlei Grund, irgendwann in ein anderes Land auszuwandern", nennt er einen weiteren Grund für seine Entscheidung. So stellte Saglik zunächst am türkischen Konsulat in Münster einen Antrag auf Ausbürgerung – und gleichzeitig bei den deutschen Behörden einen Antrag auf Einbürgerung. "Da werden jede Menge Daten geprüft und das dauert schon einige Monate", sagt er zum Prozedere.
Dann gab es auch den offiziellen Termin im Rathaus, wo er ähnlich wie bei einer Vereidigung offiziell vorgegebene Sätze nachsprechen musste, bevor er seinen Pass ausgehändigt bekam. "Das war ganz schön lustig", erinnert sich Saglik noch an eine ganz spezielle Frage der Beamtin. Die nämlich habe wissen wollen, ob er denn jetzt demnächst mit einem Schweißband am Handgelenk in den deutschen Nationalfarben spielen werde. "Vielleicht spiele ich demnächst mal mit zwei Schweißbändern", scherzt der mit neun Treffern in der Hinrunde beste Torschütze der Breitenreiter-Elf.
Dass Mahir Saglik überhaupt erst jetzt die Staatsangehörigkeit wechselte, hängt mit dem Fußballsport zusammen. Seine Torgefährlichkeit sprach sich auch beim türkischen Fußballverband herum und so bestritt er für die Juniorenteams seines Heimatlandes einige Länderspiele. Zuletzt hatte er 2005 sieben Einsätze für die U21-Nationalmannschaft.
"Deshalb hatte ich den Pass immer noch behalten", so Saglik. Bei seinem Einbürgerungsantrag erhielt er die volle Unterstützung seiner Familie. "Die haben das begrüßt", sagt er, "weil sich ja auch nichts ändert. Ich trage viel von der türkischen Mentalität, aber insgesamt viel aus beiden Ländern in mir. Ich mag auch die deutsche Pünktlichkeit." Dennoch werde er nicht vergessen, wo er herkomme. "Ich fahre auch gerne in die Türkei, weil meine Oma und viele Verwandte dort leben", reißt der Kontakt in seiner Heimat auf keinen Fall ab.
Immerhin ist er jetzt im Besitz einer so genannten "Blauen Karte", die ihm vom Konsulat überreicht worden ist. Die berechtigt Saglik, beispielsweise in der Türkei Grund zu erwerben, oder im Falle eines Falles auch ein Erbe antreten zu können.
Nun steht wieder der Job im Mittelpunkt. Sonntag geht es los beim Ligaspiel in Köln. Dass er in der Vorbereitung kein Tor erzielt hat, darüber macht er sich keinen Kopf. "Ich habe keine Trainingseinheit gefehlt und ich bin in einer Topverfassung. Schließlich heißt das ja Vorbereitung. Man bereitet sich vor", freut sich Mahir Saglik auf den Start in die Rückrunde.