
Lübbecke. In Sachen Turnen hat Lübbecke einiges vorzuweisen. Die jungen Geräteturner des TuS Lübbecke sind als Landesliga-Meister in die Verbandsliga aufgestiegen. Die Schülerturner des Wittekind Gymnasiums haben beim Landesfinale "Jugend trainiert für Olympia" innerhalb von vier Jahren einen Titel und drei Vizetitel in die Stadt am Wiehengebirge geholt. Als Ausbilder hinter den Erfolgen stehen Heinz Koschel, Markus Smetan und Christoph Henning. Die drei ließen die Neue Westfälische auf ihr Konzept blicken und beim Training zuschauen.
"Herr Koschel, wo soll ich mitmachen?" –"Herr Koschel, welches sind meine Übungen am Boden?" Heinz Koschel ist beim Training in der Stadtsporthalle ein beliebter und begehrter Ansprechpartner. Der TuS-Trainer überlegt kurz, zählt dann einige Übungen auf. Dem Kind, das gefragt hat, was es machen soll, antwortet er: "Das kannst du dir selber aussuchen." Im Donnerstagstraining von 16 bis 19.30 Uhr wird offen gearbeitet. "Die Jungen können frei wählen, an welchem Gerät sie turnen wollen", erklärt Heinz Koschel, der neben seinen Aufgaben im TuS auch die Schülerturner des Wittekind Gymnasiums betreut.
Bis zu 32 Kinder ab fünf Jahren umfasst die Donnerstags-Turngruppe im TuS Lübbecke. Einige kommen für eine Stunde, andere für zwei, manche für dreieinhalb Stunden. Die Vorzeigeathleten des TuS Lübbecke trainieren zur gleichen Zeit. Eigenmotivation und selbstständiges Arbeiten sind Heinz Koschel wichtig. Die aufgebauten Geräte haben Aufforderungscharakter. Die Freude an der gezeigten Leistung ist Motivationsmotor. "Wenn die Kinder merken, jemand schaut mir zu, weckt das den Ehrgeiz sich anzustrengen. Außerdem sehen sie die guten Turner, das ist auch Ansporn", betont Koschel.
Für das Einzeltraining der Leistungsturner ist Christoph Hennig zuständig. Der 28-jährige A-Trainer aus Bünde schaut genau hin, analysiert Bewegungsabläufe bis ins Kleinste und fordert die Turner auch bis an ihre Grenzen zu gehen. Das sieht bei den Nachwuchsturnern anders aus. "Wir lassen die Jungen machen und passen auf, dass sie sich nicht verletzen", erklärt Heinz Koschel. So lernten die Kinder Vertrauen in ihr eigenes Können. Davon profitierten sie ihr ganzes Leben.
Das Hinarbeiten auf die Übungen an Boden, Pauschenpferd, Ringe, Sprung, Barren und Reck komme erst später, erläutert der Trainer, der auch Kampfrichter ist. "Zunächst müssen sich die Kinder mit dem Gerät vertraut machen, lernen ihren Körper unter Kontrolle zu halten." Ziel sei es, turnerische Grundlagen zu vermitteln, Kraft und Körperspannung zu verbessern und vor allem Spaß am Turnen zu wecken.
"Wenn sie dem Turnen ein Leben lang verbunden bleiben, wäre das toll", sagt der 70-Jährige, der mit zwölf Jahren zum Turnen kam und heute regelmäßig erfolgreich an Deutschen Seniorenmeisterschaften teilnimmt. "Ohne Spaß kann nicht an der Leistungsschraube gedreht werden", ergänzt Markus Smetan. Der 43-jährige Lübbecker hat einen Teil des Trainings übernommen, seit Koschel, der nach Jahrzehnten in Lübbecke nun in Paderborn lebt, etwas kürzer tritt. Smetan ist Diplom-Sportlehrer und Trainer-C des Westfälischen Turnerbundes und turnte in seiner Jugend selbst bei Heinz Koschel.
Bei allen Freiheiten aus dem Runder läuft in der Stadtsporthalle dennoch nichts. Das differenzierte Training erfordert eine gute Organisation und einige Umbauten mehr. Freundlich, aber konsequent stellt Heinz Koschel die Aufgaben und korrigiert. Die älteren Turner unterstützen ihn als Helfer. "Wir machen bei einigen der Kinder auch Hausaufgabenbetreuung. Das ist ein Entgegenkommen an die Eltern, damit sie die Kinder zum Training schicken", erläutert der Lehrer, der bis zum Ruhestand am Wittekind Gymnasium unterrichtet hat.
"Herr Koschel, Jonas möchte dir was zeigen", fordert ein Kind und zupft an seinem T-Shirt. Aufmerksam sieht sich Heinz Koschel an, was Jonas zeigen möchte. Er ist mit Leib und Seele Turner und Trainer. Das merken die Kinder und Jugendlichen. Auch das ist Motivation und Ansporn für die Sportler.