Untrennbar verbunden ist die Spielzeit 1970/1971 mit dem Bundesliga-Skandal, in den die Arminia ganz tief verstrickt war. "Auch ich habe im Umfeld einiges mitbekommen", gibt Lenz zu, "aber das ganze Ausmaß und die bittere Wahrheit habe auch ich erst nach der Aufdeckung des Skandals erfahren." Dass sich ausgerechnet Disziplin-Fanatiker Egon Piechaczek als einer der Drahtzieher der verschobenen Spiele entpuppte, war für Willi Lenz nicht allzu überraschend. "Er war halt auch in dieser Hinsicht eiskalt", betont der Ex-Armine. Die Folgen des Skandals für die Bielefelder: Im April 1972 wurde dem Verein die Erstliga-Lizenz entzogen. Trainer Piechaczek sowie die Arminen-Kicker Waldemar Slomiany und Jürgen Neumann erhielten langjährige Sperren.
Willi Lenz hatte den Klub zu diesem Zeitpunkt längst verlassen. Bereits die letzten zehn Spiele der Saison 1970/71 kickte er für den TuS Sennelager. "Fußball war für mich fortan nur noch eine wunderbare Nebensache", sagt Willi Lenz, der keineswegs mit Groll auf sein hartes Jahr bei der Arminia zurückblickt. "Im Gegenteil, ich habe enorm wichtige Erfahrungen sammeln können. Vorher war die Fußballwelt für mich rosarot. Doch in Bielefeld habe ich all die Risiken kennen gelernt, die dieses Geschäft beinhaltet. Danach stand für mich fest, dass ich ganz auf die Karte Studium und Beruf setze", erklärt Lenz, der am Ende der Saison 1970/71 mit Sennelager den Sprung in die Verbandsliga geschafft hatte.
Die damals höchste deutsche Amateurklasse sollte bis zum Karriere-Ende seine sportliche Heimat bleiben. Von 1971 bis 1975 kickte Willi Lenz für Sennelager sowie den Fusionsklub TuS Schloß Neuhaus, ehe er am 5. Oktober 1975 in einer Partie in Gütersloh einen Gelenkbruch im Knöchel erlitt. Der Vorstopper hängte seine Fußballschuhe an den Nagel, ließ sich vor der Saison 1976/77 aber vom 1. FC Paderborn zu einem Comeback überreden. Nach dieser Spielzeit war jedoch endgültig Schluss. "Die Schmerzen im Knöchel waren einfach zu groß. Zudem ließ sich der Fußball kaum noch mit dem Beruf vereinbaren", erklärt Lenz, der sich fortan den Sportarten Tennis und Golf widmete.
Als Fan ist er aber dem Fußball treu geblieben. Auch am Montagabend wird er beim Zweitliga-Derby zwischen dem SC Paderborn und Arminia Bielefeld auf der Tribüne der Energieteam-Arena mitfiebern. "Das wird sicher ein rassiges Spiel", freut sich Willi Lenz, der sich beim Ergebnis-Tipp diplomatisch gibt: "Ich rechne mit einem 1:1 oder 2:2." Er hat halt schon für beide Vereine gespielt.