Weserbergland für die beiden perfekt

Uwe Krohne und Edmund Hinz trainieren für den Radmarathon Paris - Brest

21.07.2010 | 21.07.2010, 00:00
Im Weserbergland können Uwe Krohne (l.) und Edmund Hinz prima für den Wettkampf in Frankreich trainieren, weil es hier so viele Hügel gibt. Von denen warten auf die zwei haufenweise auf der Strecke von Paris nach Brest. Kein Wunder, dass sich das Duo mal freut, wenn das Rad mal von alleine rollt, wie hier in Marienmünster. - © FOTO: JULIA RADTKE
Im Weserbergland können Uwe Krohne (l.) und Edmund Hinz prima für den Wettkampf in Frankreich trainieren, weil es hier so viele Hügel gibt. Von denen warten auf die zwei haufenweise auf der Strecke von Paris nach Brest. Kein Wunder, dass sich das Duo mal freut, wenn das Rad mal von alleine rollt, wie hier in Marienmünster. | © FOTO: JULIA RADTKE

Kreis Höxter. 1.200 Kilometer sind eine echte Strecke, allein schon wenn man sie mit dem Auto zurück legt. Aber Uwe Krohne und Edmund Hinz fahren sie mit dem Fahrrad. Unter 70 Stunden. Die beiden Sportler gehören zur Gruppe der Weserbergland Randonneure, ein loser Zusammenschluss von Radsport-Interessierten. Um für den legendären 1.200 Kilometer -Fahrradmarathon Paris-Brest-Paris zu trainieren, radeln sie auch regelmäßig durch den Kreis Höxter.

Alle vier Jahre findet die Veranstaltung in Frankreich statt, für die Teilnahme müssen sich die Rad-Sportler aber erst qualifizieren; und das läuft über Uwe Krohne. Der 45-Jährige aus Hessisch-Oldendorf ist einer von 11 Organisatoren in Deutschland, der Qualifikationsfahrten, sogenannte Brevets, für das Groß-Event Paris-Brest-Paris veranstaltet.

"Um an so einem Ereignis teilzunehmen, muss man eine bestimmte Serie von Brevets erfolgreich gefahren sein", erklärt Krohne. Gestartet wird mit einer 200-Kilometer-Tour, dann kommen 300-, 400- und 600 Kilometer lange Strecken. Haben die Radler das geschafft, dürfen sie in Paris antreten.

Krohnes Touren sind gut besucht: Zwischen 30 und 40 Teilnehmer fahren regelmäßig mit ihm durch das Weserbergland. Die Strecken führen unter anderem durch die Kreise Hameln- Pyrmont, Holzminden, Kassel, Lippe, Güthersloh, Göttingen und auch immer durch den Kreis Höxter.

Information

Der Paris-Brest- Paris-Marathon

Entstanden ist der Wettkampf aus dem gleichnamigen Radrennen für Profis und Amateure, das erstmals am 6. September 1891 stattfand. Die 1.200 Kilometer müssen in wahlweise 90, 84 oder 80 Stunden geschafft werden, je nachdem, in welcher Gruppe man sich anmeldet. Die schnellsten Radfahrer bewältigen die Strecke in etwa 44 Stunden, sie fahren die ganze Tour, ohne zwischendurch zu schlafen. Auf dem ganzen Weg gibt es Kontrollstellen, an denen die Radler Stempel sammeln müssen, wo ihnen aber auch Essen und Feldbetten zur Verfügung stehen. Uwe Krohne und Edmund Hinze wollen nicht komplett auf den Schlaf verzichten. In Brest werden sie sich ein paar Stunden aufs Ohr legen und dann ausgeruht weiterfahren.

"Das Weserbergland ist bestens geeignet, um für Paris-Brest zu trainieren", erklärt Edmund Hinz aus Lage. "Dort gibt es keine geraden Strecken, es geht nur auf und ab." Und das muss trainiert werden. Auf die Radler der Strecke in Frankreich kommen nämlich so einige Hügel zu: Sie müssen 10.000 Höhenmeter bewältigen. Wer da nur in Hamburg trainiert, hat ein Problem, meint Uwe Krohne.

1.200 Kilometer, soviel wie eineinhalbmal Deutschland von oben nach unten. Krohne und Hinz erbringen da eine unglaubliche Leistung. Die beiden 45-Jährigen meinen allerdings: "So schlimm ist das gar nicht." Für Krohne ist es hauptsächlich eine Kopfsache. Den ein oder anderen Fahrer packe einfach die pure Verzweiflung, wenn er auf der Bergkuppe schon die fünf nächsten Hügel am Horizont erblickt. "Da werden viele missmutig", sagt der Hessisch-Oldendorfer und fügt hinzu: "Aber das muss man eben durchhalten."

Sehr wichtig sei auch, dass sich die Sportler selbst einschätzen können und ein Gefühl für den eigenen Körper entwickeln. Überanstrengen soll sich bei den Touren niemand, es geht um nichts. Weder bei den Qualifikations-Fahrten durchs Weserbergland, noch beim Paris-Brest-Paris Marathon ist ein Sieg das Ziel, Prämien und Pokale gibt es auch gar nicht. Das Ziel der meisten Teilnehmer ist lediglich, die Strecke innerhalb der vorgegebenen Zeit zu schaffen.

Ohne körperliche Beschwerden meistern Krohne und Hinz die langen Strecken allerdings nicht. "2003 bin ich 600 Kilometer der Strecke im Stehen gefahren", erinnert sich Edmund Hinz, der als Bereichsleiter für Objektschutz und Veranstaltung arbeitet. "Meine Ausrüstung war noch nicht so toll und ich konnte einfach nicht mehr sitzen."

Krohne, der in der Dienstleistungsbranche für Fulfillment und Druckdienstleistungen tätig ist nutzt die Zeit beim Radeln oft zum Nachdenken; auch über seinen Beruf. "Man kann Dinge einfach mal anders betrachten", erklärt er. "Und vorteilhaft ist natürlich auch, dass man körperlich richtig fit wird", fügt er hinzu.

Zweimal haben Krohne und Hinz bereits an der langen Tour in Frankreich teilgenommen, 2011 wollen sie zum dritten Mal antreten. Uwe Krohne will dieses Mal die Fahrt in unter 60 Stunden schaffen. Alle vier Jahre reichem ihm die 1.200 Kilometer dann aber auch. "Man braucht doch eine gewisse Zeit um sich wieder zu erholen", erklärt er und fügt hinzu: "Und ich bin weder hauptberuflicher Sportler, noch verbitterter Amateur, ich muss diese Strecke nicht jedes Jahr fahren."