Bei einem Profikampf über zehn Runden müssen Sie auch einige Schläge einstecken. Scheuen Sie am nächsten Morgen den Blick in den Spiegel?
Adler: Nein, das tue ich mir schon an. Manchmal ist es auch gar nicht so schlimm. Aber ein blaues Auge oder eine geschwollene Nase gehören eben dazu.
Wie reagieren die Menschen auf der Straße, wenn sie als junge, hübsche Frau durch die Stadt gehen, Ihr Gesicht aber noch vom Kampf gezeichnet ist.
Adler: Die fragenden Blicke sind ganz klar da. Bei einigen Passanten kann man richtig den Gedanken erkennen: "Oh mein Gott, die Arme ist bestimmt von ihrem Freund verprügelt worden." Wenn es zu schlimm aussieht, meide ich aber auch die Öffentlichkeit.
Die Experten erwarten morgen einen Sieg von Ihnen. Sollte es dazu kommen, was sind ihre nächsten Ziele? Kommt vielleicht auch ein Wechsel in eine andere Gewichtsklasse infrage?
Adler: Vier WM-Gürtel habe ich zwar schon im Supermittelgewicht. Ich hätte aber auch noch gern die Gürtel der weiteren großen Boxverbände. Da sind die Titel fast alle vakant. Da laufen zurzeit die Verhandlungen, wer gegen wen kämpfen könnte. Grundsätzlich möchte ich aber einen Wechsel in eine andere Gewichtsklasse nicht ausschließen.
Beim heutigen Wiegen dürfen Sie maximal 76,203 Kilogramm auf die Waage bringen. Ist das ein Problem?
Adler: Nein, zum Glück überhaupt nicht. Bei den letzten beiden Titelverteidigungen habe ich immer ein Kilo unter der Marke gelegen. So ist es auch diesmal, ohne dass ich dafür vorab eine spezielle Diät machen muss oder auf spezielles Essen verzichten muss.
Apropos Essen. Das TV-Publikum hat Sie beim "Perfekten Dinner" als sympathische Frau kennengelernt. Ihr Bekanntheitsgrad ist dadurch schlagartig noch einmal gestiegen. Besteht die Hoffnung, dass auch mal ein Kampf von Ihnen im TV übertragen wird?
Adler: Ich hoffe doch. Das Frauenboxen gewinnt wieder an Attraktivität. Die Zuschauer sehen technisch hochklassige Kämpfe. Es ist schön anzusehen. Das spricht sich rum. Deswegen glaube ich schon, dass sich das Fernsehen bald auch wieder dafür interessieren wird.
In welcher Halle oder Arena möchten Sie gerne mal boxen?
Adler: Ein WM-Kampf im legendären New Yorker Madison Square Garden wäre der Höhepunkt.
Wie realistisch ist das? Die wohl bekannteste US-Amerikanische Boxerin, Laila Ali hat die Handschuhe ja bereits in die Schublade gelegt.
Adler: Ja das ist schade. Ali ist schon Mutter und wird sicherlich nicht mehr in den Ring steigen. Jedoch kommt auch in den USA das Frauenboxen wieder in Schwung. Da gibt es ein paar aufstrebende Namen.
Wie hat überhaupt Ihre Boxkarriere begonnen?
Adler: Als Kind habe ich Selbstverteidigungstechniken gelernt. Später habe ich mich dann auch mal beim Tennis, Handball oder Basketball ausprobiert. Das war aber nichts für mich.
Über das Kickboxen bin ich dann zum Boxen gelangt. Es fasziniert mich und treibt mich an, dass man beim Boxen nie die Gewissheit haben kann, die Beste zu sein. Man darf nicht ausschließen, dass jemand besser ist. Hoffentlich passiert das aber nicht morgen.