Der Mann für die besonderen Würfe

SPORT-LEGENDEN: Ehemaliger Weltklasse-Handballer Varga hat viele Freunde im Kreis Herford

An der hohen und breiten Abwehrmauer vorbei schmettert István Varga, im Trikot der ungarischen Nationalmannschaft den Handball ins gegnerische Tor. Die rumänischen Weltklassespieler wie Vasile Stinga und Stefan Birtalan haben das Nachsehen. | © FOTO: NW-ARCHIV

09.05.2014 | 09.05.2014, 00:00

Zwei Jahre später, im Jahr 1980, hieß es dann von Seiten des Budapester Sportministeriums, "Stefan kann gehen". Varga erzählt sehr lebhaft über die vielen Versuche, endlich gen Westen reisen zu dürfen, und benutzt dabei die deutsche Übersetzung seines Vornamens. "Genosse Varga, Sie haben das verdient. Doch fahren Sie erst einmal nach Hause. Wir telefonieren." Nach diesen Worten seines Sportministers hörte Varga zwei weitere Jahre nichts mehr aus Budapest. Der "eiserne Vorhang" war nach dem Olympiaboykott 1980 vieler westlicher Nationen wieder dichter geworden.

Dann im Jahr 1982 fand sich der inzwischen 39-jährige "verdiente Handballer" Varga als Leiharbeiter bei Thyssen im hessischen Kassel wieder. Und der Sportminister lenkte fortan einen neuen Opel GT, erinnert sich der Ungar nach 32 Jahren sehr gut.

Zwei Jahre spielte István Varga für Germania Kassel und SV Seulberg. Dann lud der TuS Spenge den jetzt 41-Jährigen zum Probetraining ein. Zwei Jahre, von 1984 bis 1986, spielte Varga für den TuS Spenge. "Die Halle war immer voll", freut sich der Ungar noch heute über die Anerkennung seiner Person, und zeigt ein Foto von der Ehrung zum Sportler des Jahres.

Danach war Varga rund ein halbes Jahr Trainer der Spenger Regionalliga-Mannschaft und wechselte als Spieler zum Oberligisten TV Lenzinghausen. Auch hierzu fällt ihm ein Highlight ein. Mit einem letzten Freiwurf habe er bei Eintracht Dortmund den 22:21-Erfolg sichergestellt, schildert der ehemalige Torjäger gestenreich, mit eben ungarischem Temperament.

Nach Trainerjahren in Steinhagen und Lage verlagerte István Varga seinen Lebensmittelpunkt wieder in sein Heimatland. Er war fünf Jahre lang Präsident von Dózsa Debrecen und Obmann der 1. Liga, zudem Manager der Herren-, Junioren- und Jugendnationalmannschaft. Als Delegierter der EHF (European Handball Federation) bereiste Varga von 1994 bis 2012 europäische Sporthallen, unterstützte die Schiedsrichter und diente als Spielbeobachter.

Rund 200 Spiele auf europäischen Hallenparkett habe er verfolgt. Darunter kritische Begegnungen wie SC Magdeburg gegen CF Barcelona um den Europapokal, oder Partizan Belgrad gegen RK Zagreb inmitten des Balkankrieges. .

In der deutschen Bundesliga, bei Spielen des TBV Lemgo und VfL Gummerbach und auch bei Blombergs Frauen war er sehr oft als EHF-Beobachter. Viele Kontakte zu ehemaligen Mitstreitern im europäischen Handball wie den Deutschen Heiner Brand habe er so pflegen können. Das erfreue ihn noch heute, sagt der Ehrengast des ersten deutschen "Final-Four" in Hamburg nicht ohne Stolz.

Varga blickt zufrieden auf ein Leben für und mit dem Handball zufrieden zurück. Eine ernsthafte Lungenerkrankung hat ihn 2011 niedergerissen. "Doch die tüchtigen Ärzte im Herforder Mathilden-Hospital haben mich wieder noch oben gebracht", so István Varga. So besucht er weiter mehrmals im Jahr seine "zweite Heimat Deutschland", vornehmlich Herford und Spenge.