
Kirchlengern/München. Als während der Fußball-Weltmeisterschaft 2006 beim Spiel der Deutschen Mannschaft gegen Polen der Ex-Bünder David Odonkor mit seinem legendären Sprint und der anschließenden Flanke kurz vor Spielende das 1:0 vorbereitete, wurde Odonkor über Nacht zum Star.
Was heute nur noch wenigen bekannt ist, ist die Tatsache, dass sich schon 1987 ein damals 18 Jahre junger Mann aus Kirchlengern auf den Weg nach München machte, um dort eine Profi-Karriere zu beginnen. Frank Osterkamp stand damals kurz vor dem Abitur am Bünder Freiherr-vom-Stein-Gymnasium. Sein damaliger Lehrer Ulrich Müller erinnert sich: "Frank war ein guter und sehr freundlicher Schüler, er hätte das Abi bei uns locker geschafft. Er hat es aber vorgezogen, das letzte Jahr in München zu machen. Sicher damals eine mutige Entscheidung, ohne zu wissen, ob es bis zur Bundesliga reichen würde."
Seine sportliche Laufbahn begann Frank Osterkamp in der D-Jugend des BV 21 Stift Quernheim unter Trainer Wilhelm Stüwer. Im Sommer 1983 wechselte Frank Osterkamp zum B-Jugend-Landesligisten Bünder SV, mit dem er in die Westfalenliga aufstieg. Drei Jahre blieb er dem BSV treu, obwohl ihn schon früh die Späher der großen Vereine ins Visier genommen hatten.
In der A-Jugend wechselte Osterkamp zum DSC Arminia Bielefeld und reifte dort unter Trainer Joachim Krug zu einer echten Spielerpersönlichkeit heran.
Der ehemalige Co-Trainer des SC Herford zu Zweitligazeiten, Jan Pienta, wurde auf den Blondschopf aus Stift Quernheim aufmerksam und stellte die Verbindung zum FC Bayern München her. Pienta ist noch heute als "Scout" aktiv und hat Spieler wie Thomas Müller oder Philipp Lahm entdeckt.
Dann kam das, wovon fast jeder junge Fußballer träumt: Der FC Bayern München machte Frank Osterkamp im Sommer 1987 ein Angebot. Die Eltern Gisela und Manfred Osterkamp ließen ihren Sohn sehr stolz, aber schweren Herzens, ziehen. "Wir waren sicher, dass unser Sohn im Sportinternat der Bayern gut aufgehoben war und gut versorgt wurde. Auch dass Frank sein Abitur dort machen konnte, war gewährleistet.
Sportlich lief es für Osterkamp in München zunächst sehr gut. Er wurde Stammspieler bei den Amateuren in der Bayernliga und saß bei einem Auswärtsspiel beim FC Homburg zum ersten Mal auf der Bank der Profis, kam aber unter dem damaligen Trainer Jupp Heynckes nicht zum Einsatz.
Andere Mannschaftskameraden von den Amateuren, wie Christian Ziege oder Markus Babbel schafften den Sprung zu den Profis und wurden gar Nationalspieler. Bei Osterkamp traten jedoch die ersten Verletzungen auf. Ein Knorpelschaden im Knie setzte ihn fast eineinhalb Jahre außer Gefecht. Es folgten Frakturen, Jochbeinbrüche sowie Bänderverletzungen, bis Osterkamp schließlich mit nur 26 Jahren das Handtuch warf. Sein Körper spielte nicht mehr mit.
In dieser für ihn persönlich schweren Situation erwies sich der FC Bayern als wichtiger Partner. Der Verein verlängerte seinen Vertrag, damit Osterkamp in Ruhe seine Zukunft ohne Fußball planen konnte. Nach einem abgebrochenen BWL-Studium begann er eine Ausbildung zum Fahrradmechaniker, die er erfolgreich abschloss und später auch seinen Meister machte.
1997 erfüllte sich sein Traum von der Selbständigkeit und er übernahm das in München bekannte Fahrradgeschäft "Riedlinger" an der Grünwalder Straße, an der auch das alte Stadion des TSV 1860 München liegt. Privat wohnt Frank Osterkamp aber an der Säbener Straße, Heimatadresse der Bayern in München.
Heute ist Frank Osterkamp begeisterter Alltagsradler und Rennradfahrer. Seine Wochenenden sind für seine Frau Katrin und die Kinder Janne (5) und Philippa (7) reserviert. Nur noch selten besucht Osterkamp seine alte Heimat. Dafür fahren seine Eltern gerne in den Süden Deutschlands, um den Kontakt zu den Enkeln zu halten.
Frank Osterkamp hat in München privat wie beruflich sein Glück gefunden, wenn auch anders als vor vielen Jahren geplant. Eine Rückkehr scheint zum jetzigen Zeitpunkt ausgeschlossen, denn Osterkamp ist zu einem echten Bayern geworden. Wenn man bei ihm anruft, hört man ein freundliches "Grüß Gott" und ahnt nicht, dass am anderen Ende ein waschechter Ostwestfale ist.