Gütersloh. Der FSV Frankfurt gilt in Deutschland unter Fußballern nicht gerade als Top-Adresse. Schon gar nicht die zweite Mannschaft. Maximilian Oesterhelweg hat dort aber das erreicht, was ihm zuvor in drei Jahren beim SC Wiedenbrück verwehrt blieb: Er ist Stammspieler. Klar, dass das Urteil des 21-Jährigen positiv ausfällt: "Ich fühle mich in dem Verein sehr wohl."
Das gute Gefühl, das den Außenstürmer vergangenen Sommer zu einem Wechsel aus der Regionalliga West in die Regionalliga Süd antrieb, hat sich damit bestätigt. Nico Michaty, damals scheidender Trainer beim Wiedenbrücker Ligarivalen VfL Bochum II, nahm ihn quasi mit zu seinem neuen Arbeitgeber. "Er hat damals Kontakt zu mir aufgenommen", erinnert sich Oesterhelweg, dass alles "sehr schnell" gegangen sei.
Die Situation beim SCW erleichterte dem Ur-Gütersloher die Entscheidung, die Heimat zu verlassen. Coach Thomas Stratos machte ihm keine Aussichten, in der neuen Spielzeit endlich den Durchbruch zu schaffen, empfahl ihm einen Vereinswechsel. "Michaty hat mir dagegen sofort vollstes Vertrauen geschenkt", sagt Oesterhelweg: "Und das macht schon einen großen Unterschied aus."
In 18 von bisher 21 Meisterschaftsspielen war "Maxi", wie ihn alle nennen, am Ball. Nur wegen einer Gehirnerschütterung musste er dreimal pausieren. Drei Treffer schmücken seine persönliche Erfolgsbilanz, und, für ihn ganz wichtig: "Unzählige Vorlagen." Hörbar hat Oesterhelweg in Frankfurt das Selbstvertrauen getankt, an dem es ihm in Wiedenbrück häufig mangelte. Dribbelstark und flink war er schon immer, aber die Konstanz fehlte. Jetzt weiß er: Er ist ein wichtiger Teil des Teams, muss nicht mehr um seine Anerkennung kämpfen.
Dabei half ein Schachzug von Michaty. Der Coach lässt den Rechtsfuß Oesterhelweg anders als zuvor Stratos zumeist über die linke Seite angreifen. "So wie es im modernen Fußball immer häufiger üblich ist", erklärt der Spieler und verweist auf Franck Ribery, der bei den Bayern als Linksaußen gerne in die Mitte drängt: "Diese Spielweise liegt mir einfach."
Ein Umfeld ohne großen Erwartungsdruck half ihm bei der Entwicklung. Als Unterbau der Zweitligamannschaft ist der FSV II nicht so sehr auf den Erfolg angewiesen wie der SCW, für den es darum geht, mit guten Ergebnissen Zuschauer ins Stadion zu locken. Rang 15 gab Michaty zu Saisonstart als Ziel aus. "Wir wollten mit den Abstiegsrängen nichts zu tun haben", erläutert Oesterhelweg diese Rechnung. Eine rein theoretische: Da es wie im Westen im Süden keine Absteiger aus der 4. Liga gibt, muss sich der FSV II um den Klassenverbleib selbst als aktueller 16. nicht sorgen.
Auch wenn der Gütersloher nun in einer Metropole lebt, sieht er mehr Parallelen als Unterschiede zu seiner Wiedenbrücker Zeit. Der FSV hat seine Anhänger hauptsächlich in dem 27.000 Einwohner zählenden Ortsteil Bornheim, ist dort fest verwurzelt. "Frankfurt wird von der Eintracht beherrscht", sagt Oesterhelweg, fühlt sich beim FSV manchmal wie auf dem Dorf: "Hier kennt jeder jeden." Zu diesem Eindruck passt sein Zuhause. Nur fünf Minuten wohnt er vom Trainingsgelände entfernt, gemeinsam mit Mannschaftskapitän Steven Kröner in einer WG.
"Etwas professioneller" empfindet er die Verhältnisse beim FSV dennoch als beim SCW - obwohl die Reserve nur über beschränkte finanzielle Mittel verfügt. Ein erhöhtes Trainingspensum bekräftigt seinen Eindruck. Die fünf Trainingseinheiten am Nachmittag werden durch mindestens eine am Vormittag ergänzt. Dabei hilft, dass in der U23 die Spieler jung sind, noch zur Schule gehen oder studieren. Wie Oesterhelweg, der am Düsseldorfer IST-Studieninstitut ein Fernstudium zum Fitnessfachwirt absolviert. "Das kann ich neben dem Fußball zeitlich gut schaffen", sagt er.
Außerdem sichert es ihm die Möglichkeit, zweigleisig zu fahren. Bisher hat er noch nicht am Training des Zweitligakaders teilgenommen, Andeutungen habe es aber gegeben. Sein großer Traum treibt ihn weiter an: "Ich möchte Profi werden." Ob ihm dieser Sprung beim FSV Frankfurt gelingt, ist ihm letztlich egal. Zumindest hofft er, sich mit dem Rückrundenstart am 4. März durch gute Leistungen weiter interessant zu machen. Sein Vertrag läuft im Sommer aus. Was dann passiert? "Alles offen", sagt Maxi Oesterhelweg - und weicht der Frage aus, ob er ein zweites Jahr anstrebt oder lieber wechseln möchte.