
Bielefeld. Mitte April ist die Zeit, in der in OWL die Läufer-Herzen schneller schlagen. Schuld daran sind Vorfreude und Aufregung, aber auch aufkeimende Zweifel an der Vorbereitung für den traditionell am letzten April-Sonntag stattfindenden Hermannslauf.
Turnusmäßig lädt dann auch der veranstaltende TSVE Bielefeld die lokalen Medienvertreter zu einem Pressegespräch ein, um über bewährte und neueingeführte Abläufe zu informieren sowie auf verkehrsbedingte Erschwernisse und unerwünschtes Verhalten der Teilnehmenden und Zuschauenden hinzuweisen. So geschieht es auch vor dem Start des 53. Hermannslaufs am 27. April – nur sind die in der Verantwortung stehenden Personen diesmal andere.
Weil sich das langjährige Organisationsteam aufgrund vereinsinterner Streitereien in Teilen zurückgezogen hat, sind Vereinskolleginnen und -kollegen mit hohem Engagement und Leidenschaft in die Bresche gesprungen. Zu Beginn der Pressekonferenz bittet der wortführende Thorsten Nöthling, seit vielen Jahren Moderator des Zieleinlaufs beim Teutoklassiker, ausdrücklich darum, dass von Fragen zu den Querelen im Verein wegen des laufenden Mediationsverfahrens und aus Respekt vor der Bedeutung des Hermannslaufes Abstand genommen werden möge.
Das ist das neue Orgateam vom Hermannslauf
Um dann das neue Orgateam mit ihren Funktionen vorzustellen: TSVE-Vorstand Gerd Grundmann und Daniel Skakavac teilen sich die Leitung und werden von Sebastian Wappelhorst (Sponsoring/Marketing), Sebastian Endreß (Datenverarbeitung), Steffi Terstesse (Startkartenausgabe/Helfereinteilung), Tristan Ulrich (Startkartenausgabe/Koordination), Anton Schöneberg (Sicherheitskonzept) sowie Heiko Fleer (Leitung Hermannsdenkmal) unterstützt. „Es gibt wie immer viel zu tun, aber die Stimmung ist gut. Wir haben momentan alles im Griff, aber harren der Überraschungen, die noch kommen mögen“, sagt Daniel Skakavac, einer der Erfahrenen im Team, augenzwinkernd. Steffi Terstesse zeigt sich beeindruckt von der hohen Zahl der freiwilligen Helfer.
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Große Freude erfüllt den Raum, als das Gespräch auf die schnelle Startkarten-Vergabe kommt: Erstmals seit der Pandemie war der Teutolauf wieder innerhalb von 24 Stunden ausgebucht, die 1.000 Wandertickets nach einer halben Stunde vergriffen, und auch der Mini-Hermann erfreut sich größter Beliebtheit. „Das ist schon etwas Besonderes“, meint Nöthling.
Erneut werden die Wanderer mit farbigen Startnummern auf die 31,1 Kilometer von Detmold nach Bielefeld gehen, so dass sie von den Läufern zu unterscheiden sind. Der Start morgens um 8.00 Uhr ist ausschließlich mit einer Wander-Startnummer möglich. Einige wenige „schwarze Schafe“ aus dem vergangenen Jahr sind von der diesjährigen Teilnahme ausgeschlossen worden. „Wir müssen da strikt eingreifen, weil sonst ein Datensalat bei der Zeitnahme entsteht“, erklärt Nöthling. Startnummern-Ausgabe und Läufermesse werden nach der erfolgreichen Premiere wieder am Vortag des Laufs (12 bis 17 Uhr) im Lenkwerk stattfinden. In der Halle können die Startnummern sowie die Finisher- und Mini-Hermann-Shirts abgeholt werden. Zudem ist dort der Ummeldeschalter zu finden.

Die Favoriten des Hermannslaufs
Dort wird sich dem Vernehmen nach auch Ann-Christin Opitz einfinden. Die 26-Jährige vom SC Melle ist bislang noch nicht gemeldet, hat aber ihr Vorhaben in privater Runde angekündigt. Opitz ist passionierte Bergläuferin und dürfte dann als Favoritin einzuschätzen sein. Zumal Vorjahressiegerin Franziska Bossow seit Anfang der Woche mit starken Schmerzen in der linken Wade zu kämpfen hat und eine Absage nicht ausschließen kann. Sollten sich die Symptome nicht deutlich verbessern, „kann ich nicht starten“, sagt die TSVElerin.
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Ihr Vereinskollege Florian Bochert ist laut Gerd Grundmann der große Favorit auf den Gewinn des Männer-Wettbewerbs. Der 25 Jahre alte Vorjahresdritte empfiehlt sich mit verbesserten Zeiten über 10 Kilometer und die halbe Marathon-Distanz. Allerdings meldet sich der zuletzt angeschlagene Rekordsieger Elias Sansar (45) pünktlich zum Hermannslauf wieder fit: „Ich kann schmerzfrei trainieren.“ Und auch mit Erik Peters vom LC Paderborn, 2024 als Zweiter an der Sparrenburg, dürfte zu rechnen sein. Für eine Überraschung gut sein könnte der Niederländer Erik Lensink, 2019 Dritter beim Hermann.
Die Wettbewerbsorientierten dürfen sich in diesem Jahr an der Panzerbrücke austoben. Altra Running richtet dort erstmals eine Strava-Challenge aus. Strava ist eine GPS-basierte App zum Planen und Teilen von Trainingseinheiten. Das bewerte Segment auf der Panzerbrücke ist 1,1 Kilometer lang. Strava erfasst dort automatisch alle Läuferinnen und Läufer und erstellt Bestenlisten. Die Schnellsten werden mit tollen Preisen auf der Bühne geehrt.
Hermannslauf 2025: Straßensperrungen und Sicherheit
Wie immer bringt der Hermannslauf Straßensperrungen mit sich. Die Bodelschwinghstraße wird ab dem 24. April zwar wieder freigegeben, ist am Lauftag am Streckenübergang an der Habichtshöhe jedoch nur temporär befahrbar. Anders als im vergangenen Jahr ist die Bodelschwinghstraße aber auch wieder aus Richtung Brackwede zugänglich. Eine Umleitung wird für die während des Laufs gesperrte Osningstraße ausgewiesen.
Bundesweit gab es zuletzt wieder mehr Anschläge bei Großveranstaltungen. Aus Sorge vor Amokfahrten verschärfen deshalb viele Städte ihre Sicherheitsauflagen. Zwar ist eine solche Anordnung dem TSVE nicht angedient worden, „jedoch werden wir aus eigenen Beweggründen die Sicherheitsvorkehrungen vor allem am Hermannsdenkmal erhöhen“, erklärt Orgateamleiter Gerd Grundmann.
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Die Natur und insbesondere der Wald sind empfindliche Lebensräume, die zu oft durch rücksichtsloses Verhalten geschädigt werden. Der TSVE weist wegen der anhaltenden Trockenheit auf die erhöhte Waldbrandgefahr hin. Im Wald herrsche ein striktes Rauchverbot. Auch das Betreiben eines Grills oder offenes Feuer seien untersagt. Ein Ärgernis sind dem Ausrichter zudem die Wildpinkler, die insbesondere am Start in Detmold, aber auch im Bereich der Busabfahrt lieber die Büsche als die bereitgestellten mobilen Toiletten zur Erleichterung nutzen. Bei Zuwiderhandlung behält sich der TSVE vor, die Übeltäter vom Start auszuschließen.