Wie die Hermannslauf-Absage das Leben von Elias Sansar veränderte

Bielefeld. Sprachlos, nicht in der Verfassung, sich öffentlich zu äußern. So etwa fühlte sich Elias Sansar vor zwei Wochen, als gewiss war, dass auch der Hermannslauf in diesem Jahr nicht stattfinden wird. Ausgerechnet der Klassiker, den der Detmolder wie kein Zweiter seit Jahren dominiert und diesen auch deshalb zu seinem Lieblingslauf auserkor. Zuvor musste er bereits andere Volksläufe aus seinem Kalender streichen, ebenso das Trainingslager auf Mallorca, für das er als Lauftrainer engagiert worden war. &bdquo;Es fühlte sich an wie ein Alptraum. Es kam eine schlechte Nachricht nach der anderen", erzählt Sansar rückblickend und räumt ein, dass er mit den Auswirkungen der Corona-Krise überfordert war. &bdquo;Niemand hatte doch für möglich gehalten, dass wir einmal in eine solche Situation kommen." Es hat eine Weile gebraucht, bis Elias Sansar realisiert hat, dass sein Leben in naher Zukunft ein anderes sein wird. &bdquo;Wir müssen das akzeptieren. Der Sport ist jetzt zweitrangig." Mittlerweile kann der 40-Jährige aber wieder mit Freude die Laufschuhe schnüren, wenngleich es ihm immer noch schwerfällt, ziellos Intervalle und Tempoläufe zu trainieren. Anfangs habe er sich zwingen müssen, in den Wald zu gehen. Einfach weil er wisse, dass ihm das Laufen gegen die Frustration helfe. &bdquo;Aber die Beine waren schwer, auch die Atmung stimmte nicht", erzählt er. &bdquo;Ich war einfach mental neben der Spur, konnte keinen klaren Gedanken fassen." "Der Zusammenhalt ist gerade jetzt wichtig" Das Laufen ist für Elias Sansar eben nicht nur Sport, sondern auch Broterwerb. Drei Sponsoren waren ihm vor dem Ausbruch der Pandemie Ende Februar abgesprungen. Jetzt fehlen dem vielseitigen Langstreckler, der auf Cross-, Straßen-, Bahn- und Bergstrecken unterwegs ist, mangels Wettkämpfen die Argumente, neue Unterstützer zu akquirieren. &bdquo;Ich hatte bereits zwei gute Gespräche, die sind jetzt natürlich hinfällig", sagt der Kurde, der erst ab Herbst mit der Wiederaufnahme von Wettkämpfen rechnet. Bis dahin versucht Sansar seine Trainingsgewohnheiten beizubehalten, um seinem Tag eine Struktur zu geben, um Körper, Geist und Seele zu pflegen. &bdquo;Sport hilft mir immer." Seine Ausflüge in den Wald macht der Lipper wie gefordert allein. Nicht, weil er sich um die eigene Gesundheit sorgt, sondern, weil er die anderer nicht gefährden möchte. &bdquo;Wir dürfen jetzt nicht nur an uns denken, sondern müssen für andere mitdenken. Der Zusammenhalt ist gerade jetzt wichtig", betont Sansar, den die hohen Infektionszahlen in Italien und Spanien berühren. "Während der Saison bin ich immer pingelig beim Kontakt mit anderen Menschen" Die von der Bundesregierung verordneten Vorsichtsmaßnahmen sind für Sansar deshalb alternativlos, zugleich aber nichts Besonderes. &bdquo;Ich bin während der Laufsaison grundsätzlich sehr pingelig beim Kontakt mit anderen Menschen, weil mich schon eine normale Erkältung im Training weit zurückwirft", erklärt der zwölfmalige Gewinner des 31,1Kilometer-Klassikers durch den Teutoburger Wald. &bdquo;Häufiges Händewaschen ist auch dann Pflicht." Den anderen enttäuschten Hermannsläufern möchte Sansar einen aufbauenden Gedanken mitgeben: &bdquo;Der harte Kampf durch den Winter, die gesamte Vorbereitung war nicht umsonst. Ihr habt dies auch für eure Fitness und für eure Gesundheit getan." Tröstende Worte, die er wohl auch an sich selbst richtet. Hermannslauf-Startgeld als Spende möglich Der Hermannslauf-Ausrichter TSVE Bielefeld hat sich auf seiner Internetseite www.hermannslauf.de mit einer Information zur Startgeld-Rückerstattung an alle Teilnehmer gewandt. Die bereits entrichtete Startgebühr sei bis zum 26. April 2020 zurückzufordern, die notwendigen Schritte zur Rückerstattung werden per Mailing mitgeteilt. Allerdings würde es der TSVE begrüßen, wenn möglichst Viele das Startgeld als Spende verstünden, da der Verein bei der Organisation des abgesagten Teutolaufs mit einem hohen Betrag in Vorleistung treten musste und die Ausgaben nur teilweise oder gar nicht erstattet bekommt. &bdquo;Ich fände es gut, wenn die Teilnehmer zum Wohle des TSVE auf eine Rückerstattung verzichten würden", sagt Elias Sansar.

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