Bielefeld. Der Sonderzug war lange gebucht und selbstverständlich ausverkauft. Die Fahrt vom Bielefelder zum Münsteraner Hauptbahnhof aber wird die Bahn nicht wie geplant am 24. September antreten. Was ausnahmsweise nicht an Gleis-, Material-, Fahrplan- oder anderen Problemen der Deutschen Bundesbahn liegt, sondern an Benedikt XVI. Der Papst bindet mit seinem Deutschland-Besuch so viel Polizeipersonal, dass der Deutsche Fußball-Bund (DFB) jetzt das für den 24. September angesetzte Drittliga-Derby des DSC Arminia beim SC Preußen Münster auf Samstag, 8. Oktober, 13.30 Uhr verlegte. "Wir sind über diese Entscheidung nicht glücklich", sagt Arminias Fan-Beauftragter Christian Venghaus, der erheblichen organisatorischen Mehraufwand auf den Verein zukommen sieht.
Die Innenministerkonferenz hatte diesen Wunsch geäußert, die Vereine sowie die Zentrale Einsatzstelle für Sporteinsätze in Dortmund stimmten zu. Gerade erst hatten Ausschreitungen nach dem Drittliga-Duell der beiden Friedensstädte (!) Osnabrück und Münster gezeigt, dass im niedersächsisch-westfälischen Städtedreieck traditionell die sportlichen Vergleiche von erheblicher Brisanz im Umfeld begleitet werden.
So hat auch die Rivalität zwischen der Arminia und dem Verein vor den Toren von Telgte eine lange, fast ein Jahrhundert währende Tradition. 1913/14 standen sich der FC Preußen und Bielefeld erstmals um Punkte gegenüber. Die Münsteraner gewannen den Meistertitel in der damaligen A-Klasse des WSV-Bezirks VII mit zwei Punkten Vorsprung vor Arminia. Die Revanche gelang 1922/23, als Arminia im Endspiel um die Westfalenmeisterschaft 7:0 (!) triumphierte.
Erste Live-Übertragung aller Zeiten
Die offensichtlich schon anno dunnemals herrschende Derbyatmosphäre machte das Duell früh für die Medien interessant. Am 1. November 1925 wurde die Partie Preußen Münster – Arminia Bielefeld als erstes Spiel aller Zeiten live im Rundfunk übertragen. Was Reporter Dr. Bernhard Ernst vom Münstermannplatz zu berichten hatte, erfreute alle DSC-Anhänger: Arminia gewann mit 5:0!Das schlechte nachbarschaftliche Miteinander lebte Ende der 80-er, Anfang der 90-er Jahre wieder auf, als sich die beiden Vereine einen Dauerzank um die Oberligameisterschaft lieferten. Meistens mit dem besseren Ausgang für den Klub, der seitdem in Arminia-Fankreisen als unaussprechlich (Prxn Mnstr) gilt, bevorzugt mit 3:0- und 3:1-Siegen im direkten Vergleich. Venghaus stellte damals eine Veränderung im Fan-Verhalten fest. "Vorher war es Frotzeln, seither ist es Fäusteln."
Anlass, mit polizeilicher Präsenz die auf körperliche Auseinandersetzung trachtenden Fangruppen zu trennen, war zuletzt am 23. Februar 2007, als Arminias Zweite ihr Oberligaheimspiel gegen Münster mit 2:1 gewann. "Ich hätte nie gedacht, dass wir so schnell danach mit unseren ersten Mannschaften aufeinandertreffen würden", meint Venghaus.