
So sah es in der ersten Halbzeit aus. Arminias Verteidiger Markus Bollmann ist eher am Ball als Bayerns Stürmer-Star Luca Toni, der vom Publikum mit Pfiffen verabschiedet wurde. | © FOTO: CHRISTIAN WEISCHE
Bielefeld. Gerade hatte sich Markus Bollmann beruhigt. Sein Puls pendelte nach 94 Minuten im dreistelligen Bereich wieder um 65, die ärgerliche 0:1-Niederlage gegen den Rekordmeister samt seiner Mitschuld am Tor des Tages war mental und medial verarbeitet. Da begegnete dem Arminen auf dem schmalen Gang vor den Journalisten Martin Demichelis. Ehe er sichs versah, spürte Bollmann die Hand des Münchners im Gesicht und vernahm undeutliche Verfluchungen seiner selbst, bevor der Argentinier dem Bus zustrebte.
Verdutzt über Demichelis emotionalen Ausbruch schüttelte Bollmann nur den Kopf. Dem Arminen ist es fremd, die Rivalität, die zeitlich begrenzt in der Arena herrscht, mit nach draußen zu nehmen. Natürlich wusste Bollmann, worum es seinem Verteidiger-Gegenüber ging. In diversen Sport-Sendungen wurde die Szene, in der der Bielefelder den Münchner am Kopf traf, wiederholt. "Das war keine Absicht", sagte Bollmann, dessen Befreiungsversuch aus Demichelis Umklammerung auch als Tätlichkeit hätte ausgelegt werden können.
Mit Händen und viel mehr mit den Füßen hatte sich Markus Bollmann gegen die Offensivbemühungen der Bayern gewehrt. Angestachelt von frühen Erfolgserlebnissen gegen Münchens einzige Spitze Luca Toni schien Arminias Innenverteidiger über sich hinauszuwachsen. Immer wieder suchte Toni wild gestikulierend Beistand beim Schiedsrichter, sah schließlich Gelb für seine Meckerei.
Einen Moment ungeordnet
"Ich habe gar nicht hingehört, was der alles erzählt hat", meinte Bollmann. Mit dem italienischen Weltmeister lieferte sich der Westfale heiße Duelle. Oft waren Bollmann und Andre Mijatovic Sieger. "Den darfst du keinen Millimeter weglassen", bekam Mijatovic während des Spiels bestätigt, was er vorher schon wusste. Und trotzdem passierte es. Noch in Rage über die Abseitsposition Tonis, verloren die Arminen den Italiener bei der anschließenden Ecke aus den Augen: Flanke Ribéry, Kopfball Toni, Tor."Das war klares Abseits vorher, aber das Tor darf natürlich nicht passieren. Der Ball kommt perfekt rein, und wir waren einen Moment ungeordnet", sagte Bollmann zerknirscht. Er war bei Standardsituationen Toni zugeordnet, doch Michael Frontzeck fand, dass die Szene "nicht nur den Markus betraf". Die Leistung des 28-Jährigen sei "wie die aller Spieler gegen den Ball okay gewesen", meinte der DSC-Trainer.
So darf sich Bollmann trotz dieser einen Unachtsamkeit begründete Hoffnung machen, auch am Sonntag im Auswärtsspiel in Mönchengladbach in der Startelf zu stehen, obwohl Radim Kucera wieder fit ist. Dann möchte Bollmann "lieber etwas mitnehmen", als ein "okay" für eine starke Vorstellung zu hören und am Ende doch wieder mit leeren Händen dazustehen.