Wie Arminia den Saisonstart bewertet – und was das über Bielefelds Ambitionen verrät

Bielefeld. Sieben Punkte, 9:4 Tore, Platz fünf. Nur zwei Mal sind in den vergangenen zehn Spielzeiten Aufsteiger besser in eine Zweitligasaison gestartet als in diesem Jahr Arminia Bielefeld. Doch wer glaubt, dass sich beim DSC deshalb alle vor Freude in den Armen liegen, sieht sich getäuscht. &bdquo;Man kann als Aufsteiger nach vier Spielen mit sieben Punkten zufrieden sein, muss es aber nicht“, sagte Mael Corboz und erklärte: &bdquo;Wir haben uns nach den ersten beiden Siegen und dem Erfolg im DFB-Pokal mehr erhofft, haben zuletzt aber nur noch einen Punkt aus zwei Spielen mitgenommen.“ Nach den ersten beiden Spieltagen (5:1 gegen Fortuna Düsseldorf und 2:0 bei Holstein Kiel) grüßte der Liganeuling von der Tabellenspitze. Es folgten ein 1:2 gegen Dynamo Dresden und zuletzt das 1:1 bei Eintracht Braunschweig. Macht zusammen sieben Punkte. Arminia-Kapitän Corboz über den Sieben-Punkte-Start: &bdquo;Ist okay“ Beim 1. FC Nürnberg (ein Punkt), bei Hertha BSC (zwei Punkte) oder beim VfL Bochum (drei Punkte) würden sie auf Knien über den Rasen rutschen, wenn sie auf diese Ausbeute verweisen könnten. In Bielefeld aber wählte der Kapitän und US-Ostwestfale Corboz diese knappen Worte, um die Startbilanz zusammenzufassen: &bdquo;Ist okay.“ Lesen Sie auch: Acht Neue im Arminia-Kader: Die Zweitliga-Zugänge in der großen Übersicht Auch Trainer Mitch Kniat sieht keine Veranlassung, in Euphorie auszubrechen. Er sagte: &bdquo;Wenn man mit sechs Punkten startet, sieht es sehr gut aus. Wenn man danach nur noch einen Punkt holt, dann ist es nicht optimal. Aber wenn man die vier Spiele zusammennimmt, muss man mit den sieben Punkten zufrieden sein.“ Kniat und Corboz sind nicht die Einzigen, die das so sehen. Isaiah Young äußerte nach seinem späten Ausgleichstor in Braunschweig: &bdquo;Ein Punkt ist besser als keiner, aber ich kann nicht sagen, dass ich glücklich bin.“ Der Klassenerhalt ist für Wörl das Wichtigste – &bdquo;und dann mal schauen“ Aussagen, die einiges erahnen lassen über die Ambitionen der Arminen. Es darf, so viel wird klar, schon gerne ein kleines bisschen mehr sein als &bdquo;nur“ der Klassenerhalt. Das ließ auch Rückkehrer Marius Wörl durchblicken, als er nach dem Remis bei der Eintracht sagte: &bdquo;Das Wichtigste ist, dass wir die Klasse halten und das erste Ziel damit abhaken können. Und dann mal schauen.“ Mal schauen wohin? Weiter nach oben, schon klar. Doch wie weit? An Ehrgeiz und der nötigen Gier mangelt es den Bielefeldern nicht, ganz im Gegenteil. Auf die Frage, ob er froh sei über die erste Länderspielpause in der neuen Spielzeit, entgegnete Corboz kurz: &bdquo;Nö.“ Der seit Samstag 31-Jährige erklärte, dass es keinen Spieler gebe, der nach dem Sprung in die höhere Liga nicht &bdquo;ein bisschen mehr“ mache. Und das aus gutem Grund: &bdquo;Die Qualität ist deutlich höher. Man spielt gegen Offensivspieler, die sehr gut sind und gegen Defensivspieler, die sehr erfahren sind und genau wissen, was gegen welches System zu tun ist.“ In Kiel bietet Arminia die bisher beste Halbzeit der Saison Im Fall von Braunschweig und zuvor Dresden ergab das gepaart mit einer gewissen Robustheit dieser beiden Teams einen Mix, der den Arminen nicht so gut bekam. Das war in beiden Partien augenfällig, wogegen Mannschaften, die stärker auf einen spielerischen Ansatz setzen, dem DSC etwas mehr liegen. In Kiel wurde das besonders deutlich. Der Neuling zeigte gegen den Bundesligaabsteiger in den ersten 45 Minuten seine bisher beste Zweitliga-Halbzeit und lag vollkommen verdient schon da mit 2:0 in Führung. Ähnlich war das in der vergangenen DFB-Pokalsaison, als der DSC auf seinem Weg ins Finale alles andere als zufällig zunächst einen Zweit- und dann vier Erstligisten eliminierte. Und auch in dieser Pokalsaison schied mit Werder Bremen bereits wieder ein Bundesligist gegen Bielefeld aus. Lesen Sie auch: DFB-Pokal, 2. Runde: Alles Wichtige zu Arminia Bielefelds Wiedersehen mit Union Berlin Am kommenden Freitag gegen den 1. FC Magdeburg (drei Punkte) erwartet Arminia dann mutmaßlich wieder eher ein Spiel Marke Dresden oder Braunschweig. Vier Arminia-Profis sammelten schon Bundesligaerfahrung Obwohl die Resultate zuletzt nicht mehr so positiv ausfielen wie zu Saisonbeginn, urteilte Corboz: &bdquo;Alles ist ein bisschen schwieriger, aber trotzdem machen wir das ganz gut. Wir werden von Spiel zu Spiel besser.“ Und er ergänzte: &bdquo;Hoffentlich werden wir uns so entwickeln, dass die Drittligaspieler der letzten Saison gestandene Zweitligaspieler und irgendwann Top-Zweitligaspieler werden.“ Fakt ist: Im Auftaktspiel gegen Düsseldorf gaben sechs von elf Bielefelder Startspielern ihr Zweitligadebüt, was den deutlichen 5:1-Erfolg noch bemerkenswerter machte. Von den aktuell 27 Spielern in Arminias Profikader verfügten insgesamt nur neun über Zweitligaerfahrung, bevor sie sich dem DSC anschlossen: Tim Handwerker, Arne Sicker, Sam Schreck, Lukas Kunze, Marvin Mehlem, Monju Thaddäus Momuluh, Noah Sarenren Bazee, Joel Grodowski und Maximilian Großer. Sarenren Bazee (46 Einsätze), Mehlem (20), Handwerker (11) und Florian Micheler (1) sind jene vier Arminen, die darüber hinaus schon Bundesligaerfahrung gesammelt haben. Prognose? Fragen Sie mal in Dresden nach Die beiden kommenden Heimspiele gegen Magdeburg (12. September) und Greuther Fürth (19. September) werden weiteren Aufschluss darüber geben, wie gut der DSC tatsächlich schon für die 2. Liga präpariert ist. Bereits jetzt eine seriöse Prognose über Arminias Abschneiden am Saisonende abzugeben, ist jedenfalls praktisch unmöglich, wie sich am Beispiel Dynamo Dresden ablesen lässt. Die Sachsen, die in den Spielzeiten 2016/17 (acht Punkte nach vier Spielen) und 2021/22 (zehn Punkte nach vier Spielen) als Aufsteiger jeweils besser in die 2. Liga gestartet waren als Bielefeld in diesem Jahr, erlebten in den jeweiligen Saisons zwei vollkommen unterschiedliche Verläufe. Während 2016/17 am Ende mit 50 Punkten ein beachtlicher fünfter Platz heraussprang, wurde Dresden 2021/22 (32 Punkte) von Platz eins (1. Spieltag) bis Platz 16 durchgereicht. Und weil sich dann auch noch der 1. FC Kaiserslautern in der Relegation gegen Dynamo durchsetzte, musste Dresden sogar den bitteren Gang zurück in die 3. Liga antreten. Lesen Sie auch: &bdquo;So noch nicht erlebt“ – wie es für diese 13 Ex-Arminia-Profis in ihren neuen Vereinen läuft Beim Blick auf die vergangenen zehn Zweitligajahre findet sich aber auch ein Gegenbeispiel. 2018/19 war der SC Paderborn als Aufsteiger mit fünf Punkten aus den ersten vier Spielen solide in die Serie gestartet. Am Ende gelang dem SCP mit 57 Zählern als Tabellenzweiter der direkte Durchmarsch in die Bundesliga.

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