
Bielefeld. „Und hier kommt der Trainer von Arminia Bielefeld, Mitch Kniat!“ Mit diesen Worten begrüßte Moderator Sven Voss den 39-Jährigen am späten Samstagabend im ZDF-Sportstudio. Es war Kniats erster Auftritt auf dieser Bühne. 1,16 Millionen Menschen schauten Senderangaben zufolge zu. Voss sprach mit ihm über Pokalerfolge, den Umgang mit Kritik, einen guten Rat von Fabian Klos und wer ihn eigentlich Michél nennt. An der Torwand trat Kniat selbstverständlich auch an.
„Wir wollten es noch mal beweisen. Wir wollten allen zeigen, dass wir es genauso gut können wie in der vorherigen Saison“, sagte Kniat über den Erstrundensieg seiner Arminia am Freitagabend über Werder Bremen. 1:0 besiegt der DSC den Bundesligisten. Den Treffer erzielte Isaiah Young in der dritten Minute der Nachspielzeit. „Ich habe gerade von Isi im Interview gehört, dass er den Torwart ausgeguckt und sich für die andere Ecke entschieden hat. Das glaube ich nicht, das kann ich mir nicht vorstellen“, frotzelte Kniat nach einem kurzen Einspieler, der die Highlights vom Bremen-Spiel zeigte, lächelnd.
Damit war er angekommen in dem insgesamt rund zwölfminütigen Interview. Ähnlich wie seiner Mannschaft in so mancher Pokalpartie, war auch ihm im Sportstudio die Anfangsnervosität anzumerken. Aber genau wie die Mannschaft legte der gebürtige Aachener das Lampenfieber schnell ab. So entwickelte sich ein unterhaltsamer Plausch mit dem zehn Jahre älteren Voss.
„Fabi hat gesagt: Mitch, entspann dich, das ist Bielefeld“
Der 49-Jährige befragte Kniat auch zu der Phase, als es in Bielefeld ganz und gar nicht rundlief und sogar immer mal wieder „Kniat raus“-Rufe von den Rängen der Schüco-Arena schallten. „Am Anfang weiß man ja nicht, wie man mit der Unruhe umgehen soll, auch mit den Hasskommentaren. Aber ich habe gemerkt, ich kann das ab. Wir sind unserer Linie treu geblieben. Ich habe meinen damaligen Spieler Fabian Klos gefragt: Fabi, was ist hier los? Er hat gesagt: Mitch, entspann dich, das ist Bielefeld, das ist hier öfter so. Das hat mich beruhigt.“
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Gegen Dynamo Dresden (Sonntag, 13.30 Uhr) stehe er nun vor seinem 100. Spiel als Arminia-Trainer. In der Vergangenheit hätten sich die Verantwortlichen bei Arminia häufig dem öffentlichen Druck gebeugt. Die jetzige Klubführung habe das nicht getan. „Es war ja kaum ein Trainer länger da“ als er, stellte Kniat fest. Die Entwicklung sei „extrem positiv – und wir sind ja noch nicht am Ende“. Dass er „immer positiv denke, habe ich von meinem Papa übernommen, er war ein ähnlicher Typ“.
Er sprach auch über seine Mutter. Sie sei diejenige, die ihn bei seinem tatsächlichen Vornamen rufe: Michél. Auch sein Bruder tue das, „ansonsten sagt das keiner“. Seit seiner Zeit in Bremen – Kniat spielte für die Stadtteilklubs FC Oberneuland und Blumenthaler SV, dessen Trainer er später auch wurde – sei aus Michél dann der Rufname Mitch geworden.
Ausrasten? Arminia-Coach Kniat hat nichts dagegen
Seit Sommer 2023 ist Kniat bei Arminia im Amt. In der ersten Saison gelang ihm gerade so der Klassenerhalt in der 3. Liga. In seiner zweiten Saison startete er mit dem DSC durch und führte den Klub sowohl in das DFB-Pokalfinale als auch in die 2. Liga. „Wir wollen uns erst mal in der Liga etablieren. Aber wenn das Umfeld ausrasten will, dann werde ich die Leute auf keinen Fall bremsen. Intern wissen wir, dass wir hart arbeiten müssen. Wenn wir das nicht tun, dann werden wir immer auch mal wieder einen vor den Latz bekommen.“
Kniat betonte auch einmal mehr die Wichtigkeit seines Trainerteams. Über seinen langjährigen, für seine Emotionalität bekannten Assistenten Daniel Jara, der gegen Werder kurz vor Schluss die Gelb-Rote-Karte sah, sagte er: „Dani weiß selber, dass es keine gute Aktion war. Aber wenn es ihn nicht gäbe, dann würde ich immer noch in der Oberliga rumdümpeln. Ich alleine kann nichts. Zusammen mit dem Trainerteam sind wir extrem stark.“
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Danach gefragt, wie die laufende Saison im besten Fall ausgehe, entgegnete Kniat abschließend kurz und knapp: „Berlin.“ Spontaner Applaus. Auch den Aufstieg würde er nehmen. „Träume versetzen irgendwann Berge, der Glaube auch. Wir haben Berlin vor Augen. Aber von Aufstieg zu reden, davon sind wir noch ganz weit entfernt.“

Zum Schluss ging es an die Torwand. Selbstredend, dass Kniat, der mit dem DSC in der neuen Saison jedes Pflichtspiel gewonnen hat, auch hier den Sieg davontrug. Ein einziger Treffer unten genügte, weil seine Kontrahenten, die Schwimm-Weltmeisterin Anna Elendt und der Hobbyfußballer Hassan Ali Aldemir vom SV AKM Köln, leer ausgingen. „Das macht sich gut, wenn man damit zurück nach Bielefeld kommt“, scherzte Voss – und traf damit Kniats Humor.
INFORMATION
Neues Arminia-Buch
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