Berlin. Die Euphoriewelle trug mich und weitere Zigtausende Arminen über Wochen hinweg bis zum Bereich vor den Einlasskontrollen. Alle, die dort fast zwei Stunden in drangvoller Enge, teils vergeblich Contenance zu bewahren versuchten, wissen, was ich meine. Während bei uns in Bielefeld am Südeingang sieben Ordner und Ordnerinnen 7.000 Arminen in weniger als einer Stunde hereinlassen, hatten in Berlin dreimal so viele Menschen eine harte Geduldsprobe zu überstehen. Viel zu spät würde der Zustrom kanalisiert und dann dauerte das Scannen der Karten am Drehkreuz teils sehr lange, eine katastrophale Gesamtsituation. Habt Ihr schon mal versucht, Glasmurmeln durch einen Trichter zu drücken? So war das!
Ähnlich katastrophal war diese Viertelstunde, in der unsere Mannschaft dann doch mit etwas Naivität ihre Arbeit leider nicht so verrichtet hat, wie wir es von ihnen seit Monaten gewohnt waren. Aber egal. In der Outdoor-Branche heißt es so schön, der Weg ist das Ziel. Und das war für unsere Arminia in diesem Frühling ähnlich.
Wir haben unseren größten Erfolg der Geschichte seit dem 3. Mai 1905 erlebt. Und so viele Menschen haben es erlebt! Am Fernseher, vor der Leinwand und im Stadion. In Berlin, Bielefeld und auch von Phillip in Worcester in England. Und überall. Gefühlt trägt die halbe Welt schwarz-weiß-blau im Herzen. Welch wundersame Reise des DSC Arminia Bielefeld!
Arminia ist Meister, Aufsteiger und Pokalsieger der Herzen
Noch mal zur Hauptstadt... dass die Einlasskontrollen zu einem Desaster wurden, ist eher dem DFB zuzurechnen, aber als nach dem Spiel der gesamte S-Bahnbetrieb zum Erliegen kam, wurden erste „Berlin, Berlin!“-Rufe in bester „Kniat-raus!“-Tradition laut. Wir nahmen es mit Humor, außer Matthias vielleicht, der es nur noch peinlich fand. Mit Recht.
Die übrig gebliebene Restreisekleingruppe landete dann irgendwann noch in einer wahrlich coolen Location mit plüschigen Lampenschirmen und einer dyskalkulatorischen Bedienung, die minutenlang an der Rechnung für vier gleiche Getränke scheiterte. Minutenlang. Auch das nahmen wir mit Humor. Selbst der lauwarme Blümchenkaffee bei Nieselregen an der Spree, vor der Abfahrt mit der Bahn, konnte niemanden mehr schocken.
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Der Westfalenpokal steht noch aus, hat aber sicherlich eher den Charakter eines Saisonabschlussspiels. Und da ist es Zeit zu bilanzieren. Welch eine Saison! Wir sind Meister, Aufsteiger und Pokalsieger der Herzen. Klingt doch nicht so schlecht... oder? Und wenn dann neben dem Westfalenpokal noch der unterschriftsreife Vertrag für Marius Wörl auf dem Siegerpodest bereitliegt, ist unsere schwarz-weiß-blaue Welt doch endgültig in bester Ordnung und zukunftsfähig.
Das Pokalfinale 2026 steigt am 23. Mai
Ist halt so ein Wunsch von mir. Und dann startet in einigen Wochen die Herausforderung in der 2. Bundesliga. Und natürlich die nächste Pokalreise, bei der ich im nächsten Mai schon um 14 Uhr am Einlass stehen werde. Denn als Aufsteiger in die Fußball-Bundesliga wäre die Europa League dann eine standesgemäße Veranstaltung. 23. Mai 2026 ist das DFB-Pokalfinale. Wer jetzt schon ein Zimmer bucht, kann vielleicht ein Schnäppchen machen.
Kommentar zum Einlass: Das war eines Finales unwürdig
So, jetzt noch das Westfalenpokalfinale und dann gibt es für alle Beteiligten (außer den Planern für die neue Saison) eine hochverdiente Pause. Auch wir Fans müssen dann erst mal so zwei bis drei Gänge runterschalten und das Adrenalin seine Wirkung verlieren. Was war das für eine Zeit in den letzten Wochen und Monaten. Selten durften wir uns so stolz als einen Teil der Arminia-Familie fühlen. Der ganze Frust der vergangenen zwei, drei Jahre ist verflogen. Gut so. Das fühlt sich derzeit so viel besser an. Ach so: Kniat rein!
Euer Armine von der Süd!