Arminias Halbfinals im DFB-Pokal: Schmerzvolle Erinnerungen für Vata und Klos

Bielefeld. Wenn sich ein ehemaliger Armine mit DFB-Pokal-Halbfinals auskennt, dann ist es Fatmir Vata. In den Jahren 2005 und 2006 stand der Offensivspieler mit der Arminia zweimal in Folge in der Runde der letzten Vier des nationalen Wettbewerbs. Er scheiterte am FC Bayern (0:2) und an Eintracht Frankfurt (0:1). Und auch Fabian Klos, der heute gemeinsam mit Vata in Arminias Traditionsmannschaft kickt, durfte 2015 erleben, wie sich ein Halbfinale anfühlt. Die Protagonisten von einst erinnern sich. Die Halbfinals gegen Bayern und in Frankfurt waren Highlights in der Karriere des heute 53 Jahre alten Vata. Insgesamt 15-mal lief er für diverse Klubs im Pokal auf. Die Spiele der Jahre 2005 und 2006 haben sich eingeprägt, auch weil es einzigartige Dokumente gibt, die immer wieder hervorgekramt werden. Vata weiß zum aktuellen DSC-Kader: &bdquo;Sie haben sowieso schon gewonnen.“ Wenn der Drittligist so mutig auftrete, wie bei den Siegen gegen die Bundesligisten Union Berlin, SC Freiburg und Werder Bremen, dann &bdquo;kannst du auch einmal in 100 Jahren Leverkusen schlagen“. Allerdings, gibt Albaniens Fußballer des Jahres 2004 zu, glaube er, dass der amtierende Meister und Titelverteidiger doch eine Nummer zu groß sein werde. &bdquo;Aber es ist noch nichts besprochen und auf das, was Arminia bisher geleistet hat, kann der Verein sehr stolz sein.“ Vata hadert mit Ballacks frühem Tor für die Bayern Damals, als der quirlige Vata in der Bielefelder Offensive wirbelte, waren es Halbfinalduelle unter Bundesligisten. &bdquo;Wir hatten die Bayern drei Monate zuvor mit 3:1 in der Liga geschlagen. Die hatten ihre Fehler lange analysiert und waren bestens auf uns vorbereitet.“ Michael Ballack köpfte in der 3. Minute das 1:0. &bdquo;Das frühe Tor hat uns gebremst, regelrecht kaputt gemacht“, erinnert sich Vata. Lesen Sie auch: Was passiert, wenn Arminia den DFB-Pokal gewinnt? Fans singen schon von Europa Zurückgeblieben ist ein legendäres Foto: Fatmir Vata Nase an Nase mit einem schreienden Oliver Kahn. Weil der Armine in der Schlussphase den Ball zum Abstoß an den Fünfmeterraum gelegt hatte, hatte sich der &bdquo;Titan“ den Bielefelder vorgeknöpft. &bdquo;Dass das Bild so hohe Wellen schlägt, hätte ich nicht gedacht. Aber es hat uns beide authentisch abgebildet“, findet Vata. War das Ausscheiden gegen die Bayern noch erwartbar, so saß der Frust ein Jahr später tiefer. &bdquo;Frankfurt“, sagt Vata rückblickend, &bdquo;war zu schlagen.“ Auch die Hessen hatten in der Liga zuvor gegen den DSC verloren, mit 0:1 drei Tage vor dem Pokalduell. &bdquo;Wir hatten eine Englische Woche. Es war die Hölle. Frankfurt hatte in der 16. Minute durch Amanatidis getroffen und danach hinten den Bus geparkt“, beschreibt Vata. In der 80. habe er die Latte getroffen, sei aber zu platt gewesen, um noch mal nachzusetzen. Klos sagt: &bdquo;Plötzlich wird dieser Gedanke an Berlin greifbar“ Dem aktuellen DSC gibt er mit: &bdquo;Du kannst in so einem Spiel nicht taktieren.“ Wenn die Fans vollen Einsatz sehen, dann sei das Ergebnis sogar nebensächlich. Wie im Jahr 2015 beim Halbfinal-Aus gegen den VfL Wolfsburg. Einer der Protagonisten im DSC-Dress war der heutige Arminia-Botschafter Fabian Klos. Bielefeld spielte damals genau wie die heutige Mannschaft in der 3. Liga und hatte als krasser Außenseiter auf dem Weg ins Halbfinale – noch eine Parallele zum aktuellen Team – zunächst einen Zweit- und dann drei Erstligisten aus dem Weg geräumt. &bdquo;Uns allen war bewusst: Es ist nur noch dieser eine Schritt und dann bist du in Berlin“, sagt Klos. Alles sei &bdquo;noch mal größer als vor dem Viertelfinale, auch die Medienpräsenz. Es ist etwas Spezielles, auch für die Fans. Du wirst dir als Spieler der Bedeutung der Partie absolut bewusst. Das wird im Vorfeld natürlich auch thematisiert: Stell dir mal vor, wir fahren nach Berlin. Plötzlich wird dieser Gedanke greifbar.“ Die Aussicht auf die Teilnahme an diesem, wie Klos sagt, &bdquo;riesigen Event“ in der Hauptstadt sei etwas ganz Besonderes. &bdquo;Es wäre wünschenswert, dass wir das mit Arminia einmal erleben dürfen.“ Dass der VfL Wolfsburg den Pokal holte, war laut Klos ein kleiner Trost Damals wurde nichts daraus. Klos: &bdquo;Du musst in so einem Halbfinale komplett an dein Maximum kommen, das haben wir damals nicht geschafft. Spätestens nach dem zweiten Gegentor wussten wir: Jetzt ist die Messe eigentlich gelesen.“ Maximilian Arnold (8.) und Luiz Gustavo (31.) hatten früh die Weichen gestellt. Am Ende hieß es 0:4. &bdquo;Wolfsburg war einfach zu gut“, sagt der 37-Jährige. Lesen Sie auch: &bdquo;Teilweise schon unfair“: Wie Arminia Bielefelds Trainer über Bayer Leverkusen denkt Mit 3:1 entschied der VfL später auch das Finale gegen Borussia Dortmund für sich. Im Halbfinale gegen den späteren Pokalsieger ausgeschieden zu sein, sei laut Klos ebenso ein kleiner Trost gewesen wie die Reaktionen des Bielefelder Publikums während und nach der Partie gegen den VfL. Arminia wurde gefeiert. Klos erinnert sich: &bdquo;Man nimmt das als Spieler wahr, aber im ersten Moment bist du dafür nicht sehr empfänglich. Ein paar Stunden später wird es dir aber schon bewusster und am nächsten Tag dann definitiv.“ Gleichwohl sei die Enttäuschung über die verpasste, womöglich einmalige Chance enorm. &bdquo;Es geht ja nicht darum, möglichst unbeschadet aus dem Halbfinale herauszukommen. Wir wollten dahin, wir wollten nach Berlin. Wenn das nicht klappt, ist das im ersten Moment eine Enttäuschung, egal, wie sehr du gefeiert wirst.“ Klos: Arminia Bielefeld braucht &bdquo;mittelgroßes Fußballwunder“ Auch diesmal wird Arminia versuchen, das Unmögliche möglich zu machen. Dass der DFB-Pokal Bayers &bdquo;vermeintlich einfachste Titelchance ist“, wie Klos sagt, erschwere die Aufgabe für den DSC zusätzlich. Denn &bdquo;dass die Leverkusener in der Bundesliga die Bayern noch abfangen werden, glaube ich nicht“. Lesen Sie auch: &bdquo;Unser Pokal-Kapitel ist noch nicht beendet“: Arminia will Geschichte schreiben Klos weiß: &bdquo;Es muss ein mittelgroßes Fußballwunder her.“ Nur ein mittelgroßes? &bdquo;Ja“, sagt er. &bdquo;Im Fußball ist nichts kategorisch auszuschließen. Irgendwann klappt es mal, dass wieder ein Drittligist ins Finale kommt. Warum nicht jetzt?“ Kniat und Schreck im Gespräch mit dieser Redaktion:

Meistgelesen