
Bielefeld. Arminia Bielefeld hat auch den dritten Bundesligisten aus dem Weg geräumt. Nach dem 2:1 (2:0) am Dienstagabend im Tollhaus Alm steht der DSC sensationell im Halbfinale des DFB-Pokal-Wettbewerbs.
Arminia-Trainer Mitch Kniat überraschte das Publikum (und vielleicht auch den SV Werder) mit seiner Aufstellung. Die Angreifer Roberts Uldrikis und Joel Grodowski, die beide am vergangenen Freitag im Ligaspiel bei 1860 München (3:0) getroffen hatten, saßen nur auf der Bank. Dafür durfte der erfolgreichste DSC-Torjäger Julian Kania (acht Saisontreffer) nach langer Zeit mal wieder von Beginn an spielen.
Bei den Bremern drückte Ex-Armine Amos Pieper ebenfalls nur die Bank. Ole Werner reagierte damit auf die jüngsten drei Liga-Niederlagen am Stück. Insbesondere das 0:5 zuletzt in Freiburg hatte regelrecht nach personellen Konsequenzen geschrien.
Bielefelder Arminia-Fans mit überragender Choreo
„Gesänge voller Leidenschaft, sie lassen dich gewinnen – Arminia, du hast die Kraft, jeden Gegner zu bezwingen“ – diese Botschaft hatten die DSC-Fans ihrem Team mit in die Partie gegeben, darüber prangte ein riesiger Hermann vor der Kulisse des Teutoburger Waldes. Eine Wahnsinnschoreo der Arminia-Anhänger. Doch auch die Gäste hatten ein bisschen gebastelt. Das Bild mit den grün-weißen Pokalsiegern von einst wurde untertitelt mit den Worten „Auf geht’s Werder – ihr könnt die nächsten sein“.
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Fakt ist: Der SVW hätte die Alm komplett mit eigenen Fans füllen können. 35.000 Ticket-Anfragen waren bei den Bremern eingegangen, erklärte der Bundesligist auf Anfrage. 3.000 SVW-Anhänger waren es, die es sich unter den insgesamt 26.601 Besuchern im Stadion gemütlich machten.
„Ich bin echt nervös“, sagte DSC-Legende und Sky-Experte Fabian Klos vor dem Anpfiff. „Ich habe es im Vorfeld nicht so erwartet, weil ich mir eingeredet habe, dass ich diese Pokalabende kenne. Die großen Pokalabende sind aber schon eine Weile her und es knistert.“ Klos war dabei, als Arminia zum letzten Mal das Pokal-Halbfinale erreicht hatte. 2015 war das, „Geschichte könnte sich definitiv wiederholen, die Voraussetzungen sind da, die Atmosphäre ist da“.
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Wörl eröffnet für Arminia Bielefeld traumhaft
Die Bremer hatten sich über Cottbus (3. Liga) und die Zweitligisten Paderborn und Darmstadt für das Viertelfinale qualifiziert. Arminias Gegner waren ungleich schwerer: Hannover 96 (2. Liga), Union Berlin und SC Freiburg (beide 1. Liga).
Gut 3,1 Millionen Euro hatten diese Erfolge an Prämien vom DFB eingebracht. Weitere 3,35 Millionen Euro standen am Dienstagabend auf dem Spiel. Und dass es in der Tat um sehr viel ging in der Schüco-Arena, war von Beginn an zu sehen. Beide Teams taten sich schwer, gefährlich vor das gegnerische Tor zu kommen. Die ballsicheren Bremer waren zwar klar feldüberlegen. Wirklich zwingend wurde der Bundesliga-Zwölfte aber zunächst nicht.
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Das gab Arminia ein gutes Gefühl, sodass sich der Underdog mehr und mehr aus seiner Hütte wagte. Und dann auch gleich mit richtig viel Biss. Erst schlenzte Marius Wörl den Ball traumhaft ins Eck (1:0, 35.). Nur sechs Minuten später vermochte Pieper-Ersatz Julian Malatini eine abgefälschte Russo-Flanke nicht mehr zu klären und fälschte den Ball ins eigene Tor ab (2:0, 41.). Die nächste Alm-Sensation lag in der Bielefelder Luft.
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Der zweite Durchgang begann mit Schreckmomenten für den Außenseiter. Erst setzte Werder-Joker Oliver Burke einen Kopfball knapp daneben (47.), dann fischte DSC-Keeper Jonas Kersken dem Bremer Justin Njinmah gerade noch den Ball vom Fuß (48.).
Wenig später zappelte der Ball dann aber doch im Netz. Dem eingewechselten Udrikis unterlief mit seinem ersten Ballkontakt ein kapitaler Fehler. Bittencourt nutzte das, um Burke einzusetzen – 2:1 (56.).
Kurz darauf verpasste Lannert das mögliche 3:1 (59.), Njinmah auf der anderen Seite das mögliche 2:2 (62.). Die Partie wogte hin und her, ehe eine Verletzung den Spielfluss unterbrach. Uldrikis verdrehte sich das Knie und musste nur elf Minuten nach seiner Einwechslung schon wieder raus. Mit der Trage wurde der Lette vom Feld gebracht.
Arminia brachte den Vorsprung auch dank der Querlatte (90.+2) ins Ziel und blickt nun erwartungsfroh der Auslosung am 2. März entgegen.
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