Arminia Bielefeld steht gegen Werder vor der nächsten außergewöhnlichen Aufgabe

Bielefeld. Außergewöhnliche Spiele bringen außergewöhnliche Umstände mit sich. Am Dienstag ist so ein außergewöhnliches Spiel. Der Drittligist DSC Arminia Bielefeld empfängt im Viertelfinale des DFB-Pokalwettbewerbs Bundesligist Werder Bremen (20.45 Uhr). Außergewöhnlich, weil die Bielefelder bereits einen Zweit- und zwei Bundesligisten zur Strecke gebracht haben und gemessen an der Leistungsklasse eigentlich schon lange ausgeschieden sein sollten. Doch Bremens Trainer Ole Werner bringt auf den Punkt, was im Sportler-Sprech als die berühmten eigenen Pokalgesetze definiert sind: &bdquo;Wenn Fußball normal wäre und es immer danach geht, wer der Favorit ist, dann würden wir gegen den SC Freiburg, Hannover 96 oder Union Berlin spielen.“ Diese Drei hat der DSC im laufenden Wettbewerb schon eliminiert. Die Alm wird grün, was für eine herkömmliche Alm eine normale Farbe wäre. Aber die Bielefelder Fußball-Alm ist natürlich eigentlich schwarz-weiß-blau. Für dieses eine Spiel wird alles im DFB-grün verhüllt. Außergewöhnlich. Und im auch schon – wie man neudeutsch sagt – gebrandeten Presseraum erscheint vor der Partie nicht nur der Trainer, sondern Mitch Kniat hat sogar einen Spieler im Schlepp. Das Außergewöhnliche reißt nicht ab. Sechsfacher Pokalsieger gegen dreifachen Halbfinalisten &bdquo;Es wird für alle Jungs in der Mannschaft ein Höhepunkt ihrer Karrieren“, versichert DSC-Kapitän Mael Corboz. In den drei Pokalspielen zuvor sei das schon so gewesen. &bdquo;Und jedes Mal wird es noch besonderer“, berichtet der Mittelfeldspieler. Mental und auch kämpferisch wird die Arminia voll auf der Höhe sein. Motivieren müsse man für so ein Spiel keinen. Taktisch verrät der Coach freilich keine Details. &bdquo;Wir wollen uns den kleinen Vorteil behalten, den Gegner auch mal überraschen zu können.“ Ein frühes Tor wünsche er sich von seinen Schützlingen, bei denen Isaiah Young fehlen wird. Geht der DSC in Führung, könne man die Spielidee vollends umsetzen: &bdquo;Verteidigen können wir“, sagt Kniat. Werder Bremen hat sechs Pokalsiege und vier weitere Finalteilnahmen in seinen Vereinsannalen aufgelistet. Beim DSC Arminia Bielefeld sind drei Halbfinalteilnahmen (2005, 2006, 2015) als größte Erfolge in diesem K.-o.-Wettbewerb verzeichnet. Bremer Krisenmanagement nach dem 0:5 in Freiburg In den vergangenen drei Jahren scheiterten die Weserstädter immer früh in erster oder zweiter Runde. Diesmal hat das Team von Ole Werner wieder die Chance, sich unter die Top-Vier der Nation zu schießen. Und es täte angesichts einer Negativserie mit drei Niederlagen in der Liga in Folge (insgesamt nur ein Sieg in acht Spielen) auch besonders gut. Lesen Sie auch: Sensation und Rasen-Zoff: Arminias Wiedersehen mit Werder Bremen im DFB-Pokal Im Norden musste nach dem 0:5 gegen den SC Freiburg aufgearbeitet werden: &bdquo;Jeder muss bei sich anfangen. Also habe ich auch bei mir angefangen. Man spricht auch mit Spielern einzeln, aber wir haben nicht die große Diskussionsrunde aufgemacht. Jetzt liegt es an uns allen, diese Dinge zu ändern“, sagte Trainer Werner, ohne konkret zu werden. Anspannung ist da beim favorisierten Bundesligisten. Ole Werner sagt: &bdquo;Ich glaube schon, dass so ein Pokalspiel eine gewisse Rollenverteilung mit sich bringt. Es wird für uns darum gehen, dass wir im Ballbesitz gut sind, dass wir es schaffen, uns gegen einen kompakten, aggressiven Gegner Torchancen zu erspielen und Bälle in den Bereich zu spielen, wo auch Tore fallen können. Und das Ganze gut abzusichern.“ &bdquo;Wer nicht verlieren kann, soll ins Freibad gehen“ Klingt sachlich, nüchtern. Corboz formuliert es anders, irgendwie außergewöhnlicher: &bdquo;Ich will den Moment genießen. So eine Möglichkeit werden wir vielleicht nicht wieder erleben. Man muss es genießen, aber auch das Feuer haben, weiterzukommen. Das wird morgen der Fall sein.“ Mitch Kniats Bremer Vergangenheit spielt weniger eine Rolle. Er kickte beim SV Oberneuland in der Regionalliga (&bdquo;Ich glaube, da stehen immer noch Gehaltszahlungen aus“) und beim Blumenthaler SV, wo er auch die Trainerkarriere startete. Viele Freunde aus dem Norden fragten nach Karten für den Pokalfight. &bdquo;Aus Bremen gibt es einige Anekdoten. In meinem Freundeskreis kennt man die, aber für das Spiel tun die nichts zur Sache.“ Fußball-Profi Kniat musste aufgrund einer Vereinsinsolvenz einst über eine Zeitarbeitsfirma in einer Werft schuften und Fenster einbauen. Lesen Sie auch: Unverhoffter Geldsegen: Was macht Arminia mit den DFB-Pokal-Millionen? Schuften, regelrecht malochen werden Kniats Spieler diesmal auch. Ole Werner, den Kniat im Fußballlehrer-Lehrgang als Referent kennen und sehr schätzen gelernt hat, weiß: &bdquo;Es gibt im Fußball immer die Möglichkeit, ein Spiel zu verlieren. Wenn du damit nicht klarkommst, dann spiel im Freibad mit deinen Kumpels. Ich weiß, dass das nicht einfach wird, aber ich weiß, dass wir uns durchsetzen können. Also Vollgas nach vorne, diese Chance für sich nutzen. Wie geil ist das? So sehe ich das. Und wer das anders sieht, der soll ins Freibad gehen.“ Möglich ist es, dass auch sein SV Werder in Bielefeld baden geht. Als dritter Bundesligist des Wettbewerbs. Der DSC kann die Tür zum Halbfinale aufstoßen. Außergewöhnliche Spiele können eben auch außergewöhnliche Ergebnisse bringen.

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