Harmonie statt Attacke: Das war Arminias Jahreshauptversammlung

Bielefeld. Arminia-Präsident Rainer Schütte hatte unrecht. Der 68-Jährige hatte angesichts seiner erneuten Kandidatur als Vereinsboss, die er im vergangenen Jahr noch nahezu ausgeschlossen hatte, mit dem Widerstand der DSC-Mitglieder gerechnet. Doch der blieb am Montagabend aus. Die Veranstaltung verlief vielmehr so harmonisch wie lange nicht. Schütte und seine Vorstandskollegen Rainer Kobusch (Vizepräsident und Schatzmeister) und Hans-Wilhelm Beckmann (Abteilungen) wurden mit großer Mehrheit im Amt bestätigt und bilden bis zum 2027 das Präsidium. Das Präsidium In seiner Rede ging Schütte, der dem Klub seit 2021 vorsteht, durchaus selbstkritisch mit sich und seiner Präsidentschaft um. &bdquo;Ich bin das Gesicht des Doppelabstiegs“, räumte er offen ein. &bdquo;Vor einem Jahr hätte ich nicht gedacht, dass ich hier noch einmal stehe und antrete“, erklärte Schütte. Auf der letztjährigen Versammlung hatte er noch mit einem Rückzug kokettiert. Seine erneute Kandidatur begründete Schütte damit, dass dem Verein in der noch laufenden Phase der &bdquo;Restrukturierung und Stabilisierung“ eine gewisse &bdquo;Kontinuität guttut“. Die Mitglieder spendeten zustimmenden Applaus. Die heftige Kritik, die in den zurückliegenden Versammlungen auf Schütte eingeprasselt war, blieb gänzlich aus. Auch Gegenkandidaten gab es keine. Folgerichtig wurde das Präsidium von 287 Mitgliedern (87,23 Prozent) wiedergewählt. Kritik an den Ultras Dennoch herrscht beim DSC nicht nur eitel Sonnenschein. Zwei Mitglieder beklagten sich über den Umgang des Vereins mit der aktiven Fanszene. Diese hatte im Sommer ihren Standort auf der Südtribüne von Block 1 zentral hinter das Tor verlegt. Volker Wohlfahrt beklagte die Verdrängung alteingesessener Fans von ihren Plätzen. &bdquo;Es gibt keine Fans erster und zweiter Klasse. Das geht nicht.“ Diese Meinung vertrat auch Jochen Finger. &bdquo;Es ist nicht nur traurig, sondern skandalös, wie sich der Verein von den Ultras auf der Nase herumtanzen lässt.“ Vor allem der Gebrauch von Pyrotechnik im Heimbereich während des Pokalspiels gegen Union Berlin stieß ihm sauer auf. &bdquo;Die eigenen Zuschauer wurden rücksichtslos im Qualm stehen gelassen. Ich fühlte mich gefährdet. Müssen erst Zuschauer verletzt werden, ehe der Verein einschreitet und dem Treiben Einhalt geboten wird?“ Das Sportliche Mit einem emotionsgeladenen Video der Highlights aus den bisherigen Drittliga-Heimspielen dieser Saison hat Michael Mutzel seinen Beitrag bei der Jahreshauptversammlung des DSC geschlossen. Zuvor sagte der Sport-Geschäftsführer: &bdquo;Ich weiß und jeder weiß, dass Arminia gefühlt kein Drittligist ist. Natürlich wollen wir aus dieser Liga raus.“ Doch Mutzel betonte auch: &bdquo;Vom darüber Sprechen werden wir die Liga nicht verlassen.“ Vielmehr müsse die Profimannschaft so hungrig bleiben wie bisher und dürfe nicht nachlassen. &bdquo;Wir sind ligaweit die laufstärkste Mannschaft, absolvieren die meisten Sprints, sind extrem fleißig“, zählte der 45-Jährige Attribute auf, die den DSC Arminia in der Saison 2024/25 auszeichnen. Lesen Sie auch: Finanzlage des DSC: Arminia Bielefeld gelingt Schadensbegrenzung Bielefeld belegt nach 14 Drittliga-Spieltagen den zweiten Tabellenplatz und ist sowohl im DFB-Pokal (Achtelfinale) als auch im Westfalenpokal (Halbfinale) noch vertreten. &bdquo;Wir haben saison- und wettbewerbsübergreifend nur fünf der letzten 30 Pflichtspiele verloren“, attestierte Mutzel der Mannschaft eine große Stabilität. Er sagte: &bdquo;Ich hoffe, dass jetzt jeder verstanden hat, dass Mitch Kniat und sein Team die Richtigen für Arminia Bielefeld sind.“ Nachdem Chefcoach Kniat in der Vorsaison nach anhaltenden Misserfolgen stark in der Kritik stand und um seinen Job bangen musste, hat Arminia den Vertrag mit ihm und seinem Trainerteam vor wenigen Wochen verlängert. Das Geburtstagskind Der Trainer, der an diesem Abend seinen 39. Geburtstag feierte, wohnte mit seiner Mannschaft ebenfalls der Versammlung bei. Zu Kniats Ehren sangen die Mitglieder ein Ständchen, Präsidium und sowie die Geschäftsführung überreichten dem Trainer eine Originalsitzschale aus der Schüco-Arena - passend zum Ehrentag mit der Nummer 39. Wie schon im vergangenen Jahr blieb Kniat bis ganz zum Schluss und half danach wieder tatkräftig dabei, den &bdquo;Krombacher Stammtisch“ aufzuräumen. Der Ehrenrat So hörte er auch noch die lange Rede, mit der sich Augustin Kwamo-Kamdem um einen der fünf Plätze im Ehrenrat des DSC bewarb. An deren Ende rief der 70-Jährige den Mitgliedern gleich zweimal zu: &bdquo;Ich brauche eure Stimmen!“ Und er bekam sie. Auf Kwamo-Kamdem entfielen sogar die meisten der Stimmen. &bdquo;Wonderful“, rief der gebürtige Kameruner. Insgesamt hatten sich eine Frau und acht Männer um einen Platz im Gremium beworben. Kwamo-Kamdem gehört bereit seit zehn Jahren dem Ehrenrat an. Auch Michael Fredebeul und Jörn Euscher-Klingenhagen wurden wiedergewählt. Neu im Gremium sind Benjamin Müller und Thorsten Brummel.

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