Warum Arminia Bielefeld in der nächsten Saison rund 700 Kilometer weniger reist

Bielefeld. Mael Corboz wird zufrieden sein. Ob der Mittelfeldspieler sportlich mit den sieben neuen Gegnern, die seinem DSC Arminia Bielefeld nach Auf- und Abstieg in der kommenden Saison begegnen werden, einverstanden ist, ist noch nicht überliefert. Aber der 29-Jährige engagiert sich mit seinem Startup-Unternehmen bekanntlich auch für Klimaschutz. Und unter diesem Gesichtspunkt hat sich die Liga aus Sicht des DSC zum Besseren verändert. Das Team muss weniger Kilometer zu Auswärtsspielen abreißen. Eine Gegenüberstellung: Mit Aufsteiger Preußen Münster verliert der DSC einen Derbygegner. Dafür kommt mit Zweitliga-Absteiger VfL Osnabrück ein Kontrahent aus der Nachbarschaft hinzu, gegen den die Bielefelder auch schon Dutzende Zweitliga- und zwischen 2011 und 2015 auch sechs Drittligaschlachten geschlagen haben. Am häufigsten gab es Unentschieden, bei Siegen hat der DSC aber klar die Nase vorn. Die Brisanz wie in den Duellen gegen &bdquo;Telgte West“ hat die Partie nicht, aber fahrtechnisch kommt der DSC günstiger weg. Bilanz (Hin- und Rückweg): Münster: 170 Kilometer, Osnabrück: 116 Kilometer - 54 Kilometer weniger. Mit Drittligameister SSV Ulm verlässt einer der ganz entfernten Gegner des DSC die Liga. Dafür kommt mit dem VfB Stuttgart II ein anderes Team aus Baden-Württemberg hinzu. Es ist eine von drei Zweitvertretungen in der dritthöchsten Spielklasse. Wie schwer die aufgrund ihrer Nähe zum Profikader einzuschätzen sind, zeigte das Beispiel Freiburg II, die im Jahr 2023 Vizemeister (ohne Aufstiegsrecht) wurden und ein Jahr später wieder abstiegen. Bilanz: Ulm: 1.028 Kilometer, Stuttgart: 966 Kilometer - 62 Kilometer weniger. Wiesbaden ist ein Gegner mit Vorgeschichte Noch weiter als nach Ulm ist es nach Regensburg. Doch da die Bayern vom SSV Jahn ihre Aufstiegsrelegation gewannen, fällt die Reise in die schöne Donaustadt weg. Dafür kommt der in der Relegation unterlegene SV Wehen Wiesbaden in die Liga. Ein Gegner mit Vorgeschichte. Beim Abstiegsrelegations-Hinspiel gegen die Arminia vor fast genau einem Jahr kam es zu Ausschreitungen der Bielefelder Fans und einem Beinahe-Abbruch der Partie. Bilanz: Regensburg: 1.074 Kilometer, Wiesbaden: 686 Kilometer - 388 Kilometer weniger. Die Anzahl der Fahrten gen Osten bleibt gleich. Zwar stieg der Hallesche FC ab, doch mit Energie Cottbus kommt der Meister der Regionalliga Nordost hinzu. Der DSC und der FC kennen sich sogar aus Bundesligazeiten. In der Saison 2002/2003 und zwischen 2006 und 2009 gab es acht Duelle im Oberhaus. Zuletzt trafen sich die Ostwestfalen und die Brandenburger vor genau zehn Jahren in Liga 3. Für die Fahrt müssen Team und Fans etwas mehr Zeit einplanen. Bilanz: Halle (Saale): 702 Kilometer, Cottbus: 978 Kilometer - 276 Kilometer mehr. Hanse-Koggen in Seenot: Der VfB Lübeck stieg ab, was dem DSC eine Fahrt an die Ostsee aber nicht erspart. Denn der FC Hansa Rostock purzelte – auch dank einer Niederlage am letzten Spieltag gegen den SC Paderborn – in die Drittklassigkeit. Nach zwei verlorenen Zweitligaduellen der Saison 2022/2023 bekommt der DSC nach einjähriger Unterbrechung die Chance auf Revanche – nur eine Liga tiefer. Bilanz: Lübeck: 612 Kilometer, Rostock: 846 Kilometer – 234 Kilometer mehr. Nach 12 Jahren wieder zum Aachener Tivoli Ab dem Autobahnkreuz Oberhausen wird die A2 zur A3, um einige Kilometer später an Duisburg vorbei zu führen. Der DSC kann sich die Fahrt ins Ruhrgebiet sparen und muss stattdessen auf derselben Schnellstraße in Richtung Norden zu Hannover 96 II reisen. Im entscheidenden Aufstiegsspiel gegen Würzburg setzte die Zweitvertretung mit Leo Weinkauf, Julian Börner, Brooklyn Ezeh, Kolja Oudenne und Christopher Scott gleich fünf Spieler aus dem Profikader ein und erntete dafür Kritik. Vielleicht ein Vorgeschmack für die kommende Saison? Im DFB-Pokal trifft der DSC im August zudem auf die &bdquo;großen“ Hannoveraner. Bilanz: Duisburg: 336 Kilometer, Hannover: 230 Kilometer - 106 Kilometer weniger. Die zweitweiteste Fahrt der vergangenen Saison ging nach Freiburg. Statt in den tiefen Südwesten der Republik muss DSC künftig &bdquo;nur“ noch in den entferntesten Westen. Alemannia Aachen stieg auf und hievte die westlichste deutsche Großstadt zurück in den Profifußball. Arminia spielte zuletzt vor 12 Jahren auf dem Tivoli. 2006 und 2007 duellierten sich die Traditionsklubs sogar in der Bundesliga. Bilanz: Freiburg: 1.086 Kilometer, Aachen: 508 Kilometer – 578 Kilometer weniger. Insgesamt musste der DSC gegen die Auf- und Absteiger der zurückliegenden Saison 5.008 Kilometer zurücklegen. In der kommenden Spielzeit spart die Arminia gegen die sieben Neuen fast 700 Kilometer ein (4.330). Neben der guten Öko-Bilanz bedeutet das auch: gut sieben Stunden weniger im Bus hocken. Da sollten die Beine doch frischer sein.

Meistgelesen