Als Arminia-Legende Fabian Klos noch für das Dorf spielte: Freunde erinnern sich

Meinersen. Der Olymp besteht aus rotem Ziegelstein, ein wenig Fachwerk, und ein Hauch von Kuhfladen und Pferdeäpfeln liegt in der Luft. Stellt man sich so die &bdquo;Wiege der Götter“ vor? Nicht die großen Allmächtigen der griechischen Mythologie, aber dieser eine, den sie &bdquo;Fußballgott“ nennen, stammt aus solchen Verhältnissen. Meinersen. Eine Achteinhalbtausend-Seelen-Gemeinde, irgendwo im weiten Land zwischen Hannover, Braunschweig und Wolfsburg. Hier liegen die Wurzeln des Fabian Klos. Hier wurde der Torriecher des Stürmers entdeckt und geweckt und von hier aus machte sich der Teenager einst auf, um in Ostwestfalen zur Legende zu werden. Sein Werdegang führte entlang der örtlichen Beschilderung. Gifhorn, 12 Kilometer, Wolfsburg, 33 Kilometer – so steht es auf dem Wegweiser am Ortsausgang, der auf die um das Nest herum geschwenkte Bundesstraße 188 leitet. Bielefeld findet sich nicht auf den gelben Tafeln. Wie Klos nach OWL fand, ist eine andere Geschichte. Der erste Weg des Fabian Klos war nur wenige hundert Meter lang. Aus seinem Elternhaus zum Sportplatz Meinersen. Dort, in der Sportvereinigung Meinersen-Ahnsen-Päse kickte sein Vater als Torwart. Einmal, bei einer Hallen-Kreismeisterschaft, liefen die Klos-Männer später sogar noch zusammen auf. Als eine G-Jugend ins Leben gerufen wurde, stiefelte der Sechsjährige zum Training auf den vor den Toren des Dorfes gelegenen Fußballplatz. Kita, Grundschule, Schützenheim und eben die Sportanlage – hier auf der grünen Wiese ist alles dicht beisammen. Die kleine Fußballwelt zwischen Oker und Aller Das gilt auch für die Fußballwelt zwischen den Auen von Oker und Aller. Lars Westergaard, Stefan Kaufmann und Götz Rautenberg sind mal rübergekommen. Fabis älteste Freunde – sie sind keine Jungs aus Meinersen. Gekannt haben sie sich aber schon, bevor Klos 2007 zu ihrem MTV Gifhorn gewechselt ist. &bdquo;Jeden Freitag nach dem Training trafen sich die Fußballer aus der Region in Gifhorn im Cappu“, erzählt Westergaard. Im kleinen Bistro wurde so manch großes Bier gezischt. Lesen Sie auch: Emotionales Video: Promis wünschen Arminia-Legende Fabian Klos alles Gute Auch an dem Tag, als die drei Klos-Buddies nach Meinersen kommen, um zu erzählen, wie es damals war, als der Torjäger durchstartete, gibt es ein Pils. Roland Solkan, 2. Vorsitzender der SV, schließt das Vereinsheim auf und gibt einen aus. Es schmeckt einfach am besten, wenn man in Erinnerungen schwelgt. Helmut Niebuhr, Klos’ erster Trainer bei den Minis, hat in seinem Fotoarchiv gekramt und alte Bilder mitgebracht. Das Vereinsheim, in dem sich die Fünf treffen, steht erst seit 2009. Da spielte Klos schon bei Wolfsburg II. Er hatte, das zeigen die Fotos, noch auf dem alten Gebäude mit dem Flachdach gestanden und per Megafon die Menge bei einer der Aufstiegsfeiern angepeitscht. &bdquo;Von Bier bis Schampus haben wir alles zusammen erlebt“, sagt Westergaard. Zwei Aufstiege als Teenager mit Meinersen Ständig die &bdquo;Pulle am langen Arm“ hatten sie hier aber keineswegs. Zwei Aufstiege mit Meinersen belegen, dass Klos schon als Teenager Leistung ablieferte. Mit 18 Jahren schoss er die SV in die Kreisliga, später in die Bezirksliga. &bdquo;Im ersten Bezirksligajahr hat er 48 Tore geschossen“, erinnert sich Klub-Vize Solkan. Götz Rautenberg holte den jungen Klos zum Oberligisten MTV Gifhorn. &bdquo;Er war sofort Führungsspieler“, erinnert sich der heute 50-Jährige, &bdquo;wir sind direkt Niedersachsenmeister geworden und haben Aufstiegsrelegation gespielt.“ Für Solkan keine Überraschung: &bdquo;Er war groß gewachsen und stabil gebaut. Er konnte sich durchsetzen.“ Zu jener Zeit war Klos gerade noch in den Teenagerjahren, wohnte noch im Elternhaus in Meinersen. &bdquo;Er hat nie in einer Kreisauswahl gespielt. Das ist keine klassische Profikarriere“, sagen Rautenberg und Solkan. Trotzdem klopfte 2009 Regionalligist Wolfsburg II an. Für Klos der Schritt raus aus der dörflichen Komfortzone. Sieben Schnitzel vorm Laktattest Wobei der Weg zurück kurz blieb, wie sich Stefan Kaufmann erinnert: &bdquo;Für Sonntag hatte Trainer Lorenz-Günther Köstner einen Laktattest angekündigt. Ich hatte am Samstag zu einer Feier eingeladen mit Spargel und Schnitzel. Irgendwer hat erzählt, dass sich Fleisch günstig auf die Laktatwerte auswirkt. Also hat Fabi sieben Schnitzel gegessen – und noch fünf mitgenommen. Aber getrunken hat er an dem Abend nur alkoholfrei.“ Und bestanden hat er den Test auch. Auf einen Blick: Alle Infos und Hintergründe zum Klos-Abschied Klos, der Dorfkicker aus Meinersen, hat den Schritt zum Profi ganz ohne Nachwuchsleistungszentrum geschafft. &bdquo;Seine authentische Art, für die sie ihn in Bielefeld so lieben, kommt ja nicht von ungefähr. So ist er auch, weil er eben nicht die klassische Profi-Ausbildung genossen hat“, glaubt Westergaard. Als Klos schon in Bielefeld spielte, hatte Braunschweig Interesse. &bdquo;Trainer Torsten Lieberknecht rief bei mir an und fragte, ob Fabi wieder in die alten Muster zurückfällt, wenn er in die Region zurückkehrt. Ich habe gesagt, dass das absoluter Blödsinn sei“, plaudert Kaufmann aus dem Nähkästchen. Klos blieb aber Bielefelder und &bdquo;seine Jungs“ reisten fleißig zu den Heimspielen nach OWL. Alle hoffen auf eine Rückkehr &bdquo;Jetzt wird die Familie in Köln ihr Nest bauen“, weiß Rautenberg, der sich Klos gut als Trainer vorstellen kann: &bdquo;Er kann gut reden und motivieren und hat auch intellektuell das Zeug dazu.“ Als sich die Nachricht vom Karriereende herumsprach, wurden sie nervös in der alten Heimat des Stürmers. &bdquo;Die Kollegen, die beim FSV Schöningen spielen, fragten sofort an, ob Fabi nicht noch ein Jahr in der Oberliga dranhängen will. Hier machen sich viele Hoffnungen, dass er zurückkommt“, sagt Westergaard. Auszuschließen ist nichts, aber Meinersen wird wohl nur die Wiege des &bdquo;Fußballgottes“ bleiben. Kicken werden sie hier auch ohne ihn weiter – in der Kreisliga gegen Knesebeck oder Brechtorf. Und vielleicht stiefelt eines Tages wieder ein kleiner Steppke zwischen den roten Ziegel- und Fachwerkhäusern durch den Hauch von Kuhfladen zum Sportplatz und schießt Jahre später die SV in die Bezirksliga.

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