Ex-Armine Thomas Stratos weiß, wie Bielefelds neuer Trainer Kniat tickt

Bielefeld. Wie die personell runderneuerte Arminia aus Bielefeld abschneiden wird, ist eine der spannendsten Fragen der bevorstehenden Drittliga-Saison. Ein Ex-Profi des DSC kann die Skepsis im Umfeld des Traditionsklubs nach zwei schmerzhaften Abstiegen in Folge zwar nachvollziehen, ist selbst jedoch optimistisch. "Es besteht eine gute Chance, dass Arminia erfolgreichen und ansehnlichen Fußball spielen wird", sagt Thomas Stratos. Seine Zuversicht begründet er mit der Wahl des Trainers. Stratos kennt Mitch Kniat seit 2010. Damals trainierte er den SC Wiedenbrück und lernte Arminias heutigen Coach als Innenverteidiger mit Führungsqualitäten kennen. Nach zwei gemeinsamen Jahren beim Regionalligisten verfolgte Stratos Kniats weiteren Weg bis zum Trainerposten beim SC Verl in der 3. Liga. Statt lang nach vorn geschlagener Bälle werde es auf der Alm künftig eine von Ballbesitz und Dominanz geprägte Spielidee zu sehen geben, ist Stratos überzeugt. "Die Voraussetzungen dafür sind intensive Arbeit und Vertrauen", weiß er: "Der Trainer muss die Spieler starkreden und ermutigen, Situationen spielerisch zu lösen." Das gelinge Kniat auch dank seiner Persönlichkeit. "Er ist ein Kumpeltyp, der den Spielern ein gutes Gefühl gibt", sagt Stratos: "Mitch kann mit ihnen feiern, aber am nächsten Morgen ist er wieder ihr Trainer." Abstieg weckt bei Stratos Erinnerungen an Saison 1997/1998 Der Abstieg 2023 erinnerte Stratos an die Spielzeit 1997/98, als er selbst mit Arminia den bitteren Gang in die Zweitklassigkeit antreten musste. "Auch wir hatten gute Spieler: Ali Daei, Stefan Kuntz, Rob Maas. Aber wir waren keine Mannschaft." Parallelen zur Vergangenheit erkennt er auch im aktuellen Neuaufbau. Nach dem Abstieg 1988 in die drittklassige Oberliga bildeten der vom FC Gütersloh kommende Bad Salzuflener Stratos und weitere Youngster aus der Region beim DSC eine hungrige neue Mannschaft. Nach Stationen beim Hamburger SV und beim 1. FC Saarbrücken kehrte er 1994 nach Bielefeld zurück - allerdings als angehender Sportinvalide. Nach zwei Kreuzbandrissen "hatte ich schon mit dem Fußballspielen abgeschlossen", erzählt Stratos. Trainer Ernst Middendorp und Manager Rüdiger Lamm überredeten ihn, trotzdem beim Regionalligisten zu trainieren. "Und zwei Wochen später meinte Ernst: ,Du musst jetzt spielen! Die beiden haben mich im Grunde zum Comeback gezwungen." Stratos war Trainer in Köln und Berlin An die Jahre bis zum Bundesliga-Aufstieg 1996 erinnert er sich am liebsten: "Alle haben es aus vollem Herzen gemacht." Stratos nahm mehrfach Operationen in Kauf und baute in Sonderschichten Muskulatur auf, um das malade Knie zu entlasten. Seine Eleganz und Leichtigkeit als Libero oder Mittelfeldspieler, seine &bdquo;wunderschönen“ Beine, die die Space Girls besangen, waren das Ergebnis harter Arbeit. 2005 wählten die Fans ihn in Arminias Jahrhundert-Elf. Als Trainer war Stratos unter anderem bei Fortuna Köln und BFC Dynamo Berlin tätig, außerdem als Co-Trainer von Michael Skibbe bei der griechischen Nationalmannschaft. Es mit jetzt 56 Jahren als Cheftrainer noch ganz nach oben zu bringen, hat er abgehakt. "Dafür muss man heutzutage ja unter 40 sein", sagt er süffisant. Seit eineinhalb Jahren ohne Verein, möchte Stratos gern bald wieder eine Mannschaft übernehmen. Aber ruhig eine kleinere, auch unterhalb der Regionalliga. "Ich bin die Reiserei leid und möchte es von zu Hause in Enger machen können", sagt er. Vielleicht bleibt so ja auch mehr Zeit, um Arminias Spiele mitzuverfolgen. Seinem Ex-Verein wünscht er nur das Beste: "Dass es im Aufsichtsrat bald mehr Mitglieder mit Fußballexpertise gibt, die das Handeln der sportlich Verantwortlichen kompetent beurteilen können." Und dass Publikum, Sponsoren und Medien Mannschaft, Trainer und Sportchef Zeit einräumen. "Es wird anfangs vielleicht holpern, die Sicherheit kommt erst mit den Spielen", sagt Thomas Stratos. "Aber sie wird kommen. Da bin ich sicher."

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