
Bielefeld. Dass ein Cheftrainer nach einem bitteren Abstieg mit Applaus von den eigenen Anhängern verabschiedet wird, hat im Fußball eher Seltenheitswert. Insofern waren die Szenen nach der 1:2-Niederlage von Arminia Bielefeld gegen Wehen Wiesbaden und dem damit verbundenen Sturz in die 3. Liga durchaus bemerkenswert.
Der DSC-Coach holte sich vor der Südtribüne Ovationen ab und wurde mit "Uwe, Uwe"-Rufen gefeiert. Ob es für den 51-Jährigen trotz des Rückhalts bei den Fans nach dem Abstieg bei Arminia weitergeht, ist noch unklar. DSC-Geschäftsführer Christoph Wortmann wollte eine Weiterbeschäftigung Koschinats nicht kategorisch ausschließen.
"Natürlich werden wir mit ihm sprechen", sagte Wortmann im Anschluss an das Relegationsrückspiel über den Trainer, dessen Vertrag sich nur im Falle des Klassenerhalts automatisch verlängert hätte. Die Frage, wer bei Arminia in der kommenden Saison auf der Trainerbank sitzt, wird auch der neue Sportchef beantworten müssen. Es ist ein offenes Geheimnis, dass Michael Mutzel diesen Posten bekleiden soll. Die offizielle Vorstellung dürfte nicht mehr lange auf sich warten lassen. "Ich werde zeitnah Unterstützung erhalten", erklärte Wortmann vielsagend.
Vor Arminia liegt viel Arbeit
Auf das Duo wartet eine Menge Arbeit. Die Drittligasaison beginnt am 4. August. Nach Informationen dieser Redaktion besitzen lediglich Wintertransfer Christopher Schepp sowie die zuletzt ausgeliehenen Sebastian Müller (Hallescher FC) und Vladislav Cherny (SC Wiedenbrück) einen gültigen Vertrag. Auch Fabian Klos hat signalisiert, bleiben zu wollen. Neu dazukommen soll Gerrit Gohlke (Waldhof Mannheim). Dass die Zeit nach dem Abstieg drängt, weiß auch Wortmann. "Es geht ab Mittwochmorgen direkt in den kompletten Neuaufbau."
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Auf die Frage, ob er sich daran beteiligen, einen Verbleib in Betracht ziehen würde, äußerte sich Koschinat zurückhaltend. "Ich habe ausgestrahlt, dass ich sehr, sehr gerne für diesen Verein arbeite." Anbieten wolle er sich aber nicht. Über die Reaktionen der Zuschauer meinte der Trainer: "Ich habe für Arminia gebrannt und die Menschen haben das gespürt und mir für die geleistete Arbeit Respekt gezollt." Er habe sich zudem "anständig bedanken" wollen. Dass er bei den Fans aufgrund seiner Art Ansehen genießt, ist ein Pluspunkt für Koschinat. Zudem kennt er die 3. Liga.
Auf der anderen Seite ist die sportliche Mission des Coaches mit dem Abstieg gescheitert. Nach anfänglichem Aufschwung zeigte seine Mannschaft vor allem in den entscheidenden Partien gegen Magdeburg und im Relegationshinspiel gegen Wehen Wiesbaden erschreckende Vorstellungen. "Ich habe den Abstieg nicht verhindert. Das ist supernegativ. Ich hätte es besser machen müssen", räumte auch Koschinat ein. Es wäre sein "absoluter Traum" gewesen, Arminia in eine komplette Saison in der 2. Bundesliga zu führen. Womöglich kann sich der Trainer seinen Traum in abgespeckter Variante eine Liga tiefer doch noch erfüllen.