Wo sich Arminia Bielefelds Kader im Winter verändern kann – und muss

Bielefeld. Vor der "Woche der Wahrheit" zieht sich Arminia Bielefeld einmal mehr in seine Wagenburg zurück. Kein einziges öffentliches Training ist für die acht Tage zwischen dem 0:1 in Fürth und dem Heimspiel gegen den 1. FC Kaiserslautern (Samstag, 20.30 Uhr) angesetzt. Was an der Friedrich-Hagemann-Straße passiert, bleibt an der Friedrich-Hagemann-Straße – nur galt dies zuletzt, glaubt man den Aussagen der Beteiligten, auch für gute Trainingsleistungen. Gemessen wird jeder Einzelne im Kader daran, was er am Spieltag zu leisten vermag. Kaum einer der Arminia-Profis erreichte über die bisherige Hinrunde hinweg Normalform. Und auch wenn es aus der zuletzt extrem medienscheuen Abteilung Sport um Geschäftsführer Samir Arabi noch keinen öffentlichen Kommentar zu personellen Aktivitäten in der Winterpause gab, so ist hinter vorgehaltener Hand klar: Es muss und wird einiges passieren. Potenzielle Streichkandidaten gibt es einige. So etwa Stefanos Kapino: Der Grieche überzeugte als Stammtorhüter nicht, verletzte sich dann und sitzt nun dauerhaft auf der Tribüne. Er ist in der Rangfolge hinter Talent Arne Schulz abgerutscht. Seine oft hadernde Körpersprache war ein Sinnbild des verkorksten Saisonstarts, weshalb er gegenüber Martin Fraisl, der solide hält und viel extrovertierter seine Vorderleute anpeitscht, chancenlos wirkt. Wer bei Arminia Bielefeld auf dem Abstellgleis steht Auch unter den Feldspielern gibt es Wechselkandidaten. Eine Leihe von Burak Ince wirkt überfällig: Unter Daniel Scherning spielt der 18-jährige Türke keine Rolle, braucht aber dringend praktische Erfahrung. Deutlich näher dran ist mit bislang elf Einsätzen Linksverteidiger George Bello, doch auch er hat nicht nachgewiesen, Arminia in der jetzigen Lage zuverlässig helfen zu können. Hinten rechts ist Silvan Sidler in der Rangordnung noch hinter Christian Gebauer zurückgerutscht. Er begann die Saison als Stammkraft, überzeugte nicht und rutschte nun mehrfach aus dem Kader. Perspektivlos ist unterdessen ein Ausgeliehener: Mateo Klimowicz verspielte seine Startelfchancen leichtfertig, ist in der Verteidigungsarbeit nicht mannschaftsdienlich genug. Technisch versiert, kämpferisch limitiert: Diese Attribute passen schlicht nicht in den harten Zweitliga-Abstiegskampf. Ein Abbruch der Leihe könnte zumindest ein kleines Gehalt einsparen. Da mindestens ein "Königstransfer" im mit acht Spielern üppig besetzten zentralen Mittelfeld für die Rückrunde unabdingbar ist, sind auch Ex-Kapitän Manuel Prietl und der öfter eingesetzte, aber inkonstante Sebastian Vasiliadis nicht völlig davor gefeit, im internen Ranking weiter abzurutschen. Die meisten Genannten eint, dass sie nicht zu den Topverdienern zählen. Allerdings will Arminia im Winter auch Geld einnehmen, ja muss es sogar. Durch prominente Spätsommertransfers wie Bastian Oczipka, Lukas Klünter und Fraisl ist der Spielraum im ursprünglich geplanten Zweitliga-Etat von etwa 14 Millionen Euro trotz teils lukrativer Verkäufe (Florian Krüger, Jacob Laursen) begrenzt. Externe finanzielle Hilfen sind nicht in Sicht, und auch das Bündnis Ostwestfalen will dem Vernehmen nach seiner Rolle treu bleiben, sodass plötzliche Zuschüsse nicht zu erwarten sind. Abermals sind Verkäufe denkbar So rücken abermals auch Transfererlöse in den Fokus: Masaya Okugawa, Robin Hack, Andrés Andrade und Guilherme Ramos – sie zählen aufgrund langfristiger Verträge zu denkbaren Kandidaten. Allerdings hat der Marktwert bei diesen Akteuren gelitten, das wissen potenzielle Abnehmer. Sportlich schmerzhaft wäre unabhängig von Formschwankungen jeder einzelne dieser Abgänge. Ein Abstieg in die 3. Liga aber, der in jetziger Konstellation nicht unwahrscheinlich ist, käme Arminia allein durch ein zweistelliges Millionen-Minus bei den TV-Geldern noch viel teurer. Um dieses abzuwenden, braucht der DSC jeweils einen Schlüsseltransfer in Mittelfeld und Sturm, vielleicht auch einen ballsicheren und kompromisslosen Innenverteidiger. Charakterstärke, Erfahrung in dieser Situation, Führungspotenzial und ein Qualitätsgewinn: Günstig ist dieses Spielerprofil, selbst bei Leihgeschäften, eher nicht. Doch Arminia hat kaum eine andere Wahl, als ins kalkulierte Risiko zu gehen. Bis zum Vorbereitungsstart Anfang Januar hat der DSC noch zwei Monate Zeit, die existenziell wichtige Planung voranzutreiben.

Meistgelesen