Arminia-Gegner RB Leipzig im Check: "Für mich ist das kein Verein"

Bielefeld. Red Bull Leipzig - wohl jeder ordnet das "RB"-Kürzel vor Arminia Bielefelds nächstem Gegner dem Zuckergetränk aus der Dose zu. Dabei ist und bleibt das zumindest in Deutschland ein Irrlaube: Vereinsnamen zu Werbezwecken sind gemäß DFL-Satzung schließlich nicht erlaubt. Noch nicht. Also gastiert der DSC am Samstag (Anstoß 15.30 Uhr) offiziell bei RasenBallsport Leipzig. Es ist nicht die einzige Hintertür, durch die die Sachsen auf ihrem raketen- und doch wenig märchenhaften Aufstieg geschlüpft sind. RB Leipzig polarisiert. Wem der derzeitige Bundesliga-Tabellenvierte ein Dorn im Auge ist, spricht ihm gar den Vereinsstatus ab. Auf dem Papier können die Rasen-Baller dem widersprechen, der Blick auf die inneren Strukturen aber offenbart rasch ein anderes Bild. 19 ausgewählte Mitglieder wählen Aufsichts- und Ehrenrat - fast ausschließlich Angestellte bei Red Bull oder Unternehmen, die eng mit dem Getränkekonzern aus dem österreichischen Fuschl am See verbandelt sind. Fans können dagegen keine Mitgliedschaft mit Stimmrecht erhalten. Die Vereinsführung kontrolliert sich damit seit der Vereinsgründung 2009, als Leipzig das Viertliga-Startrecht des SSV Markranstädt übernahm und mit etlichen Millionen einen vorhersehbaren Höhenflug hinlegte, de facto selbst. Die 50+1-Regel, die eigentlich Klubübernahmen durch Investoren verhindert, kann in dieser Konstruktion unterwandert werden. Im Fußball wird Leipzigs Erfolg alles untergeordnet Der übergeordnete Zweck des Klubs ist Marketing für den bekannten Energydrink, von dem mittlerweile sieben Milliarden Dosen pro Jahr konsumiert werden. Das dafür errichtete Netzwerk sucht seinesgleichen. Es reicht von internationalen Fußball- und Eishockeymannschaften über ein Formel-1-Team, das sich bereits mit mehreren Weltmeistertiteln gekrönt hat, bis hin zum umfangreichen Sponsoring von Extremsport-Events. Dafür stand in den vergangenen Jahren ein Milliarden-Budget zur Verfügung. Im Fußball ist RB Leipzig das Aushängeschild, dem alles untergeordnet wird. Offensichtlich wird das beim Transferverhalten zwischen Leipzig und RB Salzburg: Seit 2014 verging keine Saison ohne einen Wechsel zwischen den Red-Bull-Ablegern. Oft hat Leipzig dabei ein unausgesprochenes, aber finanziell attraktives Vorkaufsrecht für vielversprechende Talente. Während der spätere Armine Nils Quaschner 2015 den Durchbruch nicht schaffte, gehören Spieler wie der Konrad Laimer, Amadou Haidara und Dayot Upamecano zum Leipziger Stammpersonal - Laimer allerdings fehlt wie Nationalspieler Lukas Klostermann derzeit verletzungsbedingt. Dominik Szoboszlai, ein 20-jähriges Riesentalent, das sein Heimatland Ungarn kürzlich zur EM 2021 geschossen hat, könnte unterdessen im Winter der nächste Zugang aus Salzburg werden. Einzig Erling Haaland widerstand vor knapp einem Jahr dem Werben der großen Brause-Schwester, wechselte lieber zu Borussia Dortmund. Rejek: "Für mich ist das kein Verein" Die Ablehnung, die der Klub auch nach einem Jahrzehnt noch gerade aus traditionalistischen Fankreisen erfährt, ist hoch und würde außerhalb der Corona-Pandemie von Sprechchören bis zum Spielboykott der Anhänger reichen. Ob und in welchem Maß der Protest gerechtfertigt ist, darüber gibt es geteilte Meinungen. Leipzig jedenfalls geht mit seiner speziellen Rolle zuweilen aufreizend um, betitelt etwa eigene Erfolgsgeschichten in sozialen Medien immer wieder als wahr gewordenes Märchen und erregt damit seine Kritiker. Auch die jüngste Aussage von RBL-Vorstandboss Oliver Mintzlaff im Kicker, dass sich jeder Verein für Krisenzeiten "Polster erarbeiten" müsste, damit "nicht alles auf Kante genäht" sei und Kredite notwendig würden, verwunderte. Wurden doch bei Leipzig erst in diesem Sommer 100 Millionen Euro Schulden der Fußball-Abteilung vom Konzern in Eigenkapital umgewandelt. Über solche Geldspritzen kann die Konkurrenz, die seit Jahrzehnten mit einem ganz anderen Geschäftsmodell im Wettbewerb steht, nur staunen. Arminias Geschäftsführer Markus Rejek, seit Monaten gefordert als Corona-Krisenmanager, würde den Aussagen Mintzlaffs wohl mit einem gequälten Lächeln begegnen. Seine Einstellung zum nächsten DSC-Gegner ist eindeutig: Für Rejek ist Leipzig "ein Konstrukt, mit dem ich mich nicht identifizieren kann, weil das für mich kein Verein ist". Das sagte er vor einigen Wochen in einem WDR-2-Podcast. Moderator Sven Pistor hatte zuvor gefragt, für welche Klubs Rejek sich nicht vorstellen könne, zu arbeiten. Rejek führte RBL als Erstes auf. "Denn Leipzig führt den Fußball, wie wir ihn hier in Deutschland kennen, ad absurdum."

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