Bielefeld. Das war mal wieder typisch Arminia Bielefeld. Im Spiel gegen den Karlsruher SC schwankte die Stimmung auf den Rängen zwischen "zu Tode betrübt" und "himmelhoch jauchzend". Zum Glück für die Mannschaft und ihre Fans wechselten die Gefühlslagen in genau dieser Reihenfolge, denn am Ende stand ein 2:1-Sieg - der erste Dreier im eigenen Stadion in dieser Saison. Anstatt mit dem Makel einer Hinrunde ohne Heimerfolg weitermachen zu müssen, ist Arminen-Trainer Norbert Meier überzeugt: "Das wird neue Kräfte freisetzen."
Während des Spiels war Meiers Elf lange Zeit weit davon entfernt, Anlass für eine solche Prognose zu geben. Ein Großteil der DSC-Fans dürfte zur Pause keinen Pfifferling mehr auf die eigene Mannschaft gegeben haben. 0:1 im Rückstand gegen einen KSC, der das Spiel nach Belieben dominierte. "Das beste an der ersten Halbzeit war, dass wir nur mit einem Tor hinten lagen", fasste Meier die desolate Vorstellung seiner Schützlinge in einem Satz zusammen.
"Das war das schlechteste Spiel, seit ich das Arminia-Trikot trage", ordnete Julian Börner den DSC-Aufritt in noch nie dagewesener Deutlichkeit ein. Der Innenverteidiger sprach von "Arbeitsverweigerung" in der ersten Halbzeit: "Das war bodenlos."
Der DSC wirkte hilflos
Ein statischer, langsamer Spielaufbau zum einen, schlechtes Stellungsspiel und viele verlorene Zweikämpfe zum anderen sorgten dafür, dass sich beinahe ein Klassenunterschied offenbarte. Neben dem Tor in der 19. Spielminute durch Diamantakos gab es weitere hochkarätige Möglichkeiten für die Gäste.Die erneut veränderte Startelf des DSC wirkte hilflos. Christopher Nöthe, nach vielen Einsätzen auf der linken Seite nun rechts eingesetzt, fand keine Bindung zum Spiel, vermochte sich kaum durchzusetzen und harmonierte auch nicht mit Florian Dick.
Mit seinem Treffer zum 1:1-Ausgleich in der 77. Spielminute unterstrich Nöthe ("Ich war froh, dass mich der Trainer drin gelassen hat"), dass er wohl am effektivsten im Angriffszentrum, beziehungsweise im Strafraum, aufgehoben ist. Nöthe als zweite Spitze, Dennis Mast für die veränderte Taktik geopfert, der eingewechselte Christoph Hemlein als Rechtsaußen, dafür Christian Müller auf der linken Seite - soweit die personellen Änderungen zur zweiten Halbzeit.
Mental auf Kurs gebracht
Nach einer heftigen Kabinendiskussion hatten sich die Spieler zudem mental gegenseitig auf Kurs gebracht. "In der Pause haben wir uns ein paar deutliche Worte gesagt", betonte Fabian Klos. Als Norbert Meier ("Ich habe sie bewusst einige Momente allein gelassen") dann dazu kam, hatten sich die Gemüter wieder abgekühlt.Meier fand es gut, dass sich die Mannschaft während der Pause zusammengerauft hat. "Das war für mich ein Zeichen, dass Leben in der Truppe ist. Das ist doch besser so, als wenn alle stumm dasitzen. Die Mannschaft hatte den Glauben an sich nicht verloren."
Dies zeigte sich nach dem Ausgleich am deutlichsten. Nicht einen Moment dachten die Gastgeber daran, sich mit dem Punkt zu begnügen. Alle spürten, dass gegen die mittlerweile dezimierten Karlsruher noch mehr drin war. Die Gelb-Rote Karte gegen Enrico Valentini, erzwungen von Fabian Klos in der 66. Spielminute, "hat uns natürlich auch geholfen", meinte Julian Börner. Die Überzahl und das 1:1 beflügelten die Arminen.
Treffendes Schlusswort
Was dann folgte, passt unter die Überschrift: "Das Glück erzwingen". Der doppelte Pfostenschuss des eingewechselten David Ulm, der in der 84. Spielminute ins Tor trudelte, sorgte letztlich für das Happy End."Wir brauchen uns für nichts zu entschuldigen", betonte Norbert Meier nach dem Spiel mehrfach. Der DSC-Trainer und seine Schützlinge erinnerten daran, dass sich Arminia selten genug für ein gutes Spiel belohnt habe. "Im Fußball gleicht sich vieles aus", fand Norbert Meier ein treffendes Schlusswort.
Kommentar Noch viel zu tun Der Heimfluch ist besiegt, die 20-Punkte-Marke, die in der Branche als halbe Miete für den Klassenerhalt gilt, erreicht. Als Aufsteiger ist Arminia Zwölfter – eine respektable Hinrundenbilanz. Der Trend weist allerdings leicht nach unten – trotz vier Punkten in Folge. Nach ermutigenden Leistungen in Fürth und Kaiserslautern, gegen Sandhausen und Leipzig, lieferte die Mannschaft jetzt zwei Mal hintereinander spielerisch sehr schwache Vorstellungen ab. Insgesamt, das zeigen die vielen Unentschieden, bewegt sich die Mannschaft auf einem schmalen Grat zwischen Erfolg und Misserfolg. Das sollte der Klubführung eine Warnung sein. Es gibt keine Garantie, dass sich die Punktezahl automatisch bis Mai verdoppeln wird. Arminias Verantwortliche dürfen sich nicht auf dem Erreichten ausruhen, und das wissen sie. Verbesserungspotenzial gibt es in vielen Bereichen. Speziell in der Offensive, wo konstante Leistungen fehlen und eine optimale Formation gesucht wird. Kontakt zum Autor