So reagieren Vereine in OWL: „Lieber spielen wir ohne Zuschauer“

Bielefeld. Am vergangenen Wochenende hat der Fußball sein hässliches Gesicht gezeigt. Schmähgesänge und verunglimpfende Plakate gegen Dietmar Hopp, den Mäzen des Bundesligisten TSG Hoffenheim, führten zur Unterbrechung mehrerer Spiele in der Ersten und Zweiten Bundesliga. Die klassenhöchsten Vereine in Ostwestfalen-Lippe und das Fan-Projekt Bielefeld verurteilten unisono die Vorkommnisse in den Stadien. Arminia Bielefeld Für Zweitliga-Tabellenführer Arminia Bielefeld erklärte Daniel Mucha, Leiter Kommunikation und Marketing, auf Anfrage: &bdquo;Der DSC Arminia Bielefeld zeigt eine klare und grundsätzliche Haltung gegen jede Form von Verunglimpfungen und Ausgrenzungen. In unserem Stadion ist kein Platz für diskriminierende, rassistische oder menschenverachtende Verhaltensweisen. Wir unterstützen und initiieren präventiv soziale Projekte, um wichtige Werte wie Vielfalt, Respekt und Toleranz zu fördern." Zugleich betonte Mucha, es sei in der derzeitigen Debatte wichtig, &bdquo;Sachlichkeit zu wahren, miteinander im Gespräch zu bleiben und einen Konsens der Stadionkultur nicht zu gefährden". SC Paderborn Matthias Hack, Pressesprecher des Bundesligisten SC Paderborn, bestätigte indirekt, dass sich auch der SCP mit den Vorfällen des vergangenen Wochenendes befasst. Am Dienstag werde es &bdquo;einen Austausch auf Geschäftsführungsebene" geben. Am Mittwoch wolle dann Geschäftsführer Martin Hornberger Stellung dazu nehmen. SV Rödinghausen Alexander Müller, Geschäftsführer beim Regionalliga-Tabellenführer SV Rödinghausen, betonte, Fan-Aktionen wie die Schmähungen gegen Hopp seien &bdquo;grundsätzlich zu verurteilen – ohne Wenn und Aber". Der SV Rödinghausen, in den vergangenen Jahren wegen seines Mäzens Horst Finkemeier selbst häufig als &bdquo;Bayern München Ostwestfalens" kritisiert, hat nach Müllers Worten keine Erkenntnisse, dass derartige Fan-Protestaktionen in seinem Stadion geplant seien. &bdquo;Wir haben keine ausgeprägte Fan-Szene wie bei den großen Vereinen", betont er: &bdquo;Unsere Zuschauer tun sowas nicht." Zudem lässt sich der Verein bei Heimspielen jedes Banner zeigen, bevor es ins Stadion gebracht werden darf. Sollte es solche Aktionen wie am vorigen Wochenende doch einmal in Rödinghausen geben, würde der Verein, so Müller, &bdquo;rigoros reagieren". &bdquo;Wir würden ein Stadionverbot auf Lebenszeit aussprechen. Lieber spielen wir ohne Zuschauer als vor solchen Idioten." SC Verl Auch der SC Verl bezieht klar Stellung: &bdquo;Unsere Fans und wir als Verein unterstützen diese Aktionen nicht", erklärt Norbert Meyer, Leiter Marketing und Kommunikation beim Regionalligisten. &bdquo;Es darf nicht sein, dass eine einzelne Person so massiv angegangen wird. Persönliche Beleidigungen mit Bannern und Hassplakaten gehören nicht ins Stadion." Aktionen wie gegen Hopp schließt Meyer im eigenen Stadion aus: &bdquo;Unsere Fans sind keine Ultras." Im Fall der Fälle würde sich der Verein an dem Drei-Stufen-Plan orientieren (zweimal Spielunterbrechung, dann erst Abbruch) und direkt auf die Verler Fans zugehen – sowohl die Mannschaft als auch die Offiziellen. &bdquo;Bei Missachtung würde die Mannschaft jedoch den Platz verlassen und der Verein entsprechende Fans mit lebenslangem Stadionverbot belegen. Beim Sportclub ist kein Platz für Hetze, Diskriminierung oder Rassismus." Fan-Projekt Bielefeld Auch aus Sicht des Fan-Projekts Bielefeld sind die gezeigten persönlichen Beleidigungen und Symboliken weder legitime noch legale Ausdrucksformen von Kritik: &bdquo;Wir lehnen sie ab." Gleichwohl begrüßt das Projekt fanpolitisches Engagement und kreativen Protest, vor allem über Vereinsgrenzen hinweg. &bdquo;Leider machen Fans häufig die Erfahrung, dass Kritik erst ernst und wahrgenommen wird, wenn sie Grenzen überschreitet." Aus der Sicht des Fan-Projekts müssen die Vorgänge in einem Gesamtzusammenhang betrachtet werden. &bdquo;Sie stehen in Verbindung mit den seit über zehn Jahre andauernden Protesten gegen Dietmar Hopp, der als Symbolfigur für die Kommerzialisierung des Fußballs in Deutschland gilt. Gleichzeitig hat der DFB, auch auf Druck aus den Fankurven, vor geraumer Zeit öffentlich erklärt, von Kollektivstrafen abzusehen. Durch den Ausschluss aller Dortmunder Fans von den Spielen in Sinsheim in den nächsten zwei Jahren ist der Verband von seiner eigenen Zusage wieder abgerückt. Dies hat dazu geführt, dass sich Fans verschiedener Vereine mit jenen aus Dortmund solidarisiert haben", heißt es in einer Stellungnahme. Nun sei es wichtig, die Eskalationsspirale auf allen Seiten zurückzudrehen und zu einer sachlichen Aufarbeitung und Auseinandersetzung zu finden. Gleichwohl wollte das Fan-Projekt ähnliche Proteste bei einem Heimspiel des DSC Arminia nicht ausschließen. &bdquo;Je nachdem, wie die Diskussion in den kommenden Tagen geführt wird, sind in allen Stadien Deutschlands öffentlichkeitswirksame Statements der Fanszenen denkbar."

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