Der SC Verl träumt von der 3. Liga - das sind die Hürden

Verl. Eine Kleinstadt lebt ihren Traum: Fußball-Regionalligist SC Verl ist nach dem Rückzieher von Tabellenführer SV Rödinghausen drauf und dran, erstmals in die 3. Liga aufzusteigen und damit auf nationaler Ebene kicken zu dürfen. Die Hürden bis dahin sind enorm: Zwei hartnäckige Traditionsklubs aus dem Ruhrgebiet lauern den Schwarz-Weißen auf, das Zulassungsverfahren des DFB hat insbesondere bei der Stadionfrage seine Tücken. Und: Selbst als Meister, respektive Zweiter hinter Rödinghausen, wäre der Verler Aufstieg noch lange nicht perfekt. Der Einzug ins DFB-Pokal-Achtelfinale und ein Schnitt von mehr als 2,3 Punkten pro Ligaspiel: Mit diesen Werten kann in dieser Saison nicht einmal Zweitliga-Primus Arminia Bielefeld, der ähnlich überraschend zum Spitzenteam seiner Spielklasse wurde, konkurrieren. Der Sportclub Verl befindet sich mitten in der erfolgreichsten Saison seiner Vereinsgeschichte, kurzfristig geplant war der Erfolg nicht. &bdquo;Beängstigend, das ist nicht der richtige Ausdruck", sagt der Vorsitzende des Viertligisten, Raimund Bertels. &bdquo;Beeindruckend trifft es besser. Wir haben uns eine einmalige Chance erspielt und pushen uns immer weiter." 49 Punkte holte der SCV aus bislang 21 Spielen, Rödinghausen weist bei drei zusätzlich absolvierten Spielen sieben Zähler mehr auf. Der SVR kündigte jedoch vor einer Woche an, keine Lizenzierungsunterlagen einzureichen – unter anderem aufgrund seines den Vorgaben nicht genügenden Stadions. Nun spekulieren in Rot-Weiss Essen und Rot-Weiß Oberhausen zwei Kontrahenten aus dem Ruhrgebiet auf den nächsten ostwestfälischen Rückzieher. &bdquo;Aber da muss ich unsere Gegner enttäuschen", entgegnet Bertels. &bdquo;In jedem Fall" werde Verl laut dem 52-Jährigen bis zum Ablauf der Bewerbungsfrist am 2. März seinen Hut in den Ring werfen. 10.000 Zuschauer? "Ich halte das für nicht angemessen" Das Zulassungsverfahren zur höheren Spielklasse bereitet dem drittliga-erprobten SC Verl nichtsdestotrotz viel Arbeit: Im Vergleich zur zweigleisigen Regionalliga Nord, die bis 2009 existierte, stellt der Deutsche Fußball-Bund (DFB) viel höhere Anforderungen an alle Bewerber. Zwischen ehemaligen Deutschen Meistern wie Eintracht Braunschweig und dem 1. FC Kaiserslautern sowie &bdquo;Dorfvereinen" wie Großaspach, Lotte oder nun Verl wurde und wird dabei kein Unterschied gemacht. Für ein TV-taugliches Flutlicht von 800 Lux Stärke und eine Rasenheizung können Drittliga-Neulinge zumindest per Ausnahmegenehmigung eine einjährige Frist erwirken, um bei einem direkten Wiederabstieg nicht vergebens hohe Summen in den infrastrukturellen Ausbau investiert zu haben. Auch die Richtlinie, vier zusätzliche Vollzeitstellen in der Geschäftsstelle zu schaffen, &bdquo;macht mir keine Sorgen", meint Verls Vorsitzender. Doch eine Heimspielstätte, die 10.001 Besucher aufnehmen kann, muss Verl schon zum Saisonstart Ende Juli vorweisen. &bdquo;Ich halte die Zahl für nicht angemessen", sagt Bertels. Diese Bedingung vermittele den Eindruck, als wolle man &bdquo;die kleinen Vereine eher nicht in der Liga haben". Tatsächlich stellt sich die Frage, ob der SC Verl zu Ligapartien jemals eine solche Zuschauerzahl begrüßen wird. Bislang wird die plötzliche Verler Transformation aus dem Viertliga-Mittelmaß zum ersten Aufstiegskandidaten vom Publikum eher mäßig goutiert: Statt 900 Besuchern in der Vorsaison kommen im Schnitt nun 1.100 Zuschauer in die 5.153 Besucher fassende heimische Sportclub-Arena, die damit nur zu etwa 20 Prozent ausgelastet ist. Im Austausch mit Arminia und dem SC Paderborn Eine kurzfristige mobile Ertüchtigung mittels Stahlrohrtribünen ist laut Vereinschef Bertels ebenso möglich wie ein Umzug in die Schüco-Arena in Bielefeld oder die Paderborner Benteler-Arena. &bdquo;Wir haben uns mit den Verler Verantwortlichen bereits ergebnisoffen ausgetauscht", bestätigt Christian Venghaus, Leiter Spielbetrieb und Organisation bei Arminia. &bdquo;Für die Stadionmiete würden wir höhere Kosten einkalkulieren müssen", räumt Bertels indes ein. &bdquo;Auch unser Etat würde wohl der kleinste aller Drittligisten sein." Es könnte nur ein kurzes Vergnügen im Profifußball werden. &bdquo;Aber wir wollen unseren Fans diesen Traum nicht nehmen." Dazu kommt: Selbst wenn die Verler ihre Tabellenposition bis zum Saisonfinale souverän verteidigen, werden sie bis Ende Mai über ungelegte Eier diskutieren: Dann nämlich trägt der höchstplatzierte aufstiegswillige Klub der Regionalliga West zwei Relegationspartien gegen den Sieger der Nordost-Staffel aus, vermutlich Lok Leipzig oder Energie Cottbus. Nur der Sieger steigt in die 3. Liga auf – und hat dann gut sieben Wochen Zeit, die Vereinsinfrastruktur der Profiliga anzupassen.

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