
Von
Patrick Albrecht
09.06.2016 | 17.08.2016, 14:29
Albrechts Arminia
Kolumne: Verein und Fans zeigen sich vom 57-Jährigen größtenteils enttäuscht
Bielefeld. „Lieber drei weitere Jahre bei Arminia als ein Jahr in der Bundesliga bei einem anderen Verein". So hatte sich Norbert Meier noch vor einigen Wochen in einem NW-Interview sinngemäß ausgedrückt. Gut drei Wochen später ist wieder einmal deutlich geworden: Verträge, aber vor allem derartige Treuebekenntnisse sind im Fußball nur noch bedeutungslose Worthülsen.
Was Verein und Fans aber vor allem verstimmt, ist die Art und Weise, wie Meier seine Wechselabsichten kommuniziert beziehungsweise nicht kommuniziert hat. Zu Recht. Es ist nicht die feine Art, sich in den Urlaub zu verabschieden und mit einem anderen Verein auf einen Wechsel zu einigen, ohne persönlich Sportchef Samir Arabi oder Geschäftsführer Gerrit Meinke darüber in Kenntnis gesetzt zu haben. Meinke hätte „erwartet, dass er sich selber meldet."
Auch DSC-Präsident Hans-Jürgen Laufer zeigte sich „menschlich enttäuscht" von Meier. Eine verständliche Sichtweise, auch wenn sich Meier mittlerweile bei Samir Arabi gemeldet und seine Wechselabsichten kundgetan hat. Zu spät, da der Coach sich mit seinem zukünftigen Arbeitgeber zu diesem Zeitpunkt schon längst einig war. Nicht nur Arminia hat Norbert Meier viel zu verdanken, sondern auch umgekehrt. Er hätte diesen Wechsel wesentlich professioneller kommunizieren können.
Nichtsdestotrotz ist der Wechsel grundsätzlich nachvollziehbar. Natürlich besteht die Gefahr, dass der 57-Jährige eine langfristige Perspektive bei Arminia gegen ein einjähriges Intermezzo in der Bundesliga eintauscht. Dennoch wird es aller Voraussicht nach seine letzte Chance sein, noch einmal in im Signal-Iduna-Park gegen den BVB oder in der Allianz-Arena gegen die Bayern auf der Trainerbank zu sitzen. Zuzutrauen ist ihm der Klassenerhalt mit den Darmstädtern auf jeden Fall.
Norbert Meier ist nach dem Abstieg in die dritte Liga nicht weggelaufen, sondern blieb dem Klub treu, schaffte den direkten Wiederaufstieg, hielt im Jahr darauf souverän die Klasse und führte Arminia in der Zwischenzeit in das Halbfinale des DFB-Pokals. Er hat tolle Arbeit geleistet, das weiß auch Arminias Führungsriege rund um Samir Arabi und Gerrit Meinke. Sie werden den Wechsel sicherlich seriös über die Bühne bringen, eine angemessene
Ablösesumme erzielen und einen geeigneten Nachfolger finden. Der Trainer ist zwar auf dem Sprung, an fähigen Leuten mangelt es im Klub dennoch nicht.
Wer die Trainer-Nachfolge bei Arminia antreten könnte, bleibt zunächst Spekulation. Zum einen könnte es ein jüngerer, ambitionierter Fußballlehrer aus einer unteren Spielklasse werden, der ein Faible für junge und entwicklungsfähige Spieler mitbringt. Wie schon oft berichtet, passt Rüdiger Rehm - momentaner Trainer vom Drittligisten Sonnenhof Großaspach - am besten in diese Beschreibung. Sicherlich eine gute Wahl, da er trotz seiner jungen 37 Jahre seit Längerem kontinuierliche und erfolgreiche Arbeit leistet. Vielleicht wird es aber auch jemand ganz anderes, man darf gespannt sein.
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